Kunstführer und Theaterbücher über Italien
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Kunstführer & Theater
Viva Verdi, ein biografischer Opernführer 2012
Die singenden Steine von Monreale 2012
Sizilien DuMont Kunst-Reiseführer 2011
Rom DuMont Kunst-Reiseführer 2011
Umbrien DuMont Kunst-Reiseführer 2011
Friaul und Triest DuMont Kunst-Reiseführer 2011
Freigang eines Photographen
Latium DuMont Kunst-Reiseführer 1997
Schwerpunkt ausführliche Opernbeschreibungen und –analysen mit viel Biografischem
Viva Verdi, ein biografischer Opernführer
Autor: Georg Titscher, 2012 erschienen im Amalthea Signum Verlag Wien,
ISBN 978-3-85002-801-1
2013 feiert Italien den 200. Geburtstag von Guiseppe Fortunato Francesco Verdi. Dr. Georg Titscher, Facharzt und Psychotherapeut beschäftigt sich schon lange mit dem Musiktheater und schreibt analytische Interpretationen von Opern.
Was bedeutet das für den Leser dieses Buches? Titscher beschreibt 28 Opern von Verdi spannend und informativ. Zunächst gibt er die „technischen“ Daten jeder Oper: deren deutschen Namen, wer das Libretto schrieb und in welcher Originalsprache, wann und wo die Uraufführung stattfand, Ort und Zeit der Handlung sowie die Personen und SängerInnen der Uraufführung. Dann beschreibt er den Inhalt in gut verständlicher Art. Nach diesem Kapitel wird es bei jeder Oper interessant: Titscher geht der Entstehungsgeschichte nach und gibt einen meist mehrseitigen Kommentar zur Opern. In beide Kapitel fließt viel aus dem Leben von Verdi ein, wie Zitate von Briefen von ihm und anderes. Der Leser kann so besser verstehen, weshalb Verdi diese Oper komponierte und in welchem geschichtlich-sozialem Umfeld sie entstand Als letztes Kapitel einer jeder Oper folgt eine Interpretation und Analyse aus dem Blickwinkel eines Psychotherapeuten.
Beim Lesen stößt man immer wieder auf Bemerkenswertes. So erzählt Titscher beispielsweise bei „Nabucco“, wie Verdi auf seltsame Weise beim Lesen des Manuskripts des Verses „Va, pensiero, sull’ali dorate“ (Zieh, Gedanke, auf goldenen Flügeln) gefesselt wurde. Titscher zitiert dabei aus Verdis persönliche Erinnerungen. „Nabucco“ brachte Verdi den Durchbruch als Opernkomponist.
In seinen Interpretationen der Opern erkennt Titscher immer wieder grundlegenden Konflikte: Vater – Sohn, die Zerrissenheit zwischen der Liebe zur Mutter und Sohnesliebe (z. B. in „Troubadour“). Bei „Macbeth“ meint Titscher, es sei „ein fantastischer Stoff mit Hexen, Geistern und übernatürlichen Erscheinungen … aber vor allem eine Tragödie der Abgründe der menschlichen Seele, ein Psychogramm pathologischer Persönlichkeiten…“. In „I due Foscari“ (die beiden Foscari), Vater (Doge von Venedig) – Sohn-Beziehung ist das Hauptthema der Gewissenskonflikt des Dogen, der zwischen der Vaterliebe und seiner Pflicht als Doge aufgerieben wird.
Es führe hier jetzt zu weit, alles anzumerken, was an interessanter Information sich in diesem Buch verbirgt. 287 Seiten für 28 Opern ergeben schließlich im Schnitt zehn Seiten je Oper. Auf weiteren rund 60 Seiten liest man biografische Daten von Verdi (linke Spalte) und was sonst noch so, musikalisch, zeitgleich geschah (rechte Spalte). Beispiel: Im Jahr 1832 als Verdi vom Konservatorium in Mailand abgelehnt wird, stirbt Goethe. Diese biografischen Daten umfassen immerhin elf Seiten. Dann folgt ein umfangreiches Literaturverzeichnis (neun Seiten), gefolgt von einem Personenverzeichnis (13 Seiten) und schließlich eine Diskografie (14 Seiten wer welche CD oder DVD herausgebracht hat von den verschiedenen Opern). Ganz am Ende des Buches ein mehrseitiges Namens- und Sachregister.
