Sie befinden sich auf einer Unterseite der Reiseberichte

Bezaubernde Marken und ihre verborgenen Reize - ein Reisebericht

Die Links führen meist zu Bildern! Weitere Bilder unter diesem Link.

Meine Information „ich fahre in die Marken!“ wurde stets begleitet von der Frage „Wohin, bitte?“. Ja, ja Rimini kennt man schon! Und auch Florenz! Bitte schön, Assisi ist auch nicht unbekannt. Aber die Marken? Eine Region in Italien? Ja! Zugegeben, sie bietet nicht allzu viele weltberühmte Sehenswürdigkeiten. Aber umso mehr machen malerische Städtchen, alte Klöster und das wunderbare Hügelland die besonderen Reize dieser Region aus. Ganz abgesehen von Küche und Keller.

Knapp 160 km adriatische Küste stehen knapp 350 Grenzkilometer im Inland zu benachbarten Regionen gegenüber. Und vor allem das reizvolle Hinterland, ein mehr hügeliges als gebirgiges Gebiet, lockt mit vielen Kleinoden. Soweit das Auge reicht, wellen sich sanfte Hügel, bedeckt mit Olivenbäumen und Getreidefeldern. Dazwischen, oft auf den Hügelkuppen, kleben wie Schwalbennester die alte Dörfer und Städte. So verwundert es also auch nicht, wenn mich meine Reise mehr in diesem verborgenen Hinterland herum führen wird als an der Küste. Ich hörte sogar schon, dass, wer auf der Suche nach dem „echten, unverfälschten Italien“ sei, dieses noch in den Marken fände. Also begab ich mich auf „die Suche nach Italien“.

Im ausklingenden Tageslicht, vorbei an der kleine Republik San Marino, die am Horizont durch den Monte Titano gut erkennbar war, erreichte ich Pesaro. Mit rund 95 000 Einwohnern bereits eine der größten Städte der Marken, zeigt sich diese Stadt aber durchaus als angenehmer Aufenthaltsort. Dem berühmtesten Sohn der Stadt zu Ehren, dem Opernkomponist Gioacchino Rossini (19. Jh.). findet hier jedes Jahr im Sommer das „Rossini Opern Festival“ statt. Die Innenstadt ist stets belebt, finden sich doch dort zahlreiche elegante Geschäfte und Bars.

Am nächsten Morgen zieht es mich zunächst einmal in das reizende markische Dörfchen Gradara. Etwas nördlich von Pesaro, in Sichtweite der Adria gelegen, ganz von einer Stadtmauer umgeben, zieht es sich einen Hügel hinauf. Von der Hauptachse führen kurze Gassen links und rechts zu den Mauertoren; an der höchste Stelle eine kleine Burganlage; in der Kirche davor sollten Sie die Christusskulptur nicht versäumen: je nachdem aus welchem Blickwinkel man sie betrachtet, sind die Augen offen oder geschlossen (vor oder nach der Kreuzigung).

Von Gradara nahm ich die Autobahn, ließ die Hauptstadt der Marken, Ancona, links liegen und bog ins Landesinnere ab. Mittags erreichte ich dann Jesi, die Geburtsstadt eines deutschen Kaisers: 1194, zu Weihnachten, kam dort am Marktplatz der Staufer Kaiser Friedrich II. zur Welt - in einem Zelt mitten auf dem Hauptplatz und unter Anwesenheit aller Frauen der Stadt, sowie der hohen Geistlichkeit. Warum? Weil sein Vater, Heinrich VI, seine Frau Konstanze bei ihrer Reise nach Sizilien nicht begleiten konnte. Konstanze, hochschwanger, sollte dort ihr Kind zur Welt bringen. Aber es kam eben schon in Jesi. Und damit man nicht die Rechtmäßigkeit der Thronfolge Friedrich II. anzweifeln konnte, mussten möglichst viele Personen die Geburt bezeugen können.

