Sie befinden sich auf einer Unterseite der Reiseberichte
Ein Streifzug durch die nördliche Toskana abseits von Florenz und Pisa
Die meisten Touristen besuchen in der Toskana Florenz, Siena, San Gimignano und Pisa. Dabei gibt es in der Nordtoskana noch viele andere Orte, die es wert sind, besucht zu werden. Ich möchte hier von einigen erzählen.
Beginnen wir unser Reise zu den unbekannteren Sehenswürdigkeiten in einer der bekanntesten Städte der Toskana, in Florenz. Aber wir fahren gleich nach Fiesole, einem Vorort von Florenz, der sich über Hügeln im Norden Florenz erstreckt. Schon die Fahrt durch die Villenviertel von Florenz, die sich zu Füßen von Fiesole aneinander reihen und die wunderbaren Ausblicke sind die Fahrt wert. Lust auf etwas Edles? Mittagessen in Fiesole – ich kenne dort das 5-Sterne-Hotel in einem ehemaligen Kloster mit tollem Blick hinunter auf Florenz: Die Villa San Michele (www.belmond.com). Wer vom Norden, also von Bologna kommt, sollte bei Mugello ausfahren und durch die reizvolle Landschaft nach Fiesole fahren.
Nach einem Stopp in Fiesole geht es (wieder) hinunter in die Stadt Florenz, über die Piazzale Michelangelo mit herrlichem Blick über das historische Zentrum von Florenz und auf dem Stadthügel entlang stadtauswärts in Richtung "Uscita La Certosa" (Autobahnausfahrt "La Certosa" Florenz/Siena). Wir bleiben aber noch auf der Landstraße, die uns in westliche Richtung, entlang des Arno, zu einer der schönsten Medici-Villen in Poggio a Caiano führt. Diese Renaissancevilla wurde zum Vorbild für viele weitere Medici-Villen.
Dann schlage ich vor, bei Pistoia auf die Autobahn aufzufahren und das kurze Stück nach Montecatini Terme auf der Autobahn zurück zu legen. Montecatini Terme, ein sehr bekannter Kurort in Italien: der Herzog von Windsor, der Schah von Persien, Gracia und Rainer von Monaco und viele andere Persönlichkeiten suchten hier Erholung und Genesung. Schon seit dem 19. Jh. floriert hier die Leber-Kur. In Montecatini Terme werden also Trink- und keine Badekuren verordnet! Die Thermen strahlen noch den Glanz vergangener Zeiten aus, die Einkaufsstraßen hingegen zählen edle Boutiquen und Geschäfte. Dazwischen: unzählige Cafés und Bars. Das Publikum zeigt Mode und bei einem Glas Wein oder einem Cappuccino kann man das flanierende Volk genüsslich beobachten.
Nach einer Erfrischungspause geht es eine gewundene Straße hinauf nach Alto Montecatini, der Keimzelle der Stadt, die hoch oberhalb der Stadt auf einem Hügel thront. Dort genießen wir einen Cocktail und die Aussicht über das Arnotal. Und sollte es Schlechtwetter sein: der Ort ist nicht groß, aber ganz nett und man kann allemal ein Gläschen dort oben trinken. Meine Empfehlung: zumindest eine Nacht in Montecatini verbringen!
Der nächste Tag ist den Orten bis Lucca und Umgebung gewidmet. Von Montecatini geht es auf der Bundessstraße durch den Ort Pescia, wo die größte Blumenauktionshalle Italiens steht. Zuvor könnte man einen kleinen Abstecher nach Monte Carlo unternehmen! Jawohl! Monte Carlo, ein "kleines Nest im Arnotal", das nichts mit dem berühmten Bruder zu tun hat! Aber einen ausgezeichneten Rotwein gibt es dort.
