Pilgern, Wallfahren und Wandern
Weitere Informationen über den Jakobsweg im Internet u. a. unter diesem Link www.jakobs-weg.org
Die Mauren drangen stetig in den Norden der iberischen Halbinsel vor. Wohl waren sie tolerant anderen Religionen gegenüber,
man denke nur an Toledo, wo Juden, Christen und Moslems zur Zeit der Maurenherrschaft nebeneinander lebten. Und auch gegenseitig von
ihrem Wissen profitierten. Trotzdem konnte die "katholische" Welt nur schwer ertragen, dass die Mauren die Halbinsel beherrschten.
Bis 722 der Westgotenfürst Pelayo die Mauren erstmals vernichtend schlug, auf der iberischen Halbinsel im Norden, bei Covadonga in Asturien.
Und man war nicht gewillt, sich dort wieder vertreiben zu lassen. Da kam dann die Entdeckung des Apostel Jakobus im nordwestlichsten Teil der Halbinsel gerade recht. Der Legende nach soll das Boot mit den Gebeinen des Apostels bei Padrón, etwa 20 Kilometer südwestlich vom heutigen Santiago de Compostela "angelegt" haben. Den Steinpfahl, an dem es festmachte, kann man noch heute bewundern. Die Legende berichtet weiter, dass in den ersten Jahren des 9. Jahrhunderts n. Chr. ein übernatürliches Licht einem frommen Einsiedler die Lage des Grabes anzeigte: Campus Stellae, Feld des Sterns, Santiago de Compostela.
Natürlich war es dann lange noch nicht mit Legenden vorbei. Wunder und Erscheinungen machten die Runde und Pilger aus ganz Europa
nahmen die unendlichen Reisestrapazen Ende des ersten Jahrtausends auf sich, um den Mauren zu trotzen, um zu zeigen: das, Freunde,
ist unser Heiliger und den Weg dorthin werdet ihr uns nicht mehr verstellen!
Was dann folgte, war die Entwicklung einer beispiellosen Wallfahrt in Europa. Das Heilige Grab in Jerusalem war nicht nur von den Arabern immer wieder versperrt, sondern auch nur über den Seeweg erreichbar. Aber nach Santiago de Compostela konnte jeder zu Fuß pilgern. Gegangen wurde dort, wo es möglich war, die Pyrenäen und andere geografische Hindernisse zu überqueren. Doch im Laufe der Jahrhunderte bildete sich eben diese heute als "Jakobsweg" bezeichnete Verlauf als der beliebteste. Über zwei verschiedene Pässe führten die "Zubringer" nach Spanien, die sich dann bei Puente La Reina vereinigten. 761 lange Kilometer alleine im Norden der Iberischen Halbinsel und nochmals tausend und mehr Kilometer nördlich der Pyrenäen in die Heimat der Pilger.
Nördlich der Pyrenäen gab es vier "Zubringer", die man aus geschichtlicher Sicht noch Jakobsweg nennen kann:
Alle anderen als Jakobswege bezeichnete Strecken, z. B. in Mitteldeutschland oder im Salzburger Land in Österreich, waren definitiv
niemals Teile des Jakobsweges, sondern ganz normale Verbindungs- oder Pilgerwege innerhalb Mitteleuropas. Klar, auch auf diesen gingen Pilger,
die nach Santiago wollten. Aber es war eben - noch - nicht der Jakobsweg. Hier ein Link zu einer Karte, die die wichtigsten Zubringerwege zu
den französischen Sammelpunkten zeigt:
Ein weiteres Zeitereignis irritiert derzeit (2014) die wahren Pilger und die Hospize entlang des Jakobwegs: es scheint ein Modeerscheinung zu sein, auf dem Jakobsweg zu "pilgern", vielmehr "Urlaub" zu machen. Ausgelöst wurde der Wanderboom durch ein Buch eines Prominenten und bringt die Hospize an den Rand ihrer Leistungsfähigkeiten. War es noch vor einigen Jahren üblich, sich ab etwa 15 - 16 Uhr sein Nachtquartier in einem der zahllosen Pilgerhospize zu suchen, so muss man jetzt schon um 12 oder 13 Uhr damit beginnen, eine freie Schlafstelle zu bekommen. Ist das dann noch Pilgern auf dem Jakobsweg, wenn man knapp einen halben Tag lang wandern kann? Nun ja, schade ist diese Entwicklung. Aber ich setze ganz große Hoffnung, dass ein neuer Trend diesem Spektakel schon bald ein Ende bereiten wird und die Wege und Hospize wieder mehr von jenen Pilgern frequentiert werden können, die die Einsamkeit, die absolut vorhandene Spiritualität des Weges suchen und mit ihren Gedanken allein sein wollen.
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