Jesi - ein Nebeneinander von Barock- und Renaissancepalästen, Bogengänge, Treppengassen und Stadttore verleihen dieser Stadt ein abwechslungsreiches Bild. Als Zentrum eines Weinbaugebiets gibt es hier den spritzigen „Verdicchio“ überall zu trinken - ein Grund, meine Mittagspause dort zu verbringen und einen Verdicchio zu Cannelloni zu genießen. Samt Käse als Nachtisch - keine zehn Euro kostete es mich, dieses Vergnügen im einzigen „sichtbaren“ Ristorante im Stadtmittelpunkt; dort, wo alle Einheimischen auch essen gingen; dort, wo der Wirt noch in von Kunden mitgebrachte Flaschen Wein abfüllte; dort, wo - es war gerade kurz nach 12 Uhr Mittag - jedermann noch schnell auf ein Gläschen, auf einen Ratscher vorbei schaute oder sich Cannelloni einpacken ließ - für zu Hause.

Hier noch eine kleine Ausflugsanmerkung: fährt man weiter in Richtung Apennin, kommt man zu den Grotten von Frasassi.

Am Nachmittag fuhr ich durch das hügelige Land weiter nach Osimo. Über dieses Dörfchen gibt es wieder eine unterhaltsame Episode zu berichten: und zwar von einem fliegenden Mönch. In der Kirche San Francesco liegt der Heilige Joseph von Copertino begraben, zu Lebzeiten aufgefallen durch seine Flugkünste. Immer wieder hob er vom Boden ab und dies trotz eines Verbots seiner Vorgesetzten.

Schon bei meiner Ankunft in Osimo verfinsterte sich der Himmel und deutete das Nahen eines Gewitters an. Trotzdem spazierte ich noch auf der gepflegten ehemaligen Stadtmauer entlang und durch den hübschen kleinen Park. Der Dom San Leopardo strahlte trotz der immer drohender wirkenden dunklen Wolken Ruhe und Geborgenheit aus - im Inneren spätromanische Züge. Noch ein kurzer Besuch beim Heiligen Joseph, es war gerade drei Uhr nachmittags geworden und die Kirchentüren öffneten sich. Dann setzte ein Gewitter ein, das den Rest des Nachmittags noch dauern sollte.

Als letzten Besichtigungspunkt des heutigen Tages hatte ich eigentlich Macerata vorgehabt - Universitätsstadt mit Viehmarkt. Bekannt ist die Stadt bei uns vor allem wegen ihrer Opernfestspiele, die in einem merkwürdigen Bau mit Namen Sferisterio jedes Jahr im Sommer stattfinden. Aber der strömende Regen und der peitschende Wind ließen mich dieses Vorhaben auf einen anderen Tag verschieben. So fuhr ich gleich weiter in den kleinen adriatischen Badeort Porto Civitanova an, wo ich die nächsten Nächte wohnen werde.

Auf den nächsten Tag freute ich mich besonders. Der Ausflug führte mich in das bezaubernde Hinterland der Marken. In Orte, die bei uns unbekannt sind, wohl aber durch ihre Lage und ihren Charme einzigartig für die Region sind! Es wurde der Marken-Tag!

Eine Autobahn führt ins Landesinnere zu meinem ersten Besichtigungspunkt, der Abtei „di Chiaravalle di Fiastra“. Ich fuhr vom Tal über einen Höhenzug und sah dort, wo sich die Abtei befinden sollte, nur ein Wäldchen. Erst beim Näherkommen konnte ich die eindrucksvollen Gebäudeteile erkennen. Vom Parkplatz der Abtei führt ein kurzer Weg zur imposanten Zisterzienserabtei, die von französischen Mönchen des Ordens 1126 errichtet wurde. Ob der Kreuzgang, das Refektorium oder die Kirche - ich war sehr früh am Morgen da und die Anlage lag noch still und beschaulich da: es war beeindruckend! Wer hätte gedacht, hier nur wenige Kilometer landeinwärts eine derartige Klosteranlage vorzufinden?