Weiterfahrt nach Collodi. Besuch des bezaubernden Gartens der Villa Garzoni. Es handelt sich hier um einen großen italienischen Garten, der terrassenförmig angelegt ist, mit Grotten (berühmt für die des Neptuns), in denen sich große Statuen (Apollo, Daphne, der Wasserträger, der Bauer mit dem Truthahn, der Ruhm) erheben. Auch zahlreiche Wasserspiele gibt es im Park, weiters ein Theater, ein Labyrinth und Bäder mit dem Orchester. In Collodi schrieb ein Florentiner unter dem Pseudonym „Collodi“ die „Abenteuer des Pinocchio“, woran heute hier noch ein Park erinnert – Pinocchio-Puppen in allen Größen sind in den Andenkenläden erhältlich!
Schließlich erreichen wir Lucca. Nach einem Stadtbummel steht das Mittagessen an. Dazu gibt es mehrere gute Möglichkeiten: „Antica Osteria di Meati“ - sie liegt außerhalb vom Stadtzentrum; nur ein paar Schritte von den Stadtmauern entfernt das „Buatino“ oder das Ristorante „La Buca di Sant’Antonio“, das uns in die Zeit um 1782 zurück versetzt. Es liegt gleich neben der „Casa Puccini“, also mitten in der Stadt.
Nach dem Essen kurze Fahrt vor die Tore von Lucca, zu den Villen von Lucca. Gleich drei Villen bieten sich nördlich von Lucca an und dokumentieren den Reichtum dieser Stadt über Jahrhunderte. Hier ein Beispiel: die Villa Torrigiani - Der Park zeigt die Verspieltheiten des Barocks, die Villa selbst ist ebenfalls in barocken Stil gehalten. Sie zählt zu den berühmtesten Medici-Villen. Besichtigung nur von außen möglich (auch der Park ist gesperrt).
Der Nachmittag könnte in einer Villa aus dem 17. Jahrhundert in den Hügeln von Lucca ausklingen, in der Villa Fattoria Maionchi bei Capannori. Dieses Weingut hat hochwertige Weine auf seiner Liste stehen, die bis nach New York geliefert werden! Olivenöl, eingelegte Oliven und Honig sind weitere Produkte dieses Weinguts.
Alternativ zu den Villen kann man auch einen Ausflug an den „ Lago di Massacciuccoli“ – nach Torre del Lago, machen. Dort steht die Villa von Giaccomi Puccini (* 1858, † 1924), einem der berühmtesten italienischen Komponisten, die man besichtigen kann. Hier, an diesem kleinen See, findet jedes Jahr das weltberühmte „Puccini Festival“ statt (bei uns ist ja nur Verona bekannt, keiner spricht von Festivals in Macerata oder Torre del Lago).
Eine weitere Ausflugsmöglichkeit, die von Lucca nicht weit entfernt ist, befindet sich in Richtung La Spezia: Carrara. Schon Michelangelo überwachte persönlich den Transport seiner Marmorblöcke aus diesen berühmten Steinbrüchen. Noch heute lebt die Umgebung um Carrara vom Stein; ein nicht ganz ungefährlicher Job in den Steinbrüchen!
Die Villa Fattoria Maionchi könnte trotzdem besucht werden. Wie man sich auch entscheidet – die Rückfahrt nach Montecatini in 20 Minuten führt bequem auf der Autobahn.
Wenn man noch einen Tag bleiben möchte: nochmals auf der Autobahn, aber gleich bis Pisa – fahren. Bei schönem Wetter lohnt es, bereits bei Lucca von der Autobahn zu fahren und die Straße über die Pisanischen Berge zu nehmen. Dieser kleine Hügelzug ist mit riesigen Olivenplantagen bepflanzt – man sagt, von Lucca käme das beste Olivenöl Italiens. Und wenn man durch den Tunnel kommt, der unter der Hügelspitze ein paar hundert Meter führt, liegt Pisa vor einem, am Horizont erkennt man bereits den Schiefen Turm.