Zusammen mit etlichen historischen Bildern ist dieses Buch eine fundierte Biografie des wohl populärsten italienischen Komponisten. Sie gibt auch seelische Einblicke in das nicht einfache Leben des Künstlers (z. B. starben binnen zwei Jahre seine beide Kinder und seine erste Frau – Verdi war gerade erst 27 Jahre alt). Mich beeindruckt dieses Buch.
zum SeitenanfangEin interessantes Fachbuch über die Geheimnisse romanischer Kreuzgänge
Die singenden Steine von Monreale
Über die Geheimnisse des sizilianischen Kreuzgangs
Autor: Rainer Straub, erschienen 2012 im Verlag Anton Pustet, Salzburg,
ISBN 978-3-7025-0678-0
Soll ich wirklich ein Buch über „Steine“ lesen? Ich habe es nicht bereut, wenngleich ich gerne zugebe, dass ich beim ersten Mal Lesen einige Teile nur überflogen habe. Straub hat das Buch sehr schlau aufgebaut: in seiner Einleitung erklärt er seine Leidenschaft für Romanik und schreibt über die „versteckten“ Programmen in Kreuzgängen jener Zeit. Im eigentlichen Buch unternimmt er eine Reise mit einem jungen Mann nach Monreale bei Palermo. Mit diesem führt er im Buch einen Dialog und genau diese gewählte Dialogform ist genial (vor allem für den Laien). Während der eine erklärt, stellt der andere Fragen und äußert Vermutungen, meist genau die, die dem Leser in den vorangegangenen Zeilen durch den Kopf gingen.
Zum Inhalt: Im ersten Kapitel gehen die beiden dem Fragenkomplex nach, warum ist das Kloster genau in Monreale und wie der Kreuzgang entstanden? Welche Überlegungen könnte wer bei der Planung der Säulengänge gehabt haben? Dabei werden auch Zitate anderer Forscher eingeflochten. Weiter geht es mit der Fragenbeantwortung, was ist ein Kapitell und warum ist es in Monreale Sitz der Zeichen – welcher Zeichen? Nun folgt ein Kapitel, das mich persönlich sehr fasziniert: die Zahlensymbolik. Es ist unglaublich, was da Straub herausgefunden hat. Die Maße des Kreuzganges, die Anzahl der Säulen, die Verschlüsselung des Weihedatums der Anlage – hinter allem steckt eine Zahlenlogik oder antike Maßsysteme. Straub erläutert die Zusammenhänge zwischen magischen Zahlen und den Psalmen. Er hat auch herausgefunden, dass sich im Kreuzgang die acht Seligpreisungen abgebildet sind.
Überhaupt, Straub fand ein einheitliches Programm heraus, das im Aufbau und der Ausstattung der Säulen verschlüsselt ist. Straub ging bei seinen Überlegungen davon aus, dass in der Romanik wohl keine Gestaltung einer Figur an den Säulen dem Zufall überlassen war, dass der Abt sehr wohl seinen Mönchen bei ihren Gebets(rund)gängen Zeichen vor Augen führen wollte, die einen Sinn ergeben. Straub fand heraus, dass Säulenfiguren auch eine Meditation des 119. Psalms darstellen. Man muss sich das im Buch so vorstellen: z. B: Kapitell 58: Vers 103, 104 [es folgt der Vers im vollen Wortlaut] und Erklärungen von Straub zu diesem Vers. Daneben findet sich in einer eigenen Spalte, die über alle Seiten läuft, ein Hinweis, auf welcher Seite sich eine Abbildung dieses Kapitells im Buch befindet. Diese Schwarzweißbilder der Kapitelle faszinieren mich auch. Stellen Sie sich das 12. Jahrhundert vor und schauen Sie sich dann die teilweise fein gearbeiteten Figuren und deren Ausdrucksformen an! Durch die Erklärungen, was die jeweilige Abbildung zeigt, wird das Ganze noch Lebendiger - Interesse an der Materie vorausgesetzt natürlich.
Ein Kapitel habe ich nicht ganz verstehe, zumindest nicht nach dem ersten Lesen, ist das Kapitel über die Kapitelle und ihre Tonsymbole. Jedes Kapitell hat ein Ton-Zeichen, alle zusammen ergeben einen Choral, der auch als CD dem Buch beiliegt. Straub beschreibt jeden Ton, Beispiel: 104. Kapitell: Ton „f“ – Der Lukaslöwe zeigt den Ton an. Aber ich habe (noch) nicht verstanden, wie der Löwe den Ton anzeigt.
