Mozzarella, das Blut Christi und Bud Spencer - über die Region Kampanien

Italien, Roberto Genovese, Caseifici Artigiani aus Kampanien, macht noch mit Hand den Mozzarella

So wie der berühmte neapolitanische Tenor Enrico Caruso zeitlebens ein zwiegespaltenes Verhältnis zu seiner Heimatstadt Neapel hatte, so gespalten ist meine Ansicht über diese Region, in der Italien wohl noch immer Italien ist, wo ich noch auf jenes Uritalien treffe, das in den romantischen Filmen der 1950er Jahre ein so sympathisches Italien zeichnete.

Neapel erforschen ohne Geld, Schmuck und Kamera, um nicht Opfer eines Raubes zu werden, Capri als Umschlagplatz von Touristen und Müllberge rund um Neapel - das ist das eine Gesicht der Region; sanft ans kieselige Ufer klatschende Meereswellen in Marina del Cantone am südwestlichsten Ende der Sorrentina, jener Halbinsel, die im Norden von Sorrent und im Süden von der Amalfitana beherrscht wird; das Cilento mit langen Sandstränden, einem riesigen Nationalpark und verträumten Dörfern - das ist das andere Gesicht Kampaniens.

Dazwischen finde ich Menschen, wie den Taxifahrer, der mich Kapitalist nannte, weil ich mit dem Taxi von Neapel nach Sorrent fuhr (er mich allerdings bereits an der Ortseinfahrt rausschmiss, weil er schlecht sah und es bereits dunkelte [ ... weiterlesen]); oder eine junge Deutsche, die fast schon an den Felsen der Monti Lattari oberhalb von Sorrent eine Landwirtschaft betreibt oder Professore Ercolano in Sorrent, der schon 1984 dort ein seriöses Reisebüro betrieben hat und es wohl noch heute führt (mein letzter Kontakt mit ihm liegt auch schon wieder ein paar Jahre zurück).

Zugegeben, noch kenne nicht nicht ganz Kampanien. Eine Reise führte mich von Rom kommend die Küste entlang zur sagenumwobenen Akropolis von Cumae, wo Sibylle aus Babylon orakelte, zu den Teufelsschlünden auf den Campi Flegrei, wo sich die Erde auftut, heiße Luft und dampfendes Wasser an die Oberfläche tritt, wo sich ganze Dörfer absenken und wieder heben; meine Reise führte mich dann, wie alle anderen auch, nach Sorrent, wo ich im Hotel Hermitage oben in Massa Lubrense wohnte, wie bei meiner ersten Reise 1984! Dazwischen wohnte ich auch in anderen Hotels, aber stets etwas außerhalb von Sorrent. Da ist der Blick über den Golf von Sorrent doppelt so schön! Ich kenne Caserta mit dem Königsschloss, die Autobahnen quer durch Kampanien und natürlich die Sorrentina, die Halbinsel. Im Garten der Villa Rufolo in Ravello blicke ich gerne hinunter in Richtung Amalfi, wo Flavio Gioia um 1300 den Kompass erfunden Kampanien, Blick auf die Insel Prócida im Golf von Neapel hatte. Ich war auf Capri, Ischia und fuhr an Prócida vorbei, der wahrscheinlich schönsten Insel im Golf von Neapel für Italienliebhaber. Ich habe einen Fluglotsenstreik am Flughafen von Neapel erlebt [... weiterlesen] und war mit einem Salzburger Reisebus knapp unter dem Gipfel des Vesuvs.

Ja, und aus dieser Region stammt der originale Büffelkäse, mozzarella, den Roberto Genovese, Caseifici Artigiani [frei übersetzt: handwerklicher Käser] noch mit Hand macht (siehe Bild oben). Aus dieser Region stammt nicht nur der eingangs erwähnte Enrico Caruso, sondern auch Carlo Pedersoli, besser bekannt unter seinem Schauspielernamen Bud Spencer. Eine besonders sympathische Rolle von ihm war "Plattfuß", ein neapolitanische Kriminalinspektor, der den Kleinen zu ihrem Recht verhilft und dabei ein durchaus reales Bild der Gesellschaft von Neapel bietet. Ich erinnere mich noch an die Filmmusik, nicht nur von Plattfuß, die von Guido & Maurizio De Angelis stammte. Ein Gläschen, nein, besser gleich ein Fläschchen Lacrima Christi, den Wein, der auf den Hängen des Vulkans Vesuv reift, habe ich mir auch immer wieder gegönnt. Des Weines Farbe ist tatsächlich des Blutes Christi's Farbe, denke ich halt'.

Bilder von meinen Reisen in Kampanien (Auswahl) gibt es auf dieser Seite, Links über die Region finden Sie auf meiner Regionen-Übersicht und Link-Übersicht.
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