Aber wie ich eingangs erwähnte, will ich ja nicht über die allbekannten Orte schreiben und so geht es durch Pisa Richtung Meer. Am Weg zur Küste kommt man an der frühromanischen Basilika San Piero a Grado vorbei. Der Legende nach betrat der Apostel Petrus hier zum ersten Mal italienischen (Festland-römischen) Boden. Wir kommen nach Marina di Pisa. Mittagessen in einem Restaurant am Meer – auf Wunsch ein Fischmenü.
Für die Rückfahrt nach Montecatini Terme wählen wir die Schnellstraße, die auf Höhe von Livorno ins Landesinnere durch das Arnotal nach Florenz führt. Die Fahrt führt an Pontedera vorbei, der Heimat des Motorrollers Vespa. Vor Empoli verlassen wir sie wieder und fahren nach San Miniato al Tedesco. Im Jahre 1046 kam dort Mathilde von Tuszien (auch Mathilde von Canossa) zur Welt. San Miniato war eine Pilgerstation an der mittelalterlichen Frankenstraße, die Deutschland mit Rom verband. Es geht weiter über Fucecchio nach Cerreto Guidi mit bekannter Medici-Villa und der so genannten „Ponte de’ Medici“).
Hier erreichen wir nun eines der fünf Chianti-Weingebiete, jenes um Vinci. In Vinci erblickte am 15. April 1542 das Universalgenie Leonardo da Vinci das Licht der Welt. Heute kann man in mittlerweile zwei Museen in diesem kleinen Ort einen guten Einblick über dessen schöpferische Tätigkeit erhalten. Landschaftlich ist die Region total schön und erinnert an die Weite der Südtoskana. Die Weinkellerei „Leonardo da Vinci“ hat neben ihren Gebäuden der Herstellung von Wein auch eine repräsentative Villa, auf einer Hügelkuppe gelegen, wo man ganz hervorragend Weine in eleganten Rahmen verkosten kann (www.cantineleonardo.it).
Alternativ könnte Montelupo Fiorentino besichtigt werden. Montelupo Fiorentino, fast schon vor den Toren Florenz am Arno gelegen, ist seit dem 14. Jahrhundert ein Zentrum der Keramikproduktion. Montelupiner Keramik wurde vor allem in der Florentiner Renaissance in alle Welt exportiert. Ein Keramik-Museum gibt mitten in der Altstadt und Auskunft über diese Geschichte. Für die Heimfahrt wählen wir dann die Strecke durch oben erwähntes Chianti-Gebiet über Vinci nach Montecatini Terme.
Und noch ein letzter Tipp: Etwas ganz Besonders wäre die Villa Rospigliosi bei Spicchio (zwischen Vinci und Montecatini): www.visitlamporecchio.it.
Diese Villa geht auf den reichen Grundbesitzer Giulio Rospigliosi zurück, der als Papst Clemens IX. von 1667 bis 1669 in die Geschichte einging. Der Entwurf für seine Villa stammt von keinem Geringeren als Gian Lorenzo Bernini, dem großen römischen Barockarchitekt. Die Villa steht markant auf einem erhöhten Punkt und die breite Steintreppe in der Mitte der Anlage wird von zwei Seitenflügeln des Hauses flankiert. Die Räume sind freskiert, eine Jahrhundert alte Allee aus Zypressen und Steineichen führt ins Tal hinunter.
Hier kann für Gruppen z. B. ein Abendessen von „Lakaien“ in historischer – Renaissance-Tracht mit passender musikalischer Untermalung am Flügel und an Saiteninstrumenten organisieren. „Chi vuol’ esser’ lieto, sia!“ sagte Lorenzo der Prächtige Medici in einem seiner berühmten Gedichte: “Wer genießen will, der tu es!“.
Damit schließe ich für dieses Mal wieder meine Unterlagen und
hoffe, wieder ein paar Tipps offenbart zu haben.
zum Seitenanfang