Macht nichts, denn das Buch ist so voll von romanischen Geheimnissen und ihren Erklärungen, dass das Buch allemal lesenswert ist, Interesse vorausgesetzt. Denn Reiseführer ist es keines und auch kein Roman! Einziger Kritikpunkt meinerseits ist der Satz des Textes auf den Seiten. Relativ großer Zeilenabstand und der Satz bis einen Zentimeter an den Rand hinaus (oben, unten, links und rechts) lassen die Seiten irgendwie unübersichtlicher, unruhig wirken. Die Schriftart und –größe hingegen sind schon angenehm zu lesen.
zum SeitenanfangDer Völker- und Kulturen-Mischtiegel 'Sizilien' wird interessant und mit guten Bildern dargestellt
Autorin: Svenja Laufhütte, erschienen als 6. Auflage 2011 im DuMont-Verlag, ISBN 978-3770143856
Mir liegt die 6., von Svenja Laufhütte, aktualisierte Auflage vor. Frau Laufhütte lebt und arbeitet seit 2006 auf Sizilien als Übersetzerin und frei Kunsthistorikerin.
Die Liparischen Inseln, auch Äolische Inseln nach dem Windgott Aiolos genannt, deren es sieben gibt, zu der auch Stromboli, ein aktiver Vulkan, zählt werden auf 12 Seiten beschrieben. Wer den Dom von Monreale nicht gesehen hat, hat Palermo nicht gesehen, sagt man. Elf Seiten widmet die ursprüngliche Autorin, Brigit Carnabuci, die seit den 1950er Jahren auf Sizilien lebt, alleine diesem wichtigen Kunstwerk, das im arabisch-normannischen Stil erbaut ist. Zwei Beispiele über die Länge der Beiträge in diesem Buch.
Araber, Normannen, Griechen, Staufer, Anjou und andere Völker und Geschlechter prägten diese Mittelmeerinsel. Entsprechend vielfältige das kunstgeschichtliche und 'historische Angebot in diesem DuMont-Führer. Alleine die geschichtlichen Einführungen in die die Insel prägenden Völker umfassen 53 Seiten. Bemerkenswert dabei der doch recht weitverbreitete Barock auf der Insel. Das Kapitel 'Um den Ätna' bietet nicht nur Information über Kunstschätze, sondern gibt auch einen guten und interessanten Überblick über den Vulkan selbst. Darüber hinaus erfährt der Leser von etlichen 'Kleinigkeiten' wie vom Hippodamischen Straßensystem oder der normannischen Basilianerkirche SS. Pietro e Paolo bei Casalvecchio Siculo mit ihren ineinander verschränkten Blendbogenarkaden. Natürlich beschreibt Frau Carnabuci ausführlich die 'Villa del Casale' bei Piazza Armerina, einen luxuriösen Landsitz um 300 n. Chr. oder die Tempelanlagen von Agrigent, Selinunt und Segesta. Auch ein Ausflug auf das Inselchen Mozia vor Marsala im Westen, ein Handelsstützpunkt der Phönizier, wird auf fünf Seiten beschrieben. Ein Besuch in Erice oberhalb von Tràpani beim Heiligtum der ältesten Göttin des Mittelmeergebiets, der Aphrodite (bei den Griechen, Astarte bei den Phöniziern) bietet nicht nur Kultur, sondern bei schönem Wetter auch einen herrlichen Ausblick über die Küste und ihre Salzfelder bis hinaus zu den Ägadischen Inseln, die ebenfalls im Führer beschrieben werden. Interessant sind auch die Ausführungen zu Palermo mit seinen an byzantinischen Vorbildern entstanden herrlichen Mosaiken in Kirchen und Palästen sowie über den normannischen Dom mit den staufischen Kaisergräbern. Ich habe jetzt nicht alle Orte aufgezählt, jedenfalls finden sich im Buch auch zahlreiche sehr anschauliche und eindrucksvolle Bilder (z. B. von den erwähnten Mosaiken), die die kunstgeschichtliche Vielfalt der Insel gut darstellen.
