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Über das Piemont
Erinnerungen an meine Reiseleiterzeit

"Dramatische Wetterlage im Piemont" und ich war dabei
Irrfahrten bei einer Leserreise der "Salzburger Nachrichten"
Wie über es Nacht Winter wurde

Weitere Informationen in meinem reisemosaik über das Piemont:
Allgemeine Kurzinformationen
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"Dramatische Wetterlage im Piemont" und ich war dabei

Gerade wieder in diesem Jahr - 2025 - erlebte Italien extreme Wetterlagen. Vor allem Nord- und Mittelitalien sind immer wieder von schweren Unwettern betroffen. Am Wochenende 20. und 21. September 2025 traf es das Piemont und Teile der Lombardei. Diese Wetterextreme erinnern mich an zwei persönliche Erlebnisse:

In den 1990er-Jahren hatte ich mich mit meinem damaligen eigenen Reisebüro "mosaik reiseservice" auf Gruppenreisen spezialisiert, vor allem nach Italien. Das schätzten auch andere Reisebüros und so erhielt ich 1994 von der Gruppenabteilung von TUI Reisecenter in Salzburg am Hanusch-Platz einen Gruppenreiseauftrag. Die Reise führte von Donnerstag, den 3., bis Sonntag, den 6. November 1994, ins Piemont. Eine Babynahrungsherstellerfirma mit einer Niederlassung im Land Salzburg hatte Ärzte aus dem südlichen Österreich dazu eingeladen. Gewünscht war ein doppelstöckiger Reisebus mit 50 Sitzplätzen sowie einer großzügigen Bordküche, aber nur für etwa 20 bis 25 Reiseteilnehmer. Der Reisepreis für vier Tage lag bei etwa öS 12.000, ̶ (rund € 1.550, ̶ nach heutigem Geldwert). Eben eine Luxusreise mit Übernachtung im Schlosshotel 'Castello Santa Vittoria', einem Abendessen im 'Ristorante La Cascata' in Verduno, wo sich die Ärzte echten Trüffel über ihre Nudeln selbst hobeln und bezahlen durften sowie Besuche in exquisiten Weinkellereien, in der Trüffelstadt Alba und der Höhenburg in Serralunga d’Alba. Das letzte Abendessen hätte im 'Ristorante Belvedere' in dem kleinen Dörfchen Morra stattfinden sollen.
Aber dazu kam es nicht mehr.

Überflutete Landstriche im Piemont am Sonntag, 6. November 1994.

Die Reise begann und endete in Graz. Ich reiste mit dem Zug von Salzburg am Mittwochabend nach Graz, wo ich nächtigte und am Donnerstag um 07 Uhr mit der Gruppe abreiste. Es hatte dann jeden Tag mehr oder weniger geregnet, aber am Samstag begann es wirklich heftig zu regnen mit nur einigen wenigen trockenen Momenten. Auf der Rückfahrt ins Hotel von der Höhenburg, die südlich des Tanaro-Flusses liegt, der das Weinbaugebiet 'Le Langhe' in einen nördlichen und südlichen Teil trennt, mussten wir den Fluss überqueren. Aber die Brücke, normalerweise viele Meter über dem Wasserspiegel, war bereits etwa 20 bis 30 Zentimeter überflutet und von Feuerwehrleuten gesperrt. Sie ließen uns noch hinüber, da unser Hotel nördlich des Flusses lag. Bei der Überquerung der Brücke drang schon Wasser in den unteren Teil des Doppelstockbusses ein. Zurück im Hotel warnte mich der Besitzer, abends nochmals wie geplant nach Morra zum Abendessen zu fahren, da dieses Dorf südlich des Flusses lag. Weiter entfernte Brücken hätten einen Umweg bedeutet und waren teilweise bereits ebenfalls schon geflutet. Er empfahl mir im hoteleigenen Restaurant etwas zu essen, wenngleich jetzt die Küche kein besonderes Menü in der kurzen Zeit vorbereiten kann.

Überflutete Landstriche im Piemont am Sonntag, 6. November 1994.

Ich entschied nach einem Besuch in der nächsten Bar und der Konsultierung Einheimischer, die bereits von mindesten einem Ertrunkenen berichteten, im Hotel zu bleiben und teilte dies meiner Gruppe mit. Einige der Ärzte oder deren Gattinnen waren empört, dass ich "wegen des bisserl Regens" einfach das geplante Abendessen absagte, "wo sie sich doch gerade auf dieses Lokal so gefreut hätten" und es gäbe doch sicher eine sichere Brücke, irgendwo. Kurz, wir blieben zum Abendessen im Hotel. Und dann fiel auch schon der Strom aus. Der Rest des Essens wurde bei Kerzenschein eingenommen. Jetzt waren die kritischen Stimmen schon leiser geworden.

