Eine Reise zu den kleinen Sehenswürdigkeiten im Veneto

Zu den anderen Beiträgen aus dem Veneto:
Das Prosecco Gebiet und die Marca Trevigiana
die Lagune von Venedig
"Acqua Alta" hallt es durch Venedig

Sette Comuni? Possagno? Bassano? Montagnana? Bitte schön, wo is'n des?

Es war an einem Sonntag, blauer Himmel und kam flott auf der Autobahn bis kurz vor Venedig voran. Von dort der Bundesstraße folgend erreichte ich Treviso und wieder einmal ging es den Stadtmauern entlang, vorbei am alten Hafen am Sile-Fluss und an edlen Villen vorüber. Über Castelfranco führte mich meine Reise nach Bassano del Grappa ins Hotel Belvedere, Hotel „schöner Blick“ oder frei übersetzt vielleicht „zur schönen Aussicht“. Das Hotel, ein vier Sterne Haus, erinnerte in seinen Aufenthaltsräumen und Gängen an einen Antiquitätenladen: alte Grammophone, allerlei Krimskrams, Teile von Motorrädern vergangenen Jahrzehnte und Fotographien, die Bassano von einst darstellten, zierten die Wände im Erdgeschoss. Das Haus ideal gelegen - direkt gegenüber der Altstadtmauer, wenige Gehminuten von der „Ponte degli Alpini“, jener Holzbrücke, die sozusagen das Wahrzeichen der Stadt ist, am Brückenkopf die Grapperia Nardini, gleich daneben die Grapperia Poli - übrigens, der Name Bassano del Grappa hat nichts mit dem Schnaps zu tun, sondern stammt vom Hausberg, dem Monte Grappa - und der wiederum hat ebenfalls nichts mit dem Hochprozentigen zu tun.

Montag, im „Logbuch“  vermerkt: traumhaftes Wetter, blauer Himmel - Kitsch-Postkartenstimmung, zumindest in Marostica. Bekannt ist dieser Ort für sein Schachspiel mit Menschen, das dort am Hauptplatz alle zwei Jahre (gerade Jahreszahl) stattfindet.

Aber dann folgte der Höhepunkt meiner Reise.: In den Vorhügeln zum Gebirge, der Hochebene "der Sieben Gemeinden", liegen versteckt zwei Villen, von denen eine, die Villa Godi Thiene, das erste Werk von Palladio, dem genialen Baumeister der Renaissance aus Vicenza ist. Eine schmale, aber befahrbare Straße führt bis vor die Villen.

Oben - blauer Himmel, unten - Täler mit Olivenbäumen und Weinbergen, dazwischen - zwei Villen mit Statuen, Springbrunnen und kleinen, gepflegten Gärten. Ob wir nicht die Villa Godi besichtigen möchten, fragte uns die Signora, heute ist ihr eine Gruppe ausgefallen, und sie macht uns einen „prezzo speziale“, einen Spezialpreis. Und der war wirklich so speciale, dass wir uns die Villa ansahen: mit Filzpantoffeln an den Füssen, um den gerade frisch polierten Boden nicht zu beschmutzen. Es war einer der Stunden, in der wir wohl unsere Seelen baumeln ließen.

Dann ging es himmelwärts, hinauf auf die Hochebene der „Sieben Gemeinden“, die "Sette Comuni". Man glaubt es kaum, aber als ich da so auf rund 1 000 m ü. A. hinauf gekommen war, öffnete sich eine sattgrüne Hochebene mit tirolerisch-alpinen Charakter. Blitzsaubere Ortschaften, aber wie ausgestorben, weil es dort schon Nach-Nachsaison war. In Asiago fuhren wir zur Gedenkstätte an die hier tobenden Schlachten im Ersten Weltkrieg: eine lange, breite Treppe führte hinauf zu einer Art Triumphbogen, von wo aus man die gesamte Hochebene überblicken konnte. Auf dieser Hochebene war bis 1918 die Staatsgrenze zwischen Italien und der österreichischen Monarchie. Und man spricht hier einen fast ausgestorbenen Dialekt, eine Mundart aus dem Allgäu, eingeführt vor vielen Jahrhunderten wahrscheinlich von Holzfällern (die im Dienste der Republik Venedig Holz für die Flotte organisierten).

Die Fahrt hinunter in die Tiefebene war ein weiteres Erlebnis: in lang gezogenen Kurven ging es hinunter, der Blick auf Vicenza, im Dunst die Euganeischen Hügel und natürlich Bassano lagen zu Füssen des Hochplateaus. Schließlich blieb mir aber dann auch noch Zeit in Bassano zu einem Stadtbummel, der mich zur „Ponte degli Alpini“ führte und dann zu den beiden Hauptplätzen. Im immer diffuser werdenden Abendlicht, aber bei wohligen Temperaturen fand jeder „sein Platzl“ in der Altstadt.

