Literaturtipps, Reiseliteratur, kulinarische Bücher ...gelesen von Peter Krackowizer
Eigentlich wollte ich nur Buchtipps für Italien anlegen. Aber mit der Zeit wuchsen die gelesen Titel an und irgendwann war auch das erste Buch dabei, das nicht von Europa handelt. Daher fange ich hier mit einer "Rubrik Bücher aus aller Welt" an.
Bücher auf dieser Seite:
Neu!
Tuschetien entdecken. Ein Kultur- und Naturreiseführer für Georgien.
Neu!
Tuschetien. Kultur- und Naturraumwandel im Großen Kaukasus.
Swanetien entdecken
Armenien. Kultur. Natur. Menschen.
Er ging voraus nach Lhasa. Peter Aufschnaiter. Die Biografie.
Marokko. Menschen und Landschaften am Great Himalaya Trail.
Atlas der ungewöhnlichsten Orte
Hütten: Einsame, ruhige, magische Orte jenseits der Zivilisation
Im Schatten des Pols: Auf Shackletons Spuren im härtesten Meer der Welt
Die Weltreise Seiner Majestät Korvette Saida
Usbekistan, auf der Suche nach der Märchenwelt
Weites Land Mongolei
Das andere Ladakh
Mandalay - eine Reise ins Innere Birmas
Auf dem Landweg nach Asien
Ein gut recherchiertes Handbuch für Tuschetien-Reisende
Der Kultur- und Naturreiseführer ist in A5-Format und bietet eine Fülle von Informationen. Auch aktuelle Themen wie die Auswirkungen des Klimawandels, die touristische Entwicklung oder das kulturelle und ökologische (Welt-)Erbe werden behandelt.
Interessant finde ich, dass im ersten Kapitel – nach Tuschetien reisen – die Frage gestellt (und beantwortet wird): Warum nach Tuschetien reisen? Bevor die einzelnen Gebiete in Tuschetien beschrieben werden, informieren ein Kapitel über die Geschichte des Landes und das kulturelle und ökologische (Welt-)-Erbe Tuschetiens. Die einzelnen Regionen werden sehr genau beschrieben. Es gibt Wandervorschläge. Die Infrastruktur für Touristen ist mancherorts erstaunlich gut, was Übernachtung und sanitäre Einrichtungen anbelangt. Die Wegweiser sind in westeuropäischer und georgischer Schrift beschriftet.
Immer wieder gibt es Informationen in Kästen oder mit anderer Farbe hinterlegt über Religion, Heiligtümer, Architektur, historische Reiseberichte und anderes. Natürlich auch über die traditionelle Fernweidewirtschaft der Schafzucht (Transhumanz).
Vielen Bilder ergänzen die einzelnen Kapiteln, sind jedoch aufgrund die Vielzahl meist eher klein, aber durchaus aussagekräftig. Der Text ist etwas eingerückt und in dieser Randspalte geben die Autoren immer wieder Lesetipps im Internet sowie Kapitel Untertitel, um die Textunterteilung übersichtlich zu gestalten.
Was ich auch sehr gut finde, ist die Beschriftung jedes Bildes mit Hinweis, in welchem Jahr es aufgenommen wurde. Selbstverständlich werden dann alle Teilgebiete der Region genauer beschrieben (Tschaghma im Osten, Gomezari im Süden, Pirikita im Norden und Zowa im Westen). Auf lokalen Kartenausschnitten kann man sich orientieren, wo Straßen oder Wanderwege zu finden sind.
Weniger gut fand ich die in roter Farbe gedruckten Texthervorhebungen. Diese Textteile lassen sich aufgrund des eher hellen Rottons schlechter lesen (vor allem abends bei Leselicht). Auf einigen Seiten habe ich es auch als zu viele Hervorhebungen empfunden, worunter die Übersichtlichkeit etwas leidet.
Kleine Übersichtskarten erleichtern die Orientierung. Anhand dieses Reiseführer erhält der Leser einen guten Überblick über die Besichtigungs- und Wandermöglichkeiten in dieser fernen Ecke – von Europa gesehen.
Autoren: Stefan Applis, Florian Mühlfried; erschienen 2025 im Mitteldeutschen Verlag, ISBN 978-3-96311-984-2
Informatives und umfassendes Buch dieser Region im Kaukasus
Schon das Titelbild weist darauf hin, dass in Tuschetien die Schafzucht und mit ihr die Transhumanz von großer wirtschaftlicher Bedeutung sind. Bei der Transhumanz weiden die Schafherden im Laufe des Sommers zwischen verschiedenen Klimazonen oder Höhenstufen.
Wer Bilder aus Tuschetien in größeren oder Seitenfüllenden Formaten sehen möchte, sollte sich dieses Buch zulegen. Obwohl als Bildband bezeichnet, bietet dieses Buch auch ausreichend Information zu den einzelnen Kapiteln. Natürlich nicht so umfangreich wie im Kultur- und Naturreiseführer (erschienen im selben Verlag), den ich als Ergänzung empfehlen würde. Neben einem Überblick über das Land gibt es ein Kapitel über das Biosphärenreservat „Drei Alasani-Flüsse“, ein Kapitel über Wolle, Schafe und Schäfer oder über die Vielfalt an Weiden, Käse, Gärten und Feldfrüchten. Das Kapitel über die Architektur der Bergdörfer mit vielen Bilder führt den Leser in eine heute vergessene Zeit der befestigten Dörfer mit Wehrhäusern und -türmen.
Auch der Religion ist, neben anderen, ein eigenes Kapitel gewidmet. Die Frage, wie die in Tuschetien praktizierte Religion zu benennen sei, ist in der Fachliteratur umstritten. Sie sei heidnischen Ursprungs sagen einige, sie trage Spuren eines iranische Erbes, sagen andere. Manche halten sie für eine alte Form des Christentums. Die Georgisch-Orthodoxe Kirche versucht seit der postsowjetischen Zeit die heidnisch anmutenden Praktiken zu verdrängen. Aber die Tuschen beten weiter Stein-Heiligtümer an und meinen, sie seien normale Christen „aber wir beten auch Steine an“. Interessant ist auch, dass manche Heiligtümer für Frauen tabu sind, ja sogar vorbeiführende Straßen sind bei eigenen Heiligtümern für Frauen nicht passierbar.
