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Das Fronleichnamswunder oder „das geklaute Wunder“

Im Jahre 1263 war ein böhmischer Priester namens Peter auf der Durchreise nach Rom im kleinen Ort Bolsena am gleichnamigen See (Region Latium). Während einer Messfeier in der Kirche der Hl. Christina (Märtyrerin und Schutzpatronin von Bolsena; wurde wegen ihres Glaubens verfolgt, im Bolsena-See an einen großen Stein gefesselt versenkt, sie ertrank aber nicht, sondern trug den Stein wieder ans Ufer, aber irgendwann wurde sie dann doch durch Pfeilschüsse getötet....) kamen ihm Zweifel an der Gegenwart Christi in der Hostie.
In diesem Moment begann die Hostie, die er in der Hand hielt, Blutstropfen zu verlieren. Diese Tropfen befleckten das Gewand des Priesters und den Altartisch. Papst Urban IV, gerade wieder mal auf „Besuch“ in Orvieto, erfuhr von diesem Wunder. Er ließ darauf hin das Messgewand des Priesters und die Hostie nach Orvieto bringen, nur den Altartisch ließ man in Bolsena. Und am 11.8. des darauf folgenden Jahres – 1264 – verkündete Papst Urban IV. das Fronleichnamsfest, in Orvieto, versteht sich!
Den armen Bolsenern blieben also nur der Altar und die Kirche. Noch heute kann man in Bolsena in der Kirche Santa Christina den Altarstein mit den Blutsflecken sehen!
Und was die Sache mit dem „Besuch“ der Päpste in Orvieto angeht: Im Laufe der langen Geschichte des Vatikans – der sich ja in besten Zeiten von Rom bis Bologna erstreckte oder zumindest bis dort hin Einfluss nahm – gab es immer wieder Zeiten, in denen es den Päpsten in Rom „zu heiß“ wurde. Nicht klimatisch gesehen, sondern politisch. Schließlich wurden sie ja mehr als nur einmal aus Rom verjagt (in Rom verband ein Fluchtgang den Vatikan mit der Engelsburg, die ja auch den Beinamen „Fluchtburg“ trägt...).
War es also wieder einmal „zu heiß“ in Rom oder sicherlich
auch mal schlicht nur ein Tapetenwechsel notwendig, reisten die Päpsten mal nach
Orvieto
(Palazzo Papale, neben dem Dom) oder nach Viterbo
(ebenfalls ein Papstpalast unmittelbar neben dem Dom). Weitere Berichte über das
Gebiet des Bolsena Sees und der Tuscia
siehe hier.
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