Beeindruckt verließ ich nach etwa einer Stunde diesen Ort und fuhr weiter nach Tolentino. Auch hier eine Überraschung für mich eingefleischten Italien-Reisenden: Man konnte noch mitten auf dem Hauptplatz, vor dem Rathaus mit dem Auto parken! Abgesehen von dem eigenartig anmutenden „Torre dei Tre Orologi“, einem seltsamen Uhrturm mit vier Ziffernblätter, lockt der Ort mit der Basilika San Nicola zu einem Stopp. Der Ortsheilige Nikolaus (nicht zu verwechseln mit dem Hl. Nikolaus aus Bari/Myra) zog schon zu seinen Lebzeiten Scharen von Pilgern an. Die spätgotische Fassade, der prächtige barocke Innenraum mit einer Kassettendecke und der Freskenzyklus in der Cappellone di San Nicola (der keinen Vergleich mit jenem von Franz von Assisi zu scheuen braucht!) sind die „oberflächlichen“ Kulturhöhepunkte der Basilika. Aber „tief im Inneren“, im Klostertrakt, verbergen sich ein wahrlich sehenswertes Klostermuseum und - in einem Tiefgeschoss - das Leben des Heiligen in 28 szenischen Bildern mit Figuren dargestellt! Absolut sehenswert!!! Und ich hatte das Glück, dass es zusätzlich noch in einem eigenen Raum die Darstellung der Geburt Christi gab, mit lebensgroßen Figuren, mit Stall, mit Ton, mit Lichteffekten - einfach sensationell!

Ich war begeistert von Tolentino. Es war die zweite Überraschung des Tages. Aber auch für weltliche Gelüste gibt es dort etwas: das "Internationale Museum für Karikatur".

Auf Landstraßen ging es tiefer ins Hinterland hinein, nach San Severino Marche. Dieser Ort liegt malerisch auf einem Hügel, die mittelalterlichen Häuser schon weithin sichtbar. Immer wieder blickt man über weite Landstriche, über Hügel und Felder. Vorbei an San Severino Marche fuhr ich nach Castelraimondo in den Ortsteil Castel S. Maria. Dort, im hintersten Winkel des Tals, schon zu Füssen des Apennins, der sich hier auf über 1 500 m ü. A. erhebt, wollte ich zu Mittag essen. In einer Agriturismo, einem Bauernhof, auf dem man die bodenständigen Produkte auch gleich essen kann. Es wurde ein Schlemmeressen. An einem Hang, wie geklebt, standen mehrere Gebäude eng zueinander, als würden sie sich gegenseitig stützen wollen. Durch die niedrige Türe gelangte ich ins Innere des Wirtshauses, mehr schon Restaurant als Agriturismo. Die Holzbalken und die Steinwände gaben den Räumen etwas Heimeliges. Und kleine Treppen führten in die eher engen Räume, aber das Ganze strahlte Gemütlichkeit aus. Nach dem Essen gönnte ich mir ein paar Minuten auf der Terrasse vor dem Haus: der Blick schweifte weit über das hügelige Land und ich genoss die Ruhe und Beschaulichkeit, die dieser Landstrich ausstrahlte.

Hinunter ging es wieder ins Tal, um dann gleich wieder hinauf in die Hügel zu kurven. Es ging „hinauf“ zum „ Balkon der Marken“, auf stolze 630 m über dem Meeresspiegel! Nach Cingoli, einem Ort, der um jede Biegung, hinter jedem Palazzo einen neuen Blick freigibt und die Kirche San Nicolò mit dem meisterhaften Gemälde der „Rosenkranzmadonna“ von Lorenzo Lotto. Ich war das erste Mal in diesem Ort und parkte sozusagen am „erstbesten“ Parkplatz. Wo aber ist der „Balkon“? Ich fragte einen Italiener, der gerade mit seiner Familie aus seinem Auto stieg. „Aspetta, le faccio vedere“ - „Warten Sie, ich werde es Ihnen zeigen“. Nein, nein, erklären Sie mir nur den Weg - no, no, er geht schon selber mit mir dorthin. Also führte er mich durch den halben Ort und tatsächlich, vor mir tat sich ein Blick von 180 Grad über die Hügellandschaft der Marken auf: vor mir der Monte Conero, der „Hausberg“ Anconas, und die Adria. Ob ich ihn (den Italiener) wohl auf einen Kaffee einladen darf, no, no, grazie, erwiderte er, sprach's und ging mit seiner Familie. Ja, das sind die Italiener!

Da an diesem Tag wunderbares Wetter war, konnte ich auch in der Ferne Macerata erkennen. So beschloss ich, noch Macerata zu besuchen. Macerata, wie viele andere Orte in den Marken auch, liegt auf einer Hügelkuppe. Treppen, mehr oder weniger steile Gassen und enge Plätze kennzeichnen Macerata. Wie es wohl hier im Winter sein mag? Na ja, Schnee gibt es schon, wohl aber nicht viel und er bleibt auch nicht allzu lange liegen. Selbst im Jänner sinken die Temperaturen hier selten und Null Grad. So ließ ich diesen wunderbaren Tag mit einem Spaziergang durch Macerata ausklingen.