Der Leser erfährt in Wort und Bild, wie die Wolle vom Rücken der Schafe auf den Rücken der Schäfer kommt oder über die Vielfalt an Weiden und Käse, Gärten und Feldfrüchten. Schließlich werden auch die räumlichen Auswirkungen des Tourismus behandelt.
Interessant bei diesem Buch ist auch die dreisprachige Beschriftung der Bilder in Deutsch, Englisch und Georgisch. Darüber hinaus gibt es ein Beiheft, in dem die Buchtexte ins Englische und Georgische übersetzt wurden. Zusammen mit dem Buch „Swanetien entdecken“ und dem Kultur- und Naturreiseführer für Tuschetien (beide erschienen im selben Verlag) kann ich mir schon ein gutes Bild dieser Georgischen Regionen im Kaukasus machen.
Autoren: Stefan Applis, Gwendoline Lemaitre, Florian Mühlfried; erschienen 2025 im Mitteldeutschen Verlag, ISBN 978-3-68948-035-6
Der Buchtitel „Swanetien entdecken“ wird dem Inhalt vollkommen gerecht.
Dr. Stefan Applis, Jahrgang 1969, ist Geograf und Fotograf. Seine ethnografischen und geografischen Projekte führen ihn seit vielen Jahren vor allem nach Ost- und Südosteuropa, in den südlichen Kaukasus und nach Zentralasien.
In seinem über 200seitigen Kultur- und Naturreiseführer für Swanetien beleuchtet Applis die Geschichte und Religion in dieser Gebirgsregion. Es liest sich wie eine Reise in die Vergangenheit. Einerseits frühchristliche Kirchen, andererseits eine Religion mit Elementen von Naturreligionen. Es ist eine Region des Hochgebirges, der 5 201 m hohe Shkara im Hauptkamm des Großen Kaukasus ist nicht nur der höchste Gipfel in Swanetien, sondern von ganz Georgien.
Applis erklärt, welche Probleme der Tourismus für die Bevölkerung mit sich bringt, obwohl die Bewohner auf diesen Wirtschaftszweig immer mehr angewiesen sind. Er bietet geschichtliche Exkurse wie über die Kaukasus-Expedition von 1903, bei dem der Forschungsreisende und Bergsteiger Wilhelm Rickmer-Rickmers zusammen mit Cenzi von Ficker bei Fürst Bekerbi Dadeschkeliani zu Gast waren. Applis berichtet über Männer- und Frauenräume bei volksreligiösen Festen und Landkonflikten und andere Eigenheiten dieser geschichtsträchtigen Region. Weitere Themen sind Erbrecht und Bodenverteilung, "Ushba – Der Schreckliche", traditionelles Recht und Sowjetrecht, die Winterkatastrophe 1986/87 und die Umsiedelung nach Kvemo Kartli, Hintergrund zu Unterkünften und wirtschaftlichen Bedingungen der Gastgeber und natürlich immer wieder Beschreibungen von Kulturgütern und Besichtigungsmöglichkeiten.
Übersichtskarten von Dorfgemeinschaften und Wanderbeschreibungen, Beschreibungen der so typischen Gebäude und immer wieder randliche Hinweise auf Lesetipps und Internetlinks, dazu viele aktuelle Reisetipps und aussagekräftige Bilder. Der Buchtitel „Swanetien entdecken“ wird dem Inhalt vollkommen gerecht.
Erschienen 2021 im Mitteldeutschen Verlag, ISBN 9788-3-96311-551-6
Kein Reisehandbuch, aber ein umfassendes Nachschlagewerk über Armenien
Das Buch ist ein 452 Seiten umfassendes Nachschlagewerk über eines der ältesten Kulturländer der Welt. Das Buch, 2022 erschienen im Mitteldeutschen Verlag, berichtet umfangreich über dieses faszinierende Land in Vorderasien.
„Armenien ist auch das Land der Steine, der schroffen Gebirge und atemberaubender Naturlandschaften, obwohl es nur im Kleinen Kaukasus liegt. Spektakuläre Vulkanlandschaften, geografisch und klimatisch vielfältige Lebensräume, die berühmte Gastfreundschaft, eine erlesene Küche und die ältesten Weinkeller sind eine Reise wert.“ So schreibt der Verlag über das Buch, das der Herausgeber Siegfried Siegesmund zusammen mit 17 Experten von Universitäten, Instituten und Fachrichtungen 452 Seiten umfasst. Diese Zeilen des Verlags treffen den Inhalt des Buches sehr gut.
Es ist kein Reisehandbuch, aber durchaus ein Reisebildband, wie auf der Homepage des Verlags zu lesen ist. Das Buch ist ein umfangreicher Führer durch die Geschichte, über die Geografie des Landes, vor allem über die Geologie und gibt interessante Einblicke in Küche, Keller und das Leben der Menschen. Die Kapitel sind zweisprachig, deutsch und englisch, wobei sich die sprachliche Reihenfolge je Kapitel abwechselt. Jener Teil der beginnenden Sprache scheint mir textlich immer etwas ausführlicher. Von neun Kapiteln beginnen fünf in englischer Sprache. Diese sind also meinem Gefühl nach ausführlicher als deutsche Übersetzungen. Aber sie sind jedenfalls ausreichend informativ.
Das Bildmaterial reicht von historischen Aufnahmen über Karten und Zeichnungen bis zu aktuellen Aufnahmen. Es werden sowohl großformatige, seitenfüllende Bilder gezeigt wie auch viele kleine und kleinere Abbildungen, die das Geschriebene im Detail dokumentieren. Viele Bilder dürften vom Herausgeber stammen, der in seinem Vorwort über seine Exkursionen in dieses Land bereits als Student berichtet. Alle Bilder sind ebenfalls zweisprachig beschriftet.
Manche Kapitel habe ich genauer gelesen, andere wieder, weil sie sehr wissenschaftlich gehalten sind, nur überflogen. Kultur- oder Baugeschichte, Vulkanismus oder frühchristliche Kirchen in oder an Felsen gebaut, Küche, Keller, Gesellschaft, Vegetation - ich denke, jeder an diesem Land Interessierte wird sich seine Kapitel darin finden.