Der Heimreisetag begann mit kalten Getränken zum Frühstück, da es noch immer keinen Strom gab. Im Radio wurde von bereits mehreren Toten berichtet. Die direkte Verbindung nach Osten über Alba nach Asti auf die Autobahn Richtung Österreich war wegen Überflutungen gesperrt. So mussten wir zunächst nach Westen zur Autobahn Turin-Genua, dann nach Norden nach Turin und von dort konnten wir dann auf der Autobahn nach Mailand und Venedig nach Graz heimfahren. Von Turin fuhren wir auf Autobahn wohl an die 100 Kilometer durch komplett überschwemmtes Land. Soweit unsere Augen schauen konnten, standen Felder und Wiesen unter Wasser. Dann waren auch die letzten Kritiker der Verschiebung des letzten Abendessens still geworden. An diesem Vormittag war es überhaupt sehr still im Bus.

In der Ausgabe der "Salzburger Nachrichten" vom Dienstag, 8. November 1994, stand zu lesen:
"Dramatische Lage im Piemont. Katastrophenstimmung in Piemont: Nach den schweren Unwet-tern der letzten Tage sind ganze Landstriche überschwemmt. […] Bislang wurden in Norditalien 41 Tote geborgen. Experten befürchten, daß mehr als hundert Menschen ums Leben gekommen sind. […] Schwerstes Unglück seit dem Jahr 1913. 10.000 Rettungskräfte in den Überschwemmungsgebieten. In großen Teilen Piemonts war am Montag die Versorgung der Bevölkerung mit Strom, Gas und Trinkwasser noch unterbrochen. 90 Prozent der Telefonleitungen funktionierten nicht." Überflutete Landstriche im Piemont am Sonntag, 3. November 1994.
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Irrfahrten bei einer Leserreise der "Salzburger Nachrichten"

1998 hatte ich mehrere "dem Fegefeuer ähnliche Reiseleitungen" (siehe meine Autobiografie "Reiseleiter gehen durchs Feugefeuer"). Ein davon war die herbstliche "Salzburger Nachrichten"-VIP-Leserreise vom 22. bis 26. Oktober ins Piemont.
Aus meinen Aufzeichnungen im Reiseleiterbogen über diese Fahrt: "...im Bus bemängelte Fr. W. die Zwecklosigkeit der Fußstützen im Bus, im Hotel dann den Anblick einer toten Hornisse und die Luft im Zimmer (Hornisse wurde entfernt, Fr. W. nicht, sie erhielt ein neues Zimmer); 20 Minuten für das Umdrehen des Busses verloren, wegen Spitzkehre zum Hotel mussten wir ins nächste Dorf weiterfahren zum Wenden. Im Nebel und wegen falscher Wegweiser von Barolo nach Serralunga um die Langhe gefahren – etwa 20 Minuten verloren. Fr. W. hat wieder Probleme, diesmal mit ihrer Wasserspülung im Zimmer, im Klo, und im Nebenzimmer von ihr brennt leider kein Licht." Und zu guter Letzt: zwei anonyme Fragenbögen erhalten: "lassen Sie sich ihr Lehrgeld zurückgeben... kaufen Sie sich ordentliche Straßenkarten" - gegen Nebel und falsche Wegweiser??" Man muss sich daran errinnern, dass es 1998 noch keine Mobiltelefone gab und das Internet informatonsmäßig noch in den Kinderschuhen steckte. Ich war auch schon mehrmals in diesem Gebiet gewesen, eine gute Straßenkarte hatte ich schon dabei, aber bei Nebel schaut vieles anders.

Italien, Piemont, Roero-Gebiet

Bild oben: Im Piemont am Nachmittag im Roero-Gebiet, nördlich von Asti/Alba.
Bild unten: Cisterna d'Asti im Roero-Gebiet, nördlich von Alba

Italien, Piemont, Cisterna d'Asti im Roero-Gebiet, nördlich von Alba

Aber die größte Irrfahrt erlebte ich am letzten Abend. Bei meiner örtlichen Partneragentur hatte ich um ein schönes Restaurant mit besonderem Essen für den letzten Abend der Reise angefragt. Gerne, gerne und pünktlich wie vereinbart, erschien mein Gesprächspartner beim Hotel, um dem Bus vorne weg zu fahren, um den Weg zu zeigen. Es sei nicht weit, vielleicht 20 oder 25 Minuten Fahrt.
Nach wenigen Minuten war er jedoch mit seinem Sportwagen aus unserem Blickfeld entschwunden: Er - italienische [sehr] flott; wir - mit einem etwa 15 Tonnen wiegenden Reisebus, der bei den Straßenverhältnisse gerade einmal Geschwindigkeiten um die 50 km/h schaffte. Aber mein sportlicher Führer wartete ab und dann auf uns, um bald wieder aus dem Blickfeld entschwunden zu sein. Schließlich erreichten wir nach nicht ganz einer Stunde (!) Fahrzeit das, zugegeben sehr schöne Lokal. Man hatte schon auf uns gewartet, es war bereits nach 21 Uhr. Wein wurde serviert, die Vorspeisen aufgetragen, die Zeit ging dahin. Irgendwann gegen 23 Uhr gab es die Hauptspeise und gegen Mitternacht die Nachspeise. So schön das Lokal auch war, wir waren alle todmüde und noch stand uns eine Stunde Heimfahrt bevor. Gegen 01 Uhr früh am Abreisetag fielen wir dann ins Bett. Um 07:15 Uhr bis 07:30 Uhr hatte ich das Koffverladen vor dem Frühstück angesagt. Der Busfahrer hätte eine Mindestruhezeit von elf Stunden haben müssen. Aber so ist das eben mit den Italiener: ... vielleicht 20 bis 30 Minuten Fahrzeit - im Sportwagen!
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Wie es über Nacht Winter wurde