Noch einmal wollte ich in den Süden der Region fahren. Zu einem weiteren städtebaulichen Kleinod: Ascoli Piceno. Die Altstadt liegt malerisch auf einem Plateau zwischen den Flüssen Tronto und Castellano. In ihrem Mittelpunkt die Piazza del Popolo mit dem Palazzo dei Capitani, die sich in einem Atemzug mit den großen Plätzen Italiens, dem Markusplatz von Venedig, dem Campo von Siena und der Piazza Navona von Rom, nennen lässt! Doch nicht nur der Hauptplatz lockt Touristen aus aller Welt hierher: der Renaissance-Kreuzgang der Franziskaner-Kirche, in dem vormittags Markt ist; die alte Römerbrücke mit herrlichem Blick über Altstadt und Fluss; das 800 Jahr alte Baptisterium, romanische Kirchen wie die Kirche San Gregorio, der Dom Sant’Emidio, die Piazza Arringo (die gerade mit neuen Steinplatte ausgelegt wurde), wo sich die Kathedrale, der Bischofspalast mit Diözesanmuseum und das Rathaus befinden - und - die Oliven. Die „Olive all’ascolana“ und die gefüllte „Fritto ascolano“ sind Spezialitäten der Stadt! Ascoli Piceno weiß zu verzaubern.

Neben der Franziskaner-Kirche in einer Loggia plauderten Senioren, auf der Piazza del Popolo waren kleine Ausstellungszelte aufgestellt, in der sich Regionen, Dörfer und Städte Mittelitaliens sowie alte Handwerke im Rahmen einer kleinen Touristikmesse präsentierten, und am Markt im Kreuzgang sah ich noch alten Waagen mit Gewichten.

Die Rückfahrt nach Civitanova führte mich zu einer weiteren Sehenswürdigkeit im Süden der Republik, an den kilometerlangen Palmenstrand von San Benedetto del Tronto. Gut 15 Kilometer säumen kleine und große Palmen in mehreren Reihen den Sandstrand des Badeorts San Benedetto del Tronto. Die Altstadt zeigt sich noch in jenem bezaubernden verstaubten Zustand, den ich gerne als „Italien“ bezeichne. Obwohl es bereits Ende September war, fanden sich noch einige am Strand, sonnenbadend aber auch in den (kühlen?) Wellen der Adria.

Wenn man dann auf der Autobahn wieder Richtung Norden unterwegs ist, sieht man nur ein paar Kilometer zur Linken im Landesinneren auf einer Hügelspitze einen Ort „kleben“. Es ist Fermo. Die leicht abfallende Piazza mit Arkaden bildet das malerische Zentrum dieses Ortes; auf der Piazza eine Statue von Papst Sixtus V, der aus dem nahen Grottamare stammt; ganz oben auf der Hügelspitze steht der Dom Santa Maria Assunta (Maria Himmelfahrt). Eine lange Zypressenallee führt zur romanischen Fassade des Gotteshauses, das innen gotische Züge zeigt und barock ausgeschmückt wurde. Und von dort oben hat man einen wunderbaren Ausblick hinunter zum nahen Meer und über die idyllische Garten- und Dächerlandschaft von Fermo.

Ich wanderte die Gassen hinunter, die mit Steinplatten gepflastert, an kleinen Gärten vorbei führten, und kehrte zur Piazza del Popolo zurück. Im Palazzo degli Studi, bis 1826 Sitz einer Universität, befindet sich heute die städtische Bibliothek mit rund 400 000 Bänden. Zu verlockend der gemütliche Charakter dieser Piazza. Ich kehrte auf ein Glas Wein in einer Bar am Platz ein. Der Besitzer diskutierte mit einer Signora, die offensichtlich ein Schulheft eines ihrer Kinder in Händen hielt. Und es dauerte auch nicht lange, und ich wurde von ihr gefragt, ob ich denn Englisch könne. Ei doch ja, erwiderte ich und schon durfte ich die Hausaufgabe der Tochter der Signora auf Rechtschreibfehler lesen. Na ja, Rechtschreiben im Englischen war nie so meine Stärke. Also versuchte ich dies der Signora und dem Besitzer der Bar zu erklären. Der Besitzer, froh darüber, dass Signora ein anderes Opfer gefunden hatte, zog sich in den hinteren Bereich der Bar zurück. Ich blieb. Aber irgendwann ging dann die Signora doch heim. Und ich kehrte zu meinem Auto zurück.

