Buchtipps zur Geschichte von Italien
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über die Geschichte Italiens und ihrer Regionen:
Kirche, Kunst & Kolosseum. Der Rom-Guide (nicht nur) für Jurist:innen
Dogen, Diebe, Delinquenten
Österreichs Spuren in Venedig
Alles über Venedig
Legende Venedig, Portrait einer Stadt
Nur Venedig ist ein bissl anders
Kirche, Kunst, Kolosseum. Der Rom-Guide (nicht nur) für Jurist:innen
Rom war immer eine „Stadt der Skandale“ wie dieses Buch dokumentiert
Wie war das damals mit Romulus und Remus genau, dem Zwölftafelgesetz, der Grundlage des römisches Rechts? Sternthal beginnt im Dunkel der Antike und bringt Licht in diese Frage sowie Legenden späterer Jahrhunderte. Nach den ersten 50 Seiten verstehe ich die Ämter im und den Niedergang des römischen Reiches besser. Nebenbei erfahre ich etwas über die römische Wölfin, von den sieben Hügeln Roms und was auf ihnen steht, über die Toga und verschiedenes Rechtliches – alles optisch gut getrennt vom eigentlichen Text.
Wenn man das Kapitel „Bischöfe und Kardinäle, schöne Frauen und berühmte Familien“ gelesen hat, kommen einem Zweifel an der katholischen Kirche und deren Moralverständnis. Nicht von ungefähr nennt Sternthal ein Unterkapitel „das dunkle Jahrhundert“. Dann ist von Fälschungen die Rede, damit der Vatikan seine Ländereien ausweiten konnte, von Normanneneinfällen und allerlei Machtspielen der Päpste.
„Gott hat uns das Papsttum gegeben, lasst es uns genießen“, was viele Familien wie die Barberini, Borghese, Orsini oder Borgia auch weidlich taten. Sternthal vergisst dabei nicht auf sehenswerte Paläste aus dieser Zeit hinzuweisen. Wie überhaupt sich immer wieder Hinweise auf Ereignisse, Personen, Kirchen, Monumente und Paläste im Text finden. Das ist der Teil „nicht nur für Jurist:innen“. Ausführlich schreibt sie über das römische Ghetto, eine Erfindung der Päpste in ihrer „christlichen Nächstenliebe“.
Es folgen Beiträge über begabte Fälscher und habgierige Räuber (und wie sie endeten), sowie reisende Juristen. Im Kapitel „Schauplätze der Hauptstadt“ geht es um Ereignisse im 20. Jahrhundert. Wahlfälschungen der Faschisten, Politikermorde, Skandale im Vatikan, Verstrickungen eines Erzbischofs der Vatikanbank in Finanzaffären und Korruption, um unaufgeklärte Morde und um die P2-Loge.
Ein Buch, gespickt mit rechtlichen und weltlichen Informationen, vielen Details und Hintergrundinfos. Mit diesem Buch in der Hand werden wohl manche Gebäude beim nächsten Rom-Besuch in einem anderen, manchmal dunkleren Licht erscheinen. Ein gelungener Rom-Führer für Nichtjuristen wie ich es bin!
Erschienen 2023 in der Manzschen Verlags- und Universitätsbuchhandlung Wien, Autorin: Barbara Sternthal, ISBN 978-3-214-04241-7
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Dogen, Diebe, Delinquenten - Der Venedig-Führer für Juristen
Ein verständlich geschriebener Führer über verschiedene Organe der Serenissima
Was die Prostitution mit der ‚Ponte delle Tette‘ zu tun hatte, wie Geld und Aufenthaltsgenehmigungen mit dem Ghetto zusammenhingen, wie Lazarett, Quarantena, Quarantäne und 40 Tage zusammenhängen, Maggior Consiglio, Cancelliere Grande, das Wahlverfahren für das Amt des Dogen, Folter, Justizirrtümer und viele Geschichten aus der Geschichte Venedigs, die mit Raub, Mord, Intrige und dem Kampf um Macht zu tun haben, kann man in diesem Buch nachlesen.
