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Die historische Frankenstraße in Italien, die Via Francigena
Greifen wir uns drei Wallfahrtsziele der frühen Christenheit heraus: Santiago de Compostela im Nordwesten Spaniens, war gerade aus den Klauen der Mauren befreit – die Pilgerscharen sollten dokumentieren: das ist unser, Christen, Eigentum! Jerusalem, immer wieder in den Händen der Muselmanen – man wollte einfach nicht auf den Anspruch des Abendlandes verzichten und schickte einen Kreuzzug nach dem anderen dorthin. Und schließlich Rom! Die einen wollten den Papst besuchen, die anderen sehen, wo Petrus umgekommen war (im Colosseum – wahrscheinlich, ist nicht ganz gesichert) und wieder andere wollten den Ablass erhalten – gegen entsprechende Bezahlung, versteht sich – diese Pilger waren natürlich dem Vatikan am liebsten.
Und damit man zu allen – beispielsweise oben erwähnten – Pilgerzielen möglichst viele Gläubige bringen konnte, begann man schon sehr früh, feste Reiserouten zu organisieren. Im Abstand von Tagesetappen entstanden Klöster oder Hospize, einzig zum Zweck, Pilger – anfangs noch gratis - zu versorgen. Wäre jeder auf einem anderen Weg gewandelt, wäre es viel schwieriger gewesen, die Leute zu bewegen, in der Zeit der Romanik, in der Gotik oder einfach im Mittelalter, so weite und schwierige Reisen zu unternehmen. Aber so war für alles vorgesorgt; die Zurückkehrenden gaben Tipps und man wusste schon bald, worauf man sich einließ.
In unserem Fall – der Frankenstraße – handelte es sich um den Pilgerweg aus Deutschland, aus dem Frankenland, nach Rom. Er führte über den Großen St. Bernhard, Aosta, Vercelli (westlich von Mailand), Pavia nach Piacenza. Hier verband er sich mit dem aus Frankreich kommenden Ast (über Mont Cenis, Susa, Turin, Asti). Gemeinsam führte er nun weiter über Parma, den Cisa Pass, Massa, Lucca, Poggibonsi (mit Abweichungen über San Gimignano), Siena, San Quirico d’Orcia (Südtoskana nahe Pienza), Bolsena (siehe auch Fronleichnamswunder), Montefiascione (der Fugger, der den Est-Est-Est fand, war auch auf dem Weg nach Rom), Viterbo und schließlich erreichte man Rom.
Warum aber reiste man mitten im Landesinneren, mühsam über Berge und Hügel, und nicht bequem am flachen Strand oder gar am Meer die Küste entlang? Nun, im Mittelalter hielten die Menschen noch nicht viel von Hoheitsgewässer, Landesgrenzen oder so. Überall im Mittelmeer waren Piraten unterwegs, die auch die Küstenstriche unsicher machten. Dazu kam, wer möchte es meinen, dass es noch riesige Sumpfgebiete in Italien gab – die Maremma in der Südtoskana – mit all ihren Begleiterscheinungen... u. a. der Malaria! Also, wer wollte sich schon zusätzlich zu den vorhandenen Reisestrapazen noch diesen Unannehmlichkeiten aussetzen!
Eine angenehme „Nebenerscheinung“ der Pilgerströme waren auch der damit verbundene Handel. Denn auch der Handel nutzte diese Wege. So ist es nicht verwunderlich, dass viele der Orte an der Frankenstraße zu großem Reichtum kamen und noch heute zeugen ihre Sehenswürdigkeiten davon. Und auch da gab es noch einmal ein „Schlagobershäubchen“: Siena – Sienas Banken waren nämlich auch zeitweise damit beauftragt, den „Peterspfennig“ für den Vatikan einzutreiben, natürlich nicht umsonst... versteht sich... (siehe auch „ Der Dom von Siena“).
Ein Buch, in dem die Frankenstraße eine künstlerische Rolle darstellt und auch
sonst eine Bezugspunkt darstellt, ist "
Freigang eines Photographen" von Maurizio Buscarino
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