Am nächsten Tag führte mich meine Reise in die Dolomiten, genauer gesagt, an den Südrand der Dolomiten. Zunächst begab ich mich auf die Suche nach der „richtigen“ Straße, was angesichts der nicht allzu großzügigen Beschilderung nicht ganz so einfach anfangs darstellte. Endlich den richtigen "Taleingang" gefunden, folgte ich einer Straße durch eine wunderschöne Landschaft nach Possagno zum Tempel des Bildhauers Canova.

chnaufend erklomm ich wieder unzählige Stufen, bevor ich im Tempelrund verschwand. Und über dem Tempel - dunkelblauer, wolkenfreier Himmel - es war einfach kitschig!

Mittags traf ich dann in Belluno ein, das auf einer Art Felsnase in einem doch relativ weitem Tal zwischen mächtigen Bergen liegt. Der Nase nach folgend, und - ich gebe es ja zu, einen Spezialführer in der Tasche - fand ich ein Restaurant, das ich dann nur ungern verließ: mit Einheimischen, die zunächst ein Gläschen an der Theke tranken, dann sich von Köstlichkeiten der Küche verwöhnen ließen; die Räume: mit Holzdecke, niedrig, klein, gemütlich; die Wirtin: fast noch jung und meinte hübsch zu sein, der Wirt: war immer im ersten Stock und kam nur zum Kassieren herunter; das Essen: na was soll ich sagen: da fahr ich wieder hin!

Als letzter Besichtigungspunkt für diesen Tag stand ein Stopp in Feltre auf dem Programm. Zunächst ging es wieder Stufen aufwärts, um dann die leicht ansteigende Hauptstraße der Altstadt nach oben zu gehen. Bis zum imposanten Hauptplatz. Bei dem wohl leichteren Bergabgehen konnten wir dann noch einige freskierte Häuser bewundern, das Sehenswerte an dieser kleinen Bergstadt.

Donnerstag, Besuch in der venezianischen Tiefebene!
Zunächst wollte ich nach Soave. Ein kleiner Ort, aber ummantelt von einer mächtigen Stadtmauer, die sich einen Hügel hinauf zieht, auf dessen höchsten Punkt eine Festungsruine steht. Von dort ging es weiter nach Montagnana.

Montagnana ist eine mittelalterliche Stadt, die noch von einer komplett erhaltenen Stadtmauer mit eindrucksvollen Türmen umgeben ist. Es war Markttag! Am anderen Ende der Stadt, neben dem Stadttor, zog es mich in ein Lokal, rustikal eingerichtet, aber gute Küche. So gestärkt nahm ich den Nachmittag in Angriff.

Die Fahrt am Nachmittag war allerdings wieder ein kleiner Höhepunkt. Sie führte uns durch ein kleines Hügelgebiet, den „Monte Berici“, einem Ausflugsgebiet der Vicentiner. Die Straße windet sich durch Weindörfer, kleine Täler und dem Hügelzug entlang, mit immer wieder neuen Blicken auf die Umgebung. Die letzten Kilometer nach Vicenza begannen sich Villen und weitläufige Anwesen zu häufen und schließlich stand ich vor der Wallfahrtskirche am Monte Berico, oberhalb von Vicenza. Noch ein Kurzbesuch in der Stadt unten am Fuße des Hausbergs und dann kehrte ich nach Bassano zurück.

Freitag - sag leise "ciao" zum Abschied.
Schon der Besuch am Vormittag in der Kleinstadt Cittadella unterstrich den gemütlichen Charakter des heutigen Tages. Eine Stadt, die mehr oder weniger eine ovale Altstadt besitzt, die noch von einer hohen Stadtmauer und ziemlich mächtigen Stadttoren umgeben ist. Wer hätte schon vermutet, dass in der Sakristei des Domes einige interessante Gemälde hängen? Genießer nutzten den Aufenthalt auf ihre Weise: sie fanden ein Bankerl am dem Wasserlauf, der die Stadtmauer umgibt, beobachteten die Enten und genossen den Tag.

Nach diesem beschaulichen Morgenstopp näherte ich mich einem mir wohl bekannten Ort am Hügel in der Ferne - Asolo! Was soll ich sagen? War ich dort jetzt schon 20 Mal oder vielleicht schon öfters? Auf jeden Fall, ich kehre gerne immer wieder in diesen romantisch auf Hügeln mit Zypressen und Villen gelegenen Ort zurück. Und weil es sich an einem romantischen gehört - meine Philosophie - trafen sich einige meiner Reiseteilnehmer auf „Anraten“ eines weiteren Asolo-Kenners in einer gemütlichen Osteria zu Mittag. Gutes Essen, besserer Wein und noch besserer Grappa ließen natürlich Stimmung aufkommen und irgendwie ungern trennten wir uns von diesem heimeligen Ort.

Im schwächer werdenden spätherbstlichen Nachmittagslicht saß ich dann noch gegenüber dem Hotel, im Schanigarten einer noch geschlossenen Bar und versuchte die Sonne zu fotografieren, die sich im all-spätnachmittäglichen Nebel versteckte; mit Erfolg, wie sich herausstellte. Abends, als die Bar dann offen hatte, versank ich bei einem guten Glas Wein und noch viel besseren Tramezzini ins Schwärmen - worüber? Liegt das nicht auf der Hand?

zum Seitenanfang