„Armenien – das Land, welches sogar den Marillen Melodien entlockt“ behandelt die Themen Essen, Tanzen, Trinken und Musizieren. Das Kapitel „vom Ursprung des Weines“ berichtet unter anderem über die bis heute ältesten bekannten Weinkellereien der Welt. „Die Geologie Armeniens“ beleuchtet driftende Kontinente, Erdbeben, Vulkanismus, Landschaftsformen und Bodenschätze. Dem Kapitel „Vorgeschichte und Frühgeschichte“ folgen Beiträge über „eine gefährdete Kultur zwischen Mächten und Religionen“ (Kulturgeschichte) und „Architektur in Armenien von der frühen Menschheitsgeschichte bis zur Gegenwart“. Interessant sind die Baustoffe des Landes wie Basalt und Tuffgesteine, die im Kapitel „Tuff-Werksteine in der historischen Architektur Armeniens“ behandelt werden und darauffolgend geht es um „die Restauration der historischen Baudenkmäler“. „Flora und Vegetation“ bietet einen Einblick in beide Themen in diesem hochgelegenen Land. Am Ende des Buches werden alle Autoren und Autorinnen kurz beschrieben.
Siegfried Siegesmund (Hg.) Erschienen 2022 im Mitteldeutschen Verlag, ISBN 978-3-96311-550-9
Ausgezeichnetes Zeitdokument zum besseren Verständnis von Tibet, Nepal und Aufschnaiter
Der Autor bringt über weite Teile des Buches Originalauszüge aus den Tagebüchern von Aufschnaiter und verbindet diese, wo notwendig, mit Erklärungen und Ergänzungen. So taucht der Leser unmittelbar in die Erlebnisse und Gefühle Aufschnaiters ein, wenngleich es manche Sätze gibt, die Rätsel aufgeben (weil der Zusammenhang fehlt). Aber jedes Kapitel bietet eine Fülle von Fußnoten zu Quellen und Hinweisen. Zum Unterschied zu Heinrich Harrers Buch beschreibt Aufschnaiter das Erlebte und Gesehene sachlicher. Dabei fällt besonders auf, dass er durchwegs alle Orte, Berge und Personen mit den tibetischen Namen und Bezeichnungen in seinem Tagebuch festhält. Aufschnaiter hatte an der Universität Landwirtschaft studiert und hält auch aus diesem Blickwinkel immer wieder Gesehenes fest. Nach seiner Flucht vor den Chinesen blieb Aufschnaiter bis zu seinem Tod in Nepal, wo für die FAO der Vereinten Nationen tätig war.
Über seinen ersten Lebensabschnitt als Student, Bergsteiger und „linientreuer“ Nationalsozialist handelt der erste Teil des Buches (fünf Kapitel, 100 Seiten) und es werden verschiedenen Expeditionen in den Himalaya so beschrieben, dass der Leser eine Vorstellung über die Strapazen und Entbehrungen dieser Bergtouren erhält. Noch während sich Aufschnaiter und Harrer auf ihrer Rückreise nach Europa in Indien befanden, brach der Zweite Weltkrieg aus. Die britischen Kolonialherren in Indien internierten alle Deutschen. Das Buch beschreibt in diesem Teil das Lagerleben und die Fluchtversuche von Aufschnaiter. Der Zweite gelang. Aufschnaiter und seine drei Begleiter, die zeitweise getrennt unterwegs waren, erreichten Tibet. Auf 60 Seiten, nun auf der Basis von Tagebucheintragungen, wird dieser Lebensabschnitt beschrieben.
Nachdem Aufschnaiter 1952 Tibet schweren Herzens verlassen hatte, konnte er aufgrund seiner langjährigen guten Beziehungen zu britischen Beamten, die trotz seiner Flucht bestehen blieben, Anstellungen in Nepal, dann in Indien und später wieder in Nepal erhalten. Auf 100 Seiten berichtet das Buch über diese interessante Zeit aus dem Leben Aufschnaiters, in der er u. a. für die Briten kartografierte und das Königreich Mustang erforschte.
1958, nach über 20 Jahren, reiste Aufschnaiter erstmals in seine Heimat. Nach einem Verzicht auf die österreichische Staatsbürgerschaft zugunsten der nepalesischen (die er für seine Arbeit in Nepal benötigte), erlangte er sie, kurz vor seinem Tod, 1970, neuerlich. Zu diesem Zeitpunkt hatte er Harrer schon einige Male wiedergesehen und wurde erst spät mit ihm per-du. Aber das Verhältnis blieb aufgrund des Buches und der Vorträge von Harrer, bei denen und deren finanziellen Erfolge sich Aufschnaiter ausgeschlossen fühlte, angespannt. Noch kurz vor seinem Tod besuchte Harrer auf Anraten alter Bergkameraden, in der Hoffnung auf Versöhnung, Aufschnaiter im Innsbrucker Krankenhaus. Den mitgebrachten Blumenstrauß warf Aufschnaiter von sich und drehte sich zur Wand.
Am Ende des Buches gibt es eine Zeittafel zu Peter Aufschnaiters Leben, einen aufschlussreichen Beitrag über den Staat Tibet und den Tibetischen Buddhismus im Überblick. Nach einem Literatur- und Quellenverzeichnis hilft ein Personenverzeichnis bei der Suche im Buch. Auf der Rückseite des Umschlages befindet sich eine farbige Karte Südtibets und Nordnepals auf der die Routen von Aufschnaiter 1944 bis 1946 und 1951 bis 1952 eingezeichnet sind.
Das Buch ist eine sehr umfassende Biografie einer stets im Schatten von Harrer gestandenen Persönlichkeit. Für mich ist sie eine doch etwas andere Darstellung der Ereignisse in Tibet im Vergleich zu Harrers Buch. Das Buch schildert von Personen über Rituale und dörflichem Leben bis hin zu politischen Entwicklungen in Tibet und Nepal nicht nur das Leben des österreichischen Bergsteigers. Es ist ein ausgezeichnetes Zeitdokument über einen abgelegenen Winkel der Welt, das zum besseren Verständnis von Tibet, Nepal, Aufschnaiter und sein Wesen beiträgt.
Autoren Nicholas Mailänder zusammen mit Otto Kompatscher, 2019 erschienen Verlag Tyrolia Innsbruck, ISBN 978-3-7022-3693-9
Reise durch eine verborgene Wunderwelt zwischen Wüste und Prunk.
Es ist ein außergewöhnliches Buch, das der leidenschaftliche Fotograf und Motorradfahrer Steffen Burger über seine 40 Wochen publizierte, die er seit 2012 in Marokko verbrachte. Außergewöhnlich eindrucksvolle Bilder und außergewöhnliche Schilderungen über Erlebnisse und Gefühle des Autors prägen dieses prachtvolle Buch.