zum SeitenanfangAusgabe 2011 ist sprachlich, optisch und inhaltlich hervorragend
Rom, DuMont Kunst-Reiseführer
Autor: Heinz-Joachim Fischer,
erschienen als 6. aktualisierte Auflage 2011 im DuMont-Verlag, ISBN 978-37701-5607-8
„Die 50 wichtigsten Orte auf einen Blick – Umweg lohnt – keinesfalls versäumen“, ist die erste Übersicht im Buch. Da weiß der Leser gleich, was auf ihn zukommt, wenn er denn Rom tatsächlich besucht. Doch der Autor, langjähriger römischer Korrespondenz für die ‚Frankfurter Allgemeinen Zeitung‘, beginnt zunächst mit ausgezeichnet Beschreibungen des römischen Alltags (nachts, morgens, mittags…) und ebenso gut formulierten römischen Jahreszeiten. Diese 20 Seiten bieten aktuelle Informationen mit einem Schuss Humor. Oder anders ausgedrückt: mit der Darstellung der Eigenheiten der Römer.
Dann folgen Kapitel über die „Palazzi der Macht - das politische Rom“ und den „Geheimnissen des Vatikans - aber wie ist er wirklich?“. Letzteres erläutert der Autor an Hand eines Rundgangs mit einem vatikanischen Prälaten. „Deutsche in Rom“, „der kranke Marmor“, die Geschichte Roms und Ansichten von Rom – insgesamt 160 Seiten Hintergrundinfo sozusagen, bevor er in die Vielfalt der Sehenswürdigkeiten eintaucht. Auch die „Reiseinformationen von A bis Z“ am Ende des Buches fallen umfangreicher aus, als in manch anderen DuMont Kunst-Reiseführern. Wichtige Adressen sind u. a. jene von Juwelieren, Pelzhändlern, Modehäusern und Schuhgeschäften, denke ich jedenfalls - und dabei an Frauen.
Nein, im Ernst, dieser Führer ist weit entfernt von nur trockenen Zahlen und Geschichtsfakten. Auch bei den Bauwerken lässt Fischer immer wieder interessante Informationen (z. B. über das Trastevere-Viertel) und Anekdoten, wie jene von Vasari über Michelangelo und seine Malereien in der Sixtinischen Kapelle. 27 Karten und Detailpläne helfen dem Leser, sich zu orientieren. Es gibt übrigens auch eine eigene Übersicht darüber – also auch das Auffinden im Buch ist bequem und einfach. Hinweise, wie und wann man etwas besichtigen kann sowie allerlei Tipps finden sich ergänzend an den Seitenrändern in kleinen mit Farbe hinterlegten Info-Kästen. Die Bilder sind sehr ansprechend, gut gewählt und aussagekräftig.
Ich bin fast versucht, diesen Kunst-Reiseführer in einem Stück zu lesen, wohl wissend, dass ich mir die Datenfülle gar nicht merken kann. Aber der Autor schreibt so interessant, dass ich einfach nichts übersehen möchte. Wie zum Beispiel auf Seite 389 über die römische Filmstadt Cinecittà.
zum SeitenanfangNicht nur Assisi, sondern viele andere interessante Orte werden beschrieben
Umbrien, DuMont Kunst-Reiseführer
Autor: Klaus Zimmermanns, Co-Autoren: Andrea C. Theil, Christoph Ulmer,
erschienen als zweite aktualisierte Auflage 2011 im DuMont-Verlag, ISBN 978-3-7701-6621-3
Die Fülle der Daten und Information kann ich natürlich nicht mehr bis ins Letzte „kontrollieren“. Da verlasse ich mich einfach auf den DuMont-erfahrenen Autor Klaus Zimmermanns. Stichproben haben mir aber gezeigt, dass sich Zimmermanns auch im „grünen Herzen Italiens“, wie Umbrien auch genannt wird, ausgezeichnet auskennt.
In seiner Einleitung skizziert er u.a. die Volksfrömmigkeit und Heilige, natürlich die Leitfigur Franziskus. Etwas ausführlicher fällt die Einführung über Umbrer, Etrusker und Römer aus, war Umbrien doch Teil des Kernlands der Etrusker. Westgoten, Langobarden, Franken, Stadtstaaten bis hin zu bedeutenden Persönlichkeiten und „aus Küche und Keller“ nehmen die ersten 50 der 368 Seiten in Anspruch.