Daher ist der Zusatz des Buchtitels „für Juristen“ nur bedingt gültig. Wenn es um manche Begriffe aus der Staats- und Verfassungsgeschichte geht, dann ja. Aber da findet der Laie im Internet brauchbare Erklärungen. Aber ansonsten ist dieses Buch für alle geeignet, die ein bisschen mehr Hintergrundinformation über die verschiedenen Institutionen der Gesetzgebung und Regierung und deren Mechanismen in der ehemaligen Seerepublik erfahren möchten. „Gebaute Geschichte“ nennt sich ein längeres Kapitel, in dem Paläste aus den Stadtvierteln und Personen, die darin wohnten, beschrieben werden, die eine Rolle in kriminellen Fällen oder besonderen Entscheidungen eines venezianische Gremiums gespielt hatten.
Auch über Anti-Luxus-Gesetze, das Geheimnis der Hausnummerierung (gibt es eines?), die beiden Machtzentren, der Rialto und das Arsenal schreibt Barbara Sternthal. Der „Venedig-Führer für Juristen“ ist also ein „Venedig-Führer durch die Justiz“, anschaulich geschrieben und voller interessanter Details über das Leben und die Organisation der Serenissima.
Erschienen 2010 in der Manzschen Verlags- und Universitätsbuchhandlung Wien, Autorin: Barbara Sternthal, ISBN 978-3-214-00502-3
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Österreichs Spuren in Venedig
Eine sehr neutrale und sachlich interessante Darstellung von 60 Jahren k.u.k. Monarchie in Venedig
Die 150 Seiten über 60 Jahre k.u.k. Monarchie in Venedig, deren Schattenseiten, aber auch die vielen positiven Errungenschaften werden in diesem Buch sehr sachlich und neutral dargestellt. Nach einem knapp fünfseitigen, theatralischen, sehr (künstlerisch) wirren Vorwort von Schauspieler Miguel Herz-Kestranek, folgt ein lesbares Vorwort des Autors selbst, der in Venedig lebt und arbeitet. Schließlich schildert ein Venezianer selbst, Antonio A. Rizzoli, wie die Venezianer die Zeit der „tedeschi“, der „Deutschen“, wie die k.u.k. Besatzer genannt wurden, erlebt hatten. Zerrissen zwischen den Machtansprüchen der Franzosen empfanden sie die Österreicher als das „kleinere Übel“.
Im Hauptteil des Buches setzt sich dann Semrau vor allem mit der zweiten, längeren Regierungszeit der Österreicher von 1814 bis 1866 auseinander. Schon während der ersten Besatzungszeit, 1798 bis 1806, legten die Österreicher die noch heute gültige Hausnummerierung Venedigs an: eine rote Zahl auf weißem Hintergrund von eins beginnend bis 6828, der höchsten Nummer. Auch das darniederliegende Schulsystem wurde in Gang gebracht. Venedig steckte Anfang des 19. Jahrhunderts noch in mittelalterlichen Strukturen. Die Eisenbahnbrücke vom Festland, die erste feste Landverbindung, wurde erbaut, die Gasbeleuchtung in der Stadt und der „Svanzica“, eine 20-Kreuzer-Münze, wurden eingeführt. Die „Murazzi“, der Hochwasserschutz der Stadt, und die Mole an der Südspitze des Lidos, wurden erneuert und verbessert.