Lesen Sie dazu meinen Beitrag "Marokko, ein außergewöhnlicher „Geschichten-Bildband“" in meinem Reiseblog mit einigen Bildern von Doppelseiten aus dem Buch.
Erschienen 2018 im Eigenverlag des Autors Steffen Burger, ISBN ISBN 978-3000599606
Ein Prachtbildband mit Texten auf hohem Niveau
Schon die Bilder der Buchankündigung waren für mich derart eindrucksvoll, dass ich dieses Buch haben wollte. Auch weil meine ersten Erfahrungen im Reisebüro mit Fern- und Expeditionsreisen Anfang der 1980er Jahre Nepal- und Tibet-Reisen waren und mein damaliger Chef, Dr. Martin Uitz, ein Himalaya-Experte war. So verfolgte ich seither die Entwicklungen in dem Teil der Erde. Dieser Bildband ist gelinde geschrieben ein Prachtband mit Texten auf hohem Niveau!
1969 unternahm Höss im Rahmen seines Medizinstudiums von Tirol den Landweg nehmend seine erste Reise in den Himalaya-Staat. Seither lässt ihn dieses faszinierende Land „am Dach der Welt“ nicht mehr los. In diesem Buch zeigt er in hervorragenden Farbaufnahmen und beschreibt in vielen interessanten Details auf rund 150 großformatigen Seiten in elf Kapiteln den „Great Himalaya Trail“. Am Anfang des Buches stehen eine kleine Landeskunde, das Wichtigste im Überblick sowie ein Kapitel über Kathmandu und Umgebung. Eingestreut in seine Trekking-Beschreibungen finden sich farblich von den Trekking-Texten sich unterscheidende Informationskapitel wie beispielsweise über die Kultur der Nawar und Sherpa, Mudras Mantras und anderes. In den Texten lässt Höss den Leser förmlich mitwandern. Beim Beitrag über den Yak, der seine Frau und ihn einmal vor dem Übernachten im Zelt abhielt oder bei der Erzählung über eine religiöse Feier kann der Leser mit etwas Fantasie in das Geschehen miteintauchen, so bildhaft schreibt Höss. Dass es in der Nacht dort oben bitterkalt werden kann und bei Trekking-Touren Pässe von 5 000 und mehr Metern Höhe überquert werden müssen lässt aber Höss wie vieles anderes nicht unerwähnt. Wie überhaupt er manchmal zurückblendet, wie er dieses Tal oder jenen Ort einst erlebte und heute sieht, ob die Veränderungen Fluch oder Segen bedeuten. Er gibt Einblicke in das Leben der Menschen und in ihr Gücklichsein trotz großer Armut.
Am eindrucksvollsten aber sind die Bilder. Schon das Titelbild lässt die ausgezeichnete Qualität der Bilder im Buch erahnen. Nun ist natürlich ein guter Verlag eine Voraussetzung für gelungenen Bilderdruck. Aber die beste Druckerei kann nicht viel bewegen, wenn das Bildmaterial schlecht ist. Und selbst technisch-farblich gute Bilder machen noch kein Buch – es kommt auch auf die Motive an. Und darin scheint dieses Buch unerschöpflich sensationell zu sein: es sind die Lichtschattenspiele wie das doppelseitige Bild einer Chörten, die in Abendrotstimmungen „glühenden“ Bergwände der gigantischen Eisriesen, die wie fein ziseliert wirkenden Abhänge des Thamserku oder das Riffeleis im Rolwaling. Da zeigt Höss ein Dorf umgeben von gelb blühenden Senfblüten oder ein doppelseitiges Bild des aus Steinhütten bestehenden Tinkar-Dorfes.
Was aber dieses Buch wirklich einzigartig macht sind die Bilder von Menschen. Da steht beispielsweise ein Kind in einem Holzfenster, verrotzt, mit wildem Haarwuchs und ärmlicher Kleidung; dann wieder trägt ein Mönch eine drei Meter lange Dung-chen, ein Musikinstrument für religiöse Zeremonien; Frauen bei der Arbeit oder einen Schwatz haltend, ein Bild eines Mädchens, aus dem die Fröhlichkeit lacht und der Schalk schaut, daneben kraxelt einer der Kleinsten mit nacktem Hintern einen grob behauenen Holzstamm hinauf, der den Erwachsenen als Treppe dient.
Ich kann jetzt nicht jedes Bild beschreiben, ich kann aber mit Überzeugung schreiben, dass es ein herrlicher Bildband ist, der vielfältige Einblicke in dieses Land der Achttausender bietet. Zur Orientierung hat Höss bei jedem Trekking-Abschnitt eine ganzseitige durchaus gute Übersichtskarte eingefügt. Darin sind die nördliche Landesgrenze, die Trekking-Route, Dörfer und die wichtigsten Gipfel der Himalaya-Kette eingetragen. Eine kleine Karte zeigt jeweils den Standort des Ausschnitts an. Dazu kommt eine Seite Beschreibung über technische Daten des jeweiligen Abschnitts (Schwierigkeit, höchster Punkt, Übernachtungshinweise, Dauer, empfohlene Reisezeit).
Ich habe zunächst mir die Bilder angesehen, dann Abschnitte daraus gelesen und wieder Bilder geschaut. Ich war noch nie in Nepal und werde wohl auch nicht mehr selbst dorthin reisen. Mit diesem Buch muss ich auch nicht mehr nach Nepal reisen – Dieter Höss hat es mir mit seinen unzähligen Facetten nach Hause geliefert! Wenigstens ansatzweise, denn die Lust, vielleicht doch noch einmal nach Nepal zu reisen kommt beim Durchblättern und Lesen unweigerlich auf.
Autor Dieter Höss, erschienen 2017 Tyrolia-Verlagsanstalt Innsbruck, ISBN 978-3-7022-3625-0
Es sind wirklich 50 ungewöhnliche und kuriose Orte gut beschrieben,
Realisierte Träume, verlassene Orte, gebaute Kuriositäten, Inselwelten, schaurige und unterirdische Orte sind die Kapitelüberschriften, in denen von mehr als 50 Lokalitäten auf der Welt erzählt wird.