Dann folgen acht Kapitel über Städte und kleinere, geschichtlich interessante Regionen. Je nach Größe des Ortes gibt es kleine Übersichtsstadtpläne oder Altstadtdetailkarten, die Regionskarten finden sich in der vorderen und hinteren Umschlagklappe.
Auf ein paar Kapitel aufmerksam gemacht: Die Schlacht Hannibals gegen die Römer am Trasimeno See, bei der die Römer vernichtend, im Sumpf bis zu die Hüften versunken, geschlagen wurden; 30 Seiten über die Kirche San Francesco in Assisi und deren Ausstattung; Bevagna, eine kleine Stadt mit besonders reizvoller Altstadt; Abbazia di San Pietro in Valle, eine einstmals bedeutende Benediktinerabtei oder 20 Seiten über Orvieto mit dem vielleicht schönsten gotischen Dom Italiens. Jeweils an den Seitenrändern finden sich Hinweise auf Öffnungszeiten, Internetadressen, kurze geschichtliche Geschichten oder praktische Hinweise (z. B. über die Funicolare, Standseilbahn, in Orvieto – echt praktisch, habe ich selbst schon zig Mal benutzt, kein Parkplatzsuchen!).
Sehr gutes Bildmaterial, ein Verzeichnis der Karten und Grundrisse – sehr praktisch! Glossar, Register und Reisehinweise – ein wirklich kompletter Kunst-Reise-Führer, den ich jedem empfehlen kann, der mehr als nur Vino und Pasta von Umbrien kennenlernen möchte.
zum SeitenanfangGeht ausreichend in die Tiefe, ohne sich zu verzetteln oder unübersichtlich zu sein
Friaul und Triest, DuMont Kunst-Reiseführer
Autor: Klaus Zimmermanns, Co-Autoren: Andrea C. Theil, Christoph Ulmer,
erschienen als 5. Auflage 2011 im DuMont-Verlag, ISBN 978-3-7701-6613-8
Seit 1987 bereise ich die östlichste Region Italiens, das Friaul Julisch-Venetien, wie es offiziell heißt. Daher kenne ich diese Region sehr gut, fand aber auch in diesem Führer wieder Neues. Zimmermanns wählte bewusst als Titel „Friaul und Triest“, da der Großteil der historischen Region Julisch-Venetiens auf heutigem Staatsgebiet von Slowenien und Kroatien liegt.
Wenn ich jetzt schreibe, dieser Führer „beschränkt“ sich also auf also auf das Territorium des heutigen Italiens, so ist dies in keiner Weise ein Nachteil für das Buch. Zwar finden sich in knapp 380 Seiten sicherlich immer noch nicht alle kunstgeschichtlichen und geschichtlichen Daten und Fakten dieser Region. Aber doch so viel Wissen, dass selbst der Studienreisende mehr als genug Information darin findet.
Beispielsweise 24 Seiten sind der Langobarden-Stadt Cividale del Friuli gewidmet, davon allein sechs Seiten dem Museum. Auch über einen der imposantesten Wallfahrtsorte Oberitaliens, Castelmonte, sind fast zwei Seiten zu finden. Fast 30 Seiten über die Täler Karniens und Gemona finde ich sehr gut. Denn vor allem die Täler Karniens bieten durchaus etliche Schätze, über die man sonst wenig zu lesen findet. Und fast 60 Seiten sind für Aquileia und Grado vorgesehen, wobei ich vor allem die Ausführungen zu Grado sehr interessant finde. Schließlich war Grado einer der ganz großen Rivalen Venedigs. Aus der Vielzahl von Villen der friulanischen Tiefebene werden viele, auch wenig bekannte, beschrieben. Bei jedem der neun regionalen Abschnitten gibt es auch einige Tipps für Übernachtung und gut essen gehen. Zahlreiche kleine Ortspläne erleichtern dem Kulturinteressierten das Finden der beschriebenen Objekte.