Was fehlte mir jetzt noch bei meinem ersten „Streifzug durch die Marken“? Zunächst einmal noch das „Fliegenden Haus von Loreto“. Unübersehbar thront die mächtige Kuppelbasilika „Santuario della Santa Casa“ auf einem Hügel gleich neben der Autobahn. In ihr soll der Legende nach, das Haus der Maria aus Nazareth stehen, in dem Maria geboren wurde, in dem die Verkündigung geschah und in dem Jesus aufwuchs. Bei seinem „Flug“ aus dem Heiligen Land hierher hatte es mehrere „Zwischenlandungen“ hinter sich, bevor es hier seine neue Heimat gefunden hatte. Fest steht eines, dass die Madonna von Loreto heute die Schutzpatronin der Luftfahrt ist.

Polizisten überall, sie regeln den regen Pilgerstrom, der vor allem in Bussen heran gekarrt wird. Ich schreite durch ein Tor und sehe sogleich gegenüber ein weiteres Tor. Natürlich musste ich auch von diesem einen Blick werfen und sah von jenem aus Osimo, den Monte Conero und die Hafenanlagen Anconas. Zwischen den beiden Stadttoren führt eine lange Straße, gesäumt von Bars und Andenkenläden, zum weitläufigen Platz vor der eindrucksvollen Basilika. Pilgergruppen mit Kranken unter ihnen, mit an Rollstühlen gebundenen Menschen, standen vor der Basilika für ein Gruppenfoto. Im Inneren des gewaltigen Kirchenbaus folgte ich dem Strom der Pilger zum Santuario della Santa Casa. Es ist ein kleines unscheinbares Steinhaus, außen vollständig mit Marmor verkleidet, im Inneren jedoch noch in seinem Originalzustand belassen. Geduldig reihe ich mich in die Schlange der Wartenden vor dem Heiligen Haus ein und stehe dann ein paar Augenblicke in dem kleinen Raum, bevor ich auf die andere Seite hinaus geschoben werde.

Da ich mich bereits auf der Heimreise befand, wollte ich eine Kerze spenden. Zum Dank dafür, wieder eine wunderbare Ecke Italiens kennen gelernt zu haben und für die Hoffnung, bald schon wieder in die Marken zu fahren. Einen Euro, stand am Schild, kostete die „kleine“ Kerze. Ich nahm also diese aus dem Schacht heraus, und nahm sie heraus und nahm sie heraus - schier kein Ende wollte sie nehmen... einen guten Meter lang war sie schließlich, als ich sie endlich ganz in Händen hielt. Ich grinste: eine „kleine“ Kerze wollte ich spenden und nun stand ich mit einem Meter Wachs in den Händen da und wusste gar nicht, wo ich sie anzünden konnte. Denn weit und breit war nichts dafür zu sehen. Aber ich schlaues Kerlchen hatte beobachtet, wo sich die Sakristei befindet - am anderen Ende der Basilika. Also, mit einem Meter Wachs bewaffnet, ging ich nochmals durch die ganze Basilika in die Sakristei, wo ich dann auch die gewünschte Auskunft erhielt.

Nach dieser netten Episode brachte mich eine kurze Autobahnfahrt nach Fano, einem Städtchen am Meer, das noch über eine schöne Altstadt verfügt. Eine Stadt, die alles im Kleinformat hat: Häuser, Plätze, Straßen und Sehenswürdigkeiten. Gleich vorweg - dort fand ich ein Fischrestaurant, in dem ich einmalig gut Fisch gegessen hatte!