Die Geschichten reichen vom Kampf um Landgewinnung (Flevoland, Niederlande) über einen bei einem Vulkanausbruch verschluckten Ort in Mittelamerika, einem trockengefallenen Hafen am einstigen Aral-See, der hängenden Kirche ‚Santuario Madonna della Corona‘ in Norditalien, dem ‚Berg der Kreuze‘ in Litauen bis hin zu Spionage-Anlagen, russischen Sternenstädten und Spionagetunnels. Bei vielen Artikeln ist es auch eine Reise zurück in die Geschichte: verlassene, einstige Hauptstädte, Mahnmale an nationalsozialistische Gräueltaten, aufgegebene Gartenstädte, die echten erfundenen Brücken auf den Euro-Scheinen oder vom legendären Königreich Redonda. Auch ein Geisterschloss fehlt nicht in der Sammlung.
Elborough führt den Leser an Schauplätze wie "Wonderland", einem gescheiterten Vergnügungspark in der Nähe von Peking, auf dessen verlassenen Landwirtschaften einst Kulturpflanzen angebaut wurden, oder nach Portmeirion, einem walisischen Ferienort, der 1926 eröffnet wurde und einem italienischen Dorf ähneln sollte. Bekannt wurde als das Set der Fernsehserie "The Prisoner" der 1960er Jahre. Der Schöpfer der Stadt, ein Anglo-Waliser namens Clough Williams-Ellis, entwarf dieses Fantasy-Hodgepodge (Fantasie-Mischmasch), weil er glaubte, dass "die einzige Tugend der Architektur darin war, mehr Spaß für mehr Menschen zu bieten“.
Eine Weltkarte, auf der alle Orte eingezeichnet sind, gibt einen Überblick. Am Beginn jedes Artikels gibt es eine kleine Lagekarte, wo in der Welt sich dieser Ort befindet und mit Längen- und Breitengradenangaben. Neben dem Text bietet ein ganzseitiger Detaillageplan eine gute Übersicht über das Geschriebene. Dazu kommen Bilder, die alles veranschaulichen. Die Texte geben Auskunft über die Geschichte des jeweiligen Ortes, der Insel oder des Gebäudes und sind gut geschrieben, nicht zu lang und doch informativ.
Am Ende findet man eine Auswahl an Bibliografien und ein Register. Die Bilder sind alle in Schwarzweiß, passend zu den ungewöhnlichen Orten. Das Layout ist sehr übersichtlich und angenehm, der Harteinband lässt es in den Händen zu einem Atlas werden.
Wenn Sie also wissen möchten, was es mit ‚Maryhill Stonehenge‘, ‚Slab City‘, Poveglia, Hirta, Aokigahra, ‚Dixia Cheng‘ oder dem Bunker ‚GO-42 212‘ auf sich hat, sollten Sie sich dieses Buch besorgen. Es mag sogar den einen oder anderen Reisetipp für Sie bereithalten! Es ist ein Buch zum immer wieder nachlesen.
Autor Travis Elborough, erschienen 2016 im Verlag Beneveneto Servus Salzburg, ISBN 978-3710600302
Menschen erzählen davon, wie sie ihre Hüttenträume verwirklichten, mit vielen Bildern
Die zehn Geschichten in diesem Buch erzählen von besonderen Menschen und deren Hütten in den Vereinigten Staaten von Amerika. Die Bilder zwischen den Kapiteln wurden dem Herausgeber Zach Klein aus aller Welt zugesandt, der diese auch auf einer Internetplattform veröffentlicht. In der Einleitung schildert Zach Klein, wie aus seinem persönlich Wunsch nach einer Waldhütte sein Traum im ‚Upper Delaware Valley‘ nordwestlich von New York in Erfüllung ging. Dabei entwickelte sich eine Gemeinschaft und über diese die Internetplattform mit mehr als 12 000 Bildern.
Es folgen neun sehr unterschiedliche Hüttengeschichten. Der heute über 90-Jährige Jack English baute sich abseits von jedem Weg in einem kalifornischen Wald eine Hütte, zu der er Stein um Stein mit der Hand hintrug. Lisa und Douglas reaktivierten mitten in einer kalifornischen Wüstenlandschaft einen heruntergekommenen, verlassenen Bungalow. In diesem Beitrag gibt es ein besonders romantisches Bild unter Sternenhimmel.
Dennis Carter verwirklichte auf ‚Deer Isle‘ in Maine seinen Traum eines Hostels im Stil amerikanischer Kolonialarchitektur und fand dabei auch seine schwedische Ehefrau. Es ist zwar schon deutlich größer als eine Hütte, trotzdem hat mir gerade dieser Beitrag sehr gut gefallen. Die stimmungsvollen Bilder mit einem „Bauerngartl“ vorm Haus sprechen mich sehr an.
Die weiteren Beiträge handeln davon, wie man eine Hütte zum Herstellen von Ahornsirup baut, wie es sich neun Metern über dem Boden wohnen lässt, wohin hinauf der Bewohner sich mit einem Fahrrad fährt, dass man in sich in einer Behausung aus Stahl und Beton in heißer Wüstenlandschaft wohlfühlen kann, wie es sich unterirdisch in einem Erdbau wohnen lässt, was man aus leer stehenden Getreidesilos so alles machen kann und von einer Familie, die Jurten ähnlichen Holzhütten errichtet.
Nicht nur die Beiträge sind mit vielen, teilweise sehr ansprechenden Bildern illustriert, sondern auch dazwischen zeigt Klein immer einen Auswahl zum Thema passender Hüttenbilder aus aller Welt. Von Schmunzeln über Staunen bis hin zum Kopfschütteln können dabei die Reaktionen des Betrachters ausfallen. Auf den mehr als 320 Seiten sind mindestens ebenso viele Bilder zu sehen. Bei manchen von ihnen bin ich ins Träumen geraten, weil sie Sehnsüchte in mir wachriefen, bei anderen Bildern war mein erster Gedanke: abreißen. So ist wohl für jeden etwas dabei.
Besonders angenehm zu lesen habe ich die Texte empfunden. Sie sind aus dem Englischen von Maria Seidl sehr gut übersetzt. Sie schildern die Geschichten der Hütten und ihrer Erbauer, manche von ihnen sind vielleicht „Spinner“, aber allesamt sympathische Menschen. Auf jeden Fall spiegelt dieses Buch die Sehnsucht nach einsamen, ruhigen, magischen Orten jenseits der Zivilisation wider, die wahrscheinlich jeder von uns hat. Der eine weniger, die im Buch vorgestellten Personen mehr. Ein sehr empfehlenswertes Buch!