Ein eigenes Kapitel widmet Semrau dem Revolutionsjahr 1848, Daniele Manin und Niccolò Tommaseo, den beiden führenden Köpfen der Revolution in Venedig. Dem unfähigen Militärkommandanten der Österreicher, Ferdinand Graf Zichy-Vásonykeö, ist es zu verdanken, dass er die Stadt nicht in Schutt und Asche schießen ließ, sondern alles zurücklassend, mit mehreren Tausend Mann kampflos 1848 abzog. Heute ist jeder Venedig-Besucher für diese Entscheidung dankbar, die den Grafen ein Kriegsgerichtsverfahren, eine Degradierung und mehrere Jahre Kerkerhaft einbrachten. Kirchen und Klöster wurden renoviert, Kunstgegenstände, die die Franzosen geraubt hatten, zurückgekauft und damit auch der Grundstein für die Accademia gelegt.
Was Richard Wagner mit der österreichischen Militärmusikkapelle im Café Quadri zu tun hatte, wie es um die Feste und Bruderschaften in jener Zeit bestellt war und wie der Carnevale und der Cicibeo unter der Herrschaft der Österreicher überlebten, sind weitere spannende und unterhaltsame Themen des Buches. Handkolorierte Bilder, alte Malereien und Bilder, die venezianisch-österreichische Details zeigen, aufgenommen in der Jetztzeit, geben dem Buch auch farbliche Aspekte.
Obwohl ich schon mehrere Venedig-Bücher gelesen habe, finde ich, dass Semrau wieder viel Neues bietet und interessante Aspekte ausleuchtet, denn neben oben auszugsweise geschilderten Vorteile der Zeit der Österreicher in Venedig gab es durchaus auch viele wirtschaftliche Nachteile und großes persönliche Drangsal in der Bevölkerung. Was letztlich auch dazu führte, dass man die Zeit der österreichischen Besatzung in Venedig selbst nicht sehr positiv sieht.
Erschienen 2010 in der Verlagsgruppe Styria, ISBN 978-3-222-13309-1
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Alles über Venedig
vom Fluidum der über den Wassern schwebenden Serenissima
Von kulturellen und kulinarischen Streifzügen
Von Flaneuren, Kurtisanen und Poeten
Vom Leben und Lieben auf der Piazza
Traum, Glanz und Melancholie in Geschichten
Gedichten und Berichten
Ein umfassendes Werk über Venedig mit vielen interessanten Facetten
Kann ein einziges Buch über Venedig wirklich „alles“ erzählen? Dazu müsste man erst darüber diskutieren, was „alles“ bedeutet. Den beiden Autoren Petra Reski und Johannes Thiele, ist es jedenfalls sehr gut gelungen, den Bogen der Themen weit zu spannen und ein doch umfassendes Bild Venedigs zu schreiben: Geschichte und Geschichten aus dem Alltag, Verborgenes und Vergnügliches, von der venezianischen Gesellschaft und dem Leben der Dogen, von Serenaden, Festivitäten, Caféhäusern und schillernden Personen wie Flaneure oder Kurtisanen, von der venezianischen Küche und Künstlern.
Die beiden Autoren schildern zwischendurch immer wieder Episoden, die sie selbst erlebt haben. Beispielsweise den Brand vom Teatro La Fenice. Durchaus kritische Worte finden sie auch zum Phänomen Massentourismus und dessen Auswirkungen auf Venedig.
Das angenehm lesbare Buch ist mit vielen schwarz weiß Fotografien, Zeichnungen und Skizzen sehr lebendig und bildhaft gestaltet. Die breiten Seitenränder sind kurzen Beschreibungen von Venedig-Reisenden vorbehalten, wie Franz Grillparzer, Hugo von Hofmannsthal, Williams Dean Howells, Alfred Polgar, Mark Twain, Rainer Maria Rilke und andere. Überhaupt ist die Aufmachung des Buches sehr ansprechend, sogar mit einem Band als Lesezeichen ausgestattet.
Wer nach dem Lesen dieses Buches Lust auf weitere Bücher über die Serenissima bekommt, findet auf der dreiseitigen Venedig-Bibliographie eine ansprechende Auswahl. Ich kenne mehrere Bücher in dieser Art, aber fand auch in diesem wieder Neues und Unbekanntes für mich. Es ist ein Buch, das in der Bibliothek von Venedig-Freunden nicht fehlen sollte.