Fano ist so eine Stadt, in der der Kultur beflissene Touristik gleich mal ausruft: und was schauen wir uns da an? Nix, a italienisches Dörfl (55 000 Einwohner). Und weg werden sie sein, die abhakend durch die Welt ziehenden Touristen. Nicht so die das echte Italien Liebenden. Kaiser Augustus lässt gleich beim Eingang in die Altstadt durch einen Bogen grüßen. Unmittelbar dahinter steht das mittelalterliche Waisenhaus der Stadt. Am Tag meines Besuches präsentierte sich das Waisenhaus wegen eines Blumenfestes, farbenfroh mit Blumenständen unter der Loggia, sehr stimmungsvoll. Nur ein paar Schritte weiter die Kathedrale, eine interessante Mischung aus verschiedenen Baustilen. Und über den Corso Matteotti, der die Stadt quert, bis hin zur Piazza XX Settembre mit dem Palazzo Malatestiano - überall Blumen, Blumen, Blumen und nochmals Blumen. Ich wandere noch ein wenig durch diese reizende Kleinstadt mit absolut italienischem Flair, bis ich eben eingangs erwähntes Fischlokal entdeckte.

Als letzte Station meiner Reise durch die Marken hatte ich Urbino geplant. Urbino gilt als die vollkommenste Frührenaissancestadt Italiens mit sehenswertem Dom und mächtigem Herzogspalast. Auch diese Stadt liegt nicht an den großen Verkehrsstraßen und konnte sich so eine gewisse Beschaulichkeit bewahren. Als Universitätsstadt beherbergt sie zudem viele junge Menschen in ihren Mauern. Seine städtebauliche Schönheit verdankt die Stadt Herzog Federico, der im 15. Jahrhundert hier lebte. Er ließ den mächtigen Palast errichten, der damals bereits einen unvorstellbaren Luxus aufwies: es gab unter anderem Heißwasserleitungen, einen Eiskeller und Lastenaufzüge für die Küchen. Zwei der bedeutendsten Künstler der Renaissance sind in Urbino zur Welt gekommen: Raffael (* 1483, † 1520), neben Michelangelo und Leonardo da Vinci der bedeutendste Malter seiner Zeit, und Bramante (* 1444, † 1514), der Baumeister vom Petersdom.

Und genau in diesem Herzogspalast war am Tag meiner Besichtigung „Tag der offenen Tür“ - gratis Eintritt. Also, das vierte oder fünfte Mal in dieser Stadt, ohne jemals den Palast von innen gesehen zu haben, nützte ich diese Gelegenheit. Zunächst besuchte ich in die oberen Stockwerke, in den man zahlreiche Gemälde und andere Kunstgegenstände sehen konnte. Dann aber ging ich in die Tiefen dieses mächtigen Gebäudekomplexes hinunter: in die Stallungen, Küchen- und Lagerräume. Gewölbe im riesigen Ausmaß taten sich dort auf, flache Steintreppen dienten schon früher zum leichteren Transport mittels Esel dorthin;

Nach diesem Kulturtrip kam eine „Bergsteigerei“: zunächst einmal wieder vom Palast hinunter zur Piazza Repubblica; unten und doch wieder oben - vom Parkplatz aus betrachtet, denn auch Urbino liegt auf Hügeln, auf zwei, vielleicht sind es auch mehrere. Auf jeden Fall ging ich dann wieder steil hinauf (eisig darf’s da nicht werden im Winter), auf den Gegenhang. Schnaufend oben angekommen, wurde ich aber für meine Anstrengungen belohnt: das auf unzähligen Fotos abgebildete Stadtpanorama lag mir gegenüber: Altstadt - Herzogspalast, konnte ich von dort oben aus genießen und fotografieren.

Den stilvollen Abschluss meiner Reise bildeten zwei Erlebnisse: Nummer eins ein absolut super Abendessen in einer Trattoria in der Altstadt: eng bestuhlt, voll besetzt, die ganze Familie im Einsatz, zu später Stunde wanderte ich dann noch durch die beleuchteten, aber stillen Gassen hinunter zum Parkplatz.

Nummer zwei ereignete sich dann während meines Schlafes - ein Stromausfall in ganz Italien, angeblich wegen eines E-Werk-Ausfalls in Frankreich - wir leben halt in der EU! zur Linkliste Marken

Im Internet habe ich noch eine Seite mit deutschsprachigen Informationen über die Region Marken entdeckt: www.diemarken.com/

zum Seitenanfang