Autor Zach Klein, erschienen 2016 im Verlag Benevento Servus Salzburg, ISBN 978-3710401183
Ein faszinierendes Buch über eine sinnlose Reise von Abenteurern
„Es nützt uns. Es ist nach unseren Maßgaben ein Stückchen sinnvolle Lebensgestaltung“ meint der Abenteurer Arved Fuchs zur Frage, wem die Reise denn eigentlich nützt. An anderer Stelle meint Fuchs, Journalisten am Schreibtisch sollen nicht urteilen, da sie die Reise nicht selbst miterlebt haben und sich das Leiden, die Angst, die Entbehrungen und Stürme nicht vorstellen können.
Sir Ernest Shackleton hatte mit seiner unvorstellbaren Reise in einem sieben Meter kleinen Segelboot in der Antarktis nur ein Ziel vor Augen: seine 27köpfige Mannschaft nach dem Untergang des Expeditionsschiffes „Endurance“ (Ausdauer, Durchhaltevermögen, Standhaftigkeit) zu retten. Hätte er damals Anfang 1916 seine aus heutiger Sicht hoffnungslose Rettungsfahrt nicht unternommen, wären alle in der Antarktis umgekommen. Doch Arved Fuchs und seine drei Begleiter, zwei Männer und eine Frau, waren nicht schiffbrüchig, als sie im Jahr 2000 die Verzweiflungsfahrt Shackletons in dem originalgetreu nachgebauten sieben-Meter-Segelboot von Shackleton nachahmten. Nach einer dreiwöchigen Segelfahrt mit Orkanen folgte eine achttägige Durchquerung der Insel Südgeorgien zu Fuß, bei der die Abenteurer wiederum in einen heftigen Sturm gerieten.
Tagelang nass und kalt unter Deck, wo sie sich nur gebückt aufhalten konnten, Schlafen mit dem Kopf neben dem Klodeckel, bei jedem sich neu aufbauenden Sturm Angst zu haben, das Boot könnte kentern – Fuchs beschreibt sehr lebendig und abwechslungsreich, wie es zur Reise kam und wie sie verlief. Er schildert die Stunden der Verzweiflung, berichtet von kohlrabenschwarzen Nächten zwischen Eisbergen, den unendlich lang erscheinenden Wachen an Deck und den Urgewalten der Stürme. Sehr gut dazwischen eingebaut erzählt er aber auch die dramatische Geschichte Shackletons, der über den Südpol marschieren wollte, aber schon lange davor im Eis sein Schiff aufgeben und um das Überleben kämpfen musste.
Eindrucksvolles Bildmaterial führt dem Leser die Segelfahrt vor Augen, zeigen aber auch die faszinierende Schönheit der südlichen Eislandschaft. Dazwischen sind immer wieder historische Bilder der Expedition von Shackleton 1914 bis 1916 zu sehen. Eines der für mich schönsten Bilder aber ist jenes der Video-Freak-Pinguine – aber lesen und schauen Sie doch selbst! Seefachmännisches Wissen schadet nicht, da Fuchs alle Manöver mit für Landratten unverständlichen Begriffen beschreibt, aber doch so, dass ich verstanden habe, worum es grundsätzlich ging. Technisch-optisch ist das Buch sehr gelungen und angenehm zu lesen.
Obwohl ich mit Segeln überhaupt nichts am Hut habe, Shackleton nur als Forscher vom Namen her kannte, wollte ich das Buch lesen. Ich war dann fasziniert von den packenden Beschreibungen einzelner Erlebnisse und der Genauigkeit der Information, soweit ich das als Laie beurteilen kann.
„Solange man in dem, was man tut und macht, niemanden gefährdet oder benachteiligt, ist das meiner Meinung nach eine völlig legitime Lebenseinstellung“ meint Arved Fuchs gegen Endes des Buches. Hat er wirklich niemanden gefährdet? Waren da nicht drei Mitreisende? Haben nicht alle Angehörige? Was, wenn sie in Seenot geraten wären und Rettungsmannschaften ihr Leben zur Rettung der vier Abenteurer riskieren hätte müssen? Es kam ja nicht dazu, also ist diese Frage ebenso müßig wie jene nach dem Sinn einer solchen Reise. Wie schreibt Fuchs? Journalisten sollen nicht urteilen, wenn sie nicht dabei waren. Ich urteile nicht, aber für die Vier kommt in mir auch keine Begeisterung auf. Wohl aber für das Buch, das einmalig ist.
Autor Arved Fuchs, erschienen 2014 im Verlag Delius Klasing, ISBN 978-3768838344
Faszinierende Bild- und Textdokumente bieten Einblick in eine Weltumsegelung
„Die Saida ist eine schlechte Seglerin“ meinte Kapitän Heinrich Fayenz gleich mehrmals in seinen Tagebuchaufzeichnungen. Und diese bilden die Grundlage dieses durchaus spannenden Reisebuches rund um die Welt. Rudi Palla hat aber nicht nur das Tagebuch des Kapitäns verarbeitet, sondern immer wieder interessante Ergänzungen zu besuchten Häfen oder Ländern eingefügt.
Auf 71 Meter Länge fanden über 300 Mann Besatzung Platz. Die Mannschaft selbst schlief in Hängematten, die täglich weggeräumt werden mussten. Einmal war das Schiff 51 Tage bei heftiger See unterwegs, während es pausenlos starken Achsneigungen ausgesetzt war – also niemals ein aufrechtes Gehen möglich war.
Da es sich um eine kombinierte Ausbildungs-, Forschungs- und Diplomatenreise gehandelt hatte, war auch einer der Wissenschaftler als Fotograf ausgebildet worden. Er machte über 100 Glasplattenaufnahmen von Menschen, Ländern und vom Schiffsalltag. Wobei die Bildqualität überwiegend ausgezeichnet ist, da die Schärfe der Aufnahmen schon vor über 100 Jahren brillant war. Vor allem die Aufnahmen von Menschen sind faszinierend: eine Maori-Frau auf „Neu Seeland“, eine javanischen Adeligen oder Bilder einer javanischen Schauspielgruppe als Beispiele.