Die Bildauswahl finde ich sehr gelungen, sehr aussagekräftig, passend zu den Texten und von guter fotografischer Qualität. Etliche Randbemerkungen, etwa über frühere Taufrituale oder über Burgen im Hügelland, geben zusätzliche Hintergrundinformation. Ein Glossar, Reiseinformationen von A bis Z und ein Register ergänzen die gewohnt wirklich gute Qualität von DuMont Kunst-Reiseführern.
zum Seitenanfang"Freigang eines Photographen"
Erschienen im
Studien Verlag Innsbruck 2004, ISBN 3-7076-4067-3, in Koproduktion mit
Edition Sturzflüge, Bozen
ist "geschriebener Theatersommer" in Italien. Auf knapp 200 Seiten beschreibt der eigentlich als Photograph durch Italiens Landschaften reisende Maurizio Buscarino Theaterinstallationen und Aufführungen im Sommer des Heiligen Jahr 2000.
Er beginnt seine Reise im Raum Mailand, wo er den Beginn einer Pilgerreise einer Gruppe von Künstlerinnen erlebt. Diese wollen auf dem alten Pilgerweg nach Rom, der Francigena, wandeln und entsprechende Kunstakzente setzen. Buscharino selbst "springt" jedoch in ganz Italien von einem Spektakel zum anderen und trifft zwischendurch immer wieder die Pilgerinnen. Seine Besuche gelten Aufführungen in Gefängnissen wie Foggia und Volterra, in einer lombardischen Krypta in der Südtoskana, bei schwefelhaltigen Quellen nahe Viterbo oder in aufgelassenen Schlacht- und Bahnhöfen und an anderen Orten.
Zwischen den ausführlich beschriebenen künstlerischen Aufführungen, die meist spätnachts geschehen, Momentaufnahmen des Alltags und der Umgebung: beispielsweise über den "Gasthof Eremo" im Latium, einer Einsiedelei, in der er nächtigt und die Geschichte des aus Italien stammenden Australiers erfährt, der so etwas wie der letzte Mönch der Einsiedelei ist; oder über den Ort Centeno, an der hundertsten Meile vor Rom, wo er die Landschaft beschreibt; oder die Querelen von Theater spielenden Häftlingen.
Wenige Schwarzweiß-Photographien, deren eigentlich starke Aussagekraft manchmal unter der ökonomischen Schlichtheit des gewählte Formats (Taschenbuch) und Papierart leiden, selbstkritische Reflexionen über das Leben, das Theater und des Glaubens, skizzenhafte Beschreibungen von manchmal mystischen anmutenden szenischen Aufführungen lassen dieses Buch für Freunde moderner Theaterkunstformen zu einem interessanten Werk werden.
Elmer Locher hat eine gute Übersetzung des italienisches Originals gefunden. Die Wortwahl ist über viele Seiten so treffend, wie sie nicht besser sein könnte. Allerdings, und das sei eine Warnung für jene, die sich ein leicht lesbares und unterhaltsames Buch über Land und Leute Italiens erwarten: Die Kunst regiert das Buch, was so ab der Mitte des Buches etwas ermüdend für den Italienfreund wird; und die Kunst der Worte regiert das Buch, was den interessierten Leser mehr als nur einmal zum Lexikon greifen lässt.
Was irgendwie auf der Strecke bleibt, ist die geographische Orientierung. Nur wahre Kenner Italiens können dem raschen, oft unerwarteten, keinen Regeln folgenden Ortswechsel folgen. Nur Kenner des italienischen Alltags und der italienischen Seele können manche Textinhalte deuten. Aber genau diese Mischung aus Theaterwelt, Italien und Momentaufnahmen werden wahren Liebhabern von modernen Theaterinstallationen beim Lesen dieses Buches das Herz höher schlagen lassen. Das in einem Land spielt, das eben nicht nur aus Vino, Pasta und Amore besteht; letzteres sowieso viel zu geschundenes und missverstandenes Bild für eines der ältesten Kulturländer der Welt.
Maurizio Buscarino
zählt zu den wichtigsten Theaterphotographen unserer Zeit,
und seine Arbeiten wurden in Italien und weltweit in Ausstellungen
gezeigt, unter anderem in Basel, Mexico City, Sao Paolo (Brasilien),
Madrid, Barcelona und in der Nationalgalerie Peking. Seit über zwanzig
Jahren verfolgt er das Theatergeschehen Europas, und sein persönliches
Archiv umfasst mehr als achthunderttausend Photogramme. Vor wenigen
Wochen ist Maurizio Buscarinos letzte Arbeit Teatri delle terre di
Pesaro e Urbino bei Electa in Mailand erschienen.
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