Erschienen im Thiele Verlag 2007, ISBN-10: 3851790057 und ISBN-13: 978-3851790054
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Nur Venedig ist ein bissl anders Geschichten und Anekdoten aus einer besonderen Stadt
Gerhard Tötschinger, ein ausgewiesener Italien- und Venedig-Kenner, schreibt über weniger bis gar nicht bekannte Seiten aus der Geschichte der Serenissima.
So berichtet er über das Leben der Kurtisanen, was denn ein Cicisbeo denn sei, warum 1902 der Campanile in sich zusammenstürzte, welche Pracht der Bucintoro des Dogens (Pracht"gondel") gewesen sein muss, die Geschichte der venezianischen Kaufleute, über das Ende eines Elefantens in der Stadt, natürlich von Casanova und über die venezianischen Gondeln, aber auch ein sehr ausführliches Kapitel "Venezia Austriaca" und über die "Foresti", die Ausländer.
Das Buch ist angenehm zu lesen durch angenehme Schriftgröße und gefällige Aufmachung. Man spürt, dass Tötschinger aus Erfahrungen und Erlebnisse von jahrzehntelangen Freundschaften mit Venezianern und oftmaligen Besuchen in der Lagunenstadt schreibt.
Rund 250 Namen listet das Register auf, die mit Venedig und diesem spannenden Geschichte-Buch zu tun haben. Viel Lesenswertes, viel Neues und viel Unterhaltsames! Ein Buch, das ein interessantes und lebendiges Bild der Serenissima zeichnet.
Erschienen im Amalthea Signum Verlag Wien, 2003 (drei Auflagen in einem Jahr!), ISBN 3-85002-475-X
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Legende Venedig, Portrait einer Stadt
von Karl Heinz Ritschel
Ritschel versteht es, Geschichte und Geschichten so zu präsentieren, dass ich dieses Buch als „Reiseführer durch ein anderes Venedig“ bezeichne. Es handelt sich bei diesem rund 290 Seiten starken Buch nicht um einen Touristenführer der herkömmlichen Art, der einem vielleicht Auskunft über Top-Lokale oder Besichtigungshöhepunkte gäbe. Es ist vielmehr ein Gang durch die Geschichte mit Beleuchtung einiger Eigenarten und Persönlichkeiten der Lagunenstadt.
Mit einem Blick in die dunklen Anfänge der „Serenissima“, der „Durchlauchtesten“, so der Beiname Venedigs, beginnt Ritschel, beschreibt die Bedeutung der Seerepublik, erzählt über das Leben und die Funktionen des Dogen, was Ehebrecher mit dem Campanile zu tun hatten, schildert in bunten Bildern seine persönlichen Eindrücke bei der „Regata Storica“ und beleuchtet Ca’Rezzonico, Krustentiere, Mönche, Architekten, Bildhauer, Maler, Musik, die Commedia dell‘arte, Carlo Goldoni, den Mozart-Librettisten Lorenzo Da Ponte, Giacomo Casanova, schreibt über Tafelfreuden, „Ombra“ und anderes mehr. Man spürt beim Lesen, dass Ritschel in Venedig zu Hause ist.
Für den Reisenden hält er verschiedene Rundgänge mit Kurzbeschreibungen parat, eine Liste von Kunstwerken sowie aller Dogen von Venedig. Die einzelnen Kapitel beginnen stets mit kurzen Auszügen aus Reisebeschreibungen oder Erlebnissen von Persönlichkeiten, die einst Venedig besuchten (Rilke, Goethe, Mann usw.). Ein Stichworteregister ergänzt diesen teilweise in die Tiefe gehenden, sehr gut recherchierten Geschichtenband.
Erschienen im Otto Müller Verlag Salzburg,2. Auflage, 2003, ISBN 3-7013-1066-1
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