Bei einem Besuch des Schiffes in Kuching, Sarawak, Malaysia, erfährt der Leser beispielsweise einiges über österreichischen Export dorthin: Triester Bier aus der Brauerei Dreher und ungarischer Rotwein werden dort getrunken (1886). Den Aufenthalt auf Neuseeland nutzt Palla zu sehr ausführlichen Berichten über Kurioses. Darunter über den Aufenthalt zweier Maori-Häuptlinge in Wien in den 1860er Jahren, die mit der ‚Novara‘ (auf der auch Kapitän Fayenz tätig gewesen war) nach Österreich gekommen waren.
Ich kann nicht sagen, was in diesem Buch spannender ist: der Text oder die über 100 historischen Bilder. Aber eines kann ich mit Sicherheit sagen: es handelt sich um ein wirklich sehr gutes Buch, inhaltlich wie optisch wie technisch.
Autor Rudi Palla, erschienen 2011 Verlag Christian Brandstätter Wien - München, ISBN 978-3-85033-462-4
Persönliche Reiseeindrücke mit jeder Menge brauchbarer Tipps und Informationen
Dörte Domaschke hat das, was ich von einer Reiseschriftstellerin erwarte: guten Stil, inhaltlich etwas zu sagen, erwähnt Wichtiges, lässt Nebensächliches weg, ohne jedoch den persönlichen Charakter des Buches zu schmälern. Aber man muss ja nicht gleich die Klobrillen eines Flughafens und sämtlichen Krankheiten im Rahmen einer Reiseerzählung aufzählen, wie ich schon in einem anderen Buch gelesen hatte.
Am Buchrücken steht: …gepaart mit Heiterkeit… ein kurzweiliges Buch … Ja, das bestätige ich gerne. Ihre Beschreibungen der Besichtigungen mit den Erlebnissen (usbekische Männer suchten stets ein Abenteuer, ständiges Handeln mit den Taxifahrern und den Quartiergebern, Essen auf einem „Diwan“ u.v.a.). Fr. Domaschke vergisst aber nie ihren Lesern anschaulich die Situationen zu schildern. Sie lässt den Leser sozusagen mit ihr die Ausflüge machen. Was ich besonders angenehm in diesem Buch empfunden habe, ist der Umstand, dass Fr. Domaschke Landeseigenheiten eben Landeseigenheiten sein lässt und nicht gleich auf das gute Deutschland verweist, wo alles ja ganz anders ist. Sie schafft es, mich als Leser vom Land zu faszinieren, gibt aber natürlich da und dort ihre persönliche Einschätzung oder Ergänzung dazu.
Schade, dass der Reisebericht „nur“ 92 Seiten umfasst – ich hätte weiterlesen können. Denn die restlichen 20 Seiten widmet Fr. Domaschke einer Reihe sehr guter Literaturempfehlungen und – wichtig! – deren Tauglichkeit, mit auf die Reise genommen zu werden oder nicht („Kauderwelsch ‚Usbekisch Wort für Wort‘“: …ist da auch wegen seines reisetauglichen Formates praktisch…), dann gibt es Infos über Land und Leute, wie man anreist, Visum, Entfernungen im Land, Essen und Trinken – und – ein Rezept! Am Ende des Buches noch einige Farbbilder. Eine Empfehlung für die dritte Auflage (ich habe schon die zweite): Schreiben Sie doch noch das Jahr ins Buch, wann Sie das Land bereist haben – so kann sich ein Leser, jetzt und später, besser orientieren.
2010 im Wiesenburg Verlag erschienen, ISBN 978-3-940756-14-5, Autorin Daniela Flemming
Ein persönliches Reisetagebuch, aber kein Reiseführer und doch informativ
Ich nehme ein Buch zur Hand, beginne zu lesen und spüre intuitiv, ob es lesens- oder weglegenswert ist. Das vorliegende Buch ist lesenswert. Allerdings sollte man sich keinen Kultur-Reiseführer durch das Land von Dschinghis Khan erwarten – einerseits steht ja auch am Buchrücken „ein spannendes Tagebuch, unterhaltsam und informativ“, also Tagebuch, und andererseits schreibt sie ausdrücklich im Rahmen des Besuchs der wichtigsten Kulturstätte der Mongolei, Alt-Karakorum, der Stadt Dschinghis Khan, dass sie sich für Kulturschätze nicht begeistern kann, sondern hauptsächlich Landschafts- und Naturliebhaberin sei. Folglich erfährt der Leser fast nichts über Geschichte des Landes in diesem Buch.
Was aber Flemming durchaus interessant schildert, sind die vielen landschaftlichen Gegensätze und Eindrücke. Auch eines der wichtigsten Volksfeste, das Owoo-Naadam-Fest, das sie in der Steppe miterlebte, beschreibt sie in meinen Augen lebendig und stellt für mich schon eine wesentliche Mongolei-Erfahrung dar. Aus meiner Sicht als langjähriger Reiseleiter finde ich auch ihre Beschreibungen der Vorgänge innerhalb der siebenköpfigen Gruppe, das Verhalten der Reiseleiterin und der Begleiter (Fahrer, Köchin), die anstrengenden, stundenlangen Fahrten durch Geröllwüste oder Steppe durchaus wissenswert , wenn man das Buch, wie eingangs erwähnt, als Tagebuch betrachtet. Und das mögen die Schwachstellen sein: manchmal ist es halt doch ein sehr persönlich-subjektives Tagebuch. Trotz des Hinweises am Buchrücken, Flemming sei viel- und weitgereist, klingen manche Aussagen zu ihrer Erwartungshaltung etwas naiv, wie sie übrigens selbst zugibt. Auch nicht notwendige Wiederholungen von bereits Mitgeteiltem und manch eigentümliche Ausdrucksweise oder Ansicht (beispielsweise kam ihr beim Anblick eines ganz normalen Einkaufsladens mitten in der Mongolei das „nackte Grauen“, das Waldsterben durch Borkenkäfer ich einer Region des Landes, gegen das man nichts unternehmen kann, will sie „so nicht hinnehmen“ und „versteht die Welt nicht mehr“) sind halt Dinge, die nicht passen.
Aber nochmals auf den Inhalt zurückkommend. Die Schilderungen über die Fahrt mit der Transsibirischen Eisenbahn, die kühlen Erfahrungen mit Russen, die herzlicheren mit Mongolen, die Begegnungen mit religiösen Stätten in der Mongolei und andere Kleinigkeiten, die wiederum in Kulturführern keinen Platz fänden, geben mir als noch nie in der Mongolei gewesenen, einen guten Eindruck davon, was ich mir im 21. Jahrhundert von einer Reise in dieses Land erwarten darf und welche Romantik ich gleich zu Hause lassen sollte. Und über den Wert in Hinblick auf den Buchpreis kann man sicherlich streiten oder philosophieren, denn da hat jeder so seine persönliche Ansicht.