Von Mittwoch, 30. November, bis Sonntag, 4. Dezember 2005 war ich zu einer Informationsreise für Reisebüromitarbeiter in das Piemont eingeladen gewesen. Vom Flughafen Mailand ging es nach Stresa am Westufer des Lage Maggiore, wo ich im Hotel Regina Palace nächtigte. Am Donnerstag stand ein Workshop mit regionalen Anbietern von touristischen Leistungen auf dem Programm. Freitag fuhren wir dann von Stresa nach Süden, durch die Tiefebene mit den Reisefeldern um Vercelli, zum Castello Razzano, nördlich von Asti. Das Wetter war bisher angenehm mild und trocken. Abends erreichten wir unser Hotel in der Nähe des Castello Razzano.

Abends, bevor wir zum Abendessen fuhren, machte ich noch eine Aufnahme des Gartens von meinem Zimmer aus. Alles war noch grün. Als wir dann das Restaurant in der Nähe nach dem Essen verließen, war die Landschaft tief verschneit, die Straßen schneebedeckt und rutschig. Es war eine etwas schwierige Rückfahrt zum Hotel, da dieses auf einem Hügel lag und wie erwähnt, die Straßen glatt waren. Aber irgendwann und irgendwie kamen wir nach Hause.

Italien, Piemont, Asti

Blick aus meinem Hotelzimmer Freitagnachmittag, 2. Dezember 2005, und darunter derselbe Blick Samstagfrüh, 3. Dezember 2025.

Italien, Piemont,

Am nächsten Morgen lag überall richtig viel Schnee. Das Gebiet befindet sich auf ewta 100 m ü. A., also eigentlich noch in der norditalienischen Tiefebene. Aber so war das damals eben: Abends noch Herbst, am nächsten Morgen Winter. Am heutigen Samstag fuhren wir in das Gebiet der Le Langhe: Asti, Alba nach Barolo, einem der Weinproduktionszentren in den 'Le Langhe'. Das Dorf mit seinem Schloss war ebenfalls winterlich verschneit. Weiter ging die Fahrt durch verschneite Weinlagen, vorbei an Mondovì im Südwesten des Piemonts nach Vicoforte. Das Wahrzeichen der Gemeinde ist das von 1592 bis 1733 im barocken Stil erbaute Marienheiligtum Basilika von Vicoforte, dessen gewaltige Kuppel mit einer Höhe von 75 Metern und einem Durchmesser von 35 Metern die größte elliptische Kuppel der Welt ist. Seit Dezember 2017 ist die Wallfahrtskirche die Ruhestätte des dritten italienischen Königs Viktor Emanuel III., der von 1900 bis 1946 König von Italien war, und seiner Gemahlin Elena von Montenegro. Nach dem Mittagessen gibt die Informationsreise wieder in nördliche Richtung in die Stadt Cuneo, rund 100 Kilometer von Piemonts Hauptstadt Turin.

Italien, Piemont, der Weinort Barolo in der  "Le Langhe", Bildmitte das Schloss von Barolo

Bilder von oben:
Der Weinort Barolo in der "Le Langhe", Bildmitte das Schloss von Barolo.
Bick vom Zentrum von Cuneo nach Nordwesten zu den verschneiten Alpen.
In den Laubengängen im Zentrum von Cuneo.

Italien, Piemont, Bick vom Zentrum von Cuneo nach Nordwesten zu den verschneiten Alpen. Italien, Piemont, in den Laubengängen im Zentrum von Cuneo.

Das Zentrum von Cuneo liegt etwas erhöht auf einem Hügelzug. Hier gibt es noch viele alte 'Portici' - Laubengänge. Im Westen und Nordwesten sind schon die Berge an der französichen Grenze mit über 3 000 Metern Höhe fast greifbar zu sehen. An diesem Tag waren sie natürlich ebenfalls schon verschneit.
Am nächsten Tag, es war der Sonntag und der letzte Tag der Informationsreise, ging es weiter in den Norden nach Raccognici. Dort befindet sich das Königsschloss des Hauses Savoyen, das 2008 in die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes aufgenommen wurde. Im Schlossgarten lag zwar noch etwas Schnee, aber nicht mehr so dramatisch viel wie im Gebiet der 'Le Langhe'. Nach einem letzten Mittagessen gibt es dann auf der Autobahn nach Norden Richtung Turin und von dort weiter zum Flughafen in Mailand.
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