Ein durchaus interessantes Buch mit über 40 Farbaufnahmen.
2008 im Wiesenburg Verlag erschienen,
ISBN 978-3-939518-73-0, Autorin Daniela Flemming
Die beachtenswerte Geschichte einer privaten Hilfe für Behinderte in Ladakh
Karola Kostial schildert die mühsame Entwicklung des privaten Vereins Ladakh Hilfe, den sie zusammen mit ihrem Mann Jürgen 2003 gegründet hatte. Ziel dieses Vereins ist die Hilfe für behinderte Kinder in dieser Region am „Dach der Welt“. Karola Kostial ist Physiotherapeutin und Visionärin, der anfangs so gut wie gar keine Mittel zur Verfügung stehen. Die Hälfte des 224seitigen Buches widmet sie der Entstehung des Vereins und ihrer ersten Reise nach Ladakh zusammen mit ihrem Mann. Dabei schildert sie sehr anschaulich die Lebensweise und Probleme dieses überaus freundlichen Volkes, das in Höhen um 4 000 m ü. A. lebt. Frau Kostial lässt den Leser an ihren inneren Kämpfen und Erfolgserlebnissen ebenso teilhaben, wie an ihren Versuchen, manchen Absatz poetisch erscheinen zu lassen. Was nicht immer passt, wie auch manchmal der Stil eher nüchtern und einfach klingt. Aber sie will ihren Lesern auch kein literarisches Werk rüberbringen, sondern ihr Feuer für die Hilfe für die Kinder dieses Landes. Der zweite Teil des Buches behandelt dann weitere Reisen nach Ladakh, die Schwierigkeiten vor Ort, ein Gesundheitszentrum einzurichten, Freiwillige für längere Aufenthalte zu gewinnen und den täglichen Kampf um die Finanzierung, sowie Job, Verein und Familienleben unter einen Hut zu bringen.
Ein durchaus interessantes Buch mit 40 Farbaufnahmen.
2009 im Wiesenburg Verlag erschienen, ISBN 978-3-940756-35-0
Weitere Informationen zu diesem Projekt im Internet www.ladakh-hilfe.de
und www.karola-kostial.de
Spannende Historie eines Landes, mit einer Liebesgeschichte aus dem birmesischen Alltag
Birma, Burma, Myanmar, das sind die politischen Bezeichnungen für jenes Land, in dem sich – fast im geografischen Mittelpunkt – Mandalay und Mandalay Hill befinden. Geistliches Zentrum des Landes und zentrales Thema dieses Buches. Hans Wilhelm Finger, Autor dieses und weiterer Bücher, die sich mit Südostasien beschäftigen, hat damit ein wirklich interessantes Geschichtsbuch über einen bedeutenden Teil dieses Landes geschrieben.
Eingebettet in den geschichtlichen Teil über Dynastien von Königen und Prinzen erzählt er auch eine Liebesgeschichte, deren Zeuge er während mehrere Aufenthalte in Myanmar wurde. Beides zusammen ergibt ein interessantes Sittenbild einer Gesellschaft, die sich über Jahrhunderte mehr oder weniger von Fremdeinflüssen abgeschottet hatte. 16 der rund 150 Seiten widmet Finger einem Glossar birmesischer Ausdrucke wie Hlutdaw, Hti , Mantra, Mudra oder dem Thadingyut.
Den Abschluss des Buches bilden 14 Seiten Beschreibung über die Tempelanlagen am Mandalay Hill, wie sie sich derzeit dem Besucher präsentieren. Ergänzt wird dieses Geschichtsbuch mit einer Zeittafel der Herrscher-Dynastien seit Buddha sowie mit 73 Bildern und Zeichnungen aus dem Leben, Alltag und der Geschichte von Mandalay, Mandalay Hill und deren Könige.
Es ist eines jener Bücher für mich, die ich trotz vieler (unaussprechlicher) Namen und Jahreszahlen nicht weglegen konnte, bevor ich es nicht ganz gelesen hatte. Denn jede neue Seite bot eine neue Facette des Landes.
2010 im Wiesenburg Verlag erschienen, ISBN 978-3-940756-64-0
300 Seiten wirklich lesenswerte Reiseschilderungen
Schweiz - Serbien – Mazedonien - Griechenland - Türkei – Georgien – Armenien – Iran - Turkmenistan – Usbekistan – Kirgistan – Kasachstan – Turkestan (China) – Karakorum Highway – Pakistan – Indien – Nepal – Tibet – China (bis Peking) – Laos – Thailand – Malaysia, acht Monate reiste der Schweizer Autor Reto Meili 2006 zunächst mit einem Freund, dann mit seiner Freundin und die letzten drei Monate allein per Bus, Zug oder Taxi kreuz und quer durch Asien.
Anfangs meinte ich beim Lesen „na ja…“, doch dann konnte ich das Buch nicht mehr weglegen. Meili schreibt interessant und abwechslungsreich, hat Hintergrundinformationen zu den verschiedenen Völkern, Religionen und Ländern recherchiert und gibt durch genau geführte Aufzeichnungen sehr gute Einblicke auch in das Alltagsleben. Ob die Gespräche mit iranischen Studentinnen oder der Gastfreundschaft eines Tee-Imperium-Besitzers in Pakistan, ob das Gespräch mit einem tibetischen Mönch in Dharamshala oder die Beschreibungen endlos langer Taxifahrten in atemberaubenden Bergregionen des Karakorum oder von den schier unerträglichen Zuständen in indischen Zügen, Meili bringt ein lebendiges Bild von seinen Reiseeindrücken dem Leser rüber. Das „Schweizer Deutsch“ stellt kein Problem dar, denn selbst bei den wenigen Ausdrücken, die in Deutschland oder Österreich nicht gebräuchlich sind, weiß man gleich, wovon er schreibt.
Trotz des Wermutstropfens eines fehlenden Inhaltsverzeichnisses und Stichworteregisters muss ich sagen, dass ich selten so interessante Reisebeschreibungen gelesen habe und ich werde das Buch wohl noch öfters lesen.
2008 im Wiesenburg Verlag erschienen, ISBN 978-3-940756-01-5