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Eine Reise zu den kleinen Sehenswürdigkeiten im Friaul und im Veneto
Teil 4: Östliches Friaul
zum Teil 1: westliches Friaul
zum Teil 2: Geheimnisse im Veneto
zum Teil 3: der Karst, Triest und Muggia
Rund um das Collio-Weingebiet
Wo noch Kaiser Franz Joseph I. Anhänger hat und Kreuzfahrtschiffe entstehen
Warum nicht die Autobahn im Kanaltal bei Carnia verlassen und auf der Bundesstraße das östliche Friaul kennenlernen? Schon der kleine venezianisch anmutende, weil einst Grenzstation der Republik Venedig gewesen, Ort Venzone hat eine Kostbarkeit zu bieten: einen nach den Erdbeben von 1976 wieder aufgebauten sehenswerten Dom. Ganz abgesehen vom entzückenden Markplatz und der Gruft, in der Mumien aufbewahrt werden. Schon Napoleon sprach hier seinen Wunsch aus, er möge seine letzte Ruhe in dieser Gruft finden.
Nach der nächsten Biegung erscheint Gemona. Es liegt auf einem riesigen Schuttkegel am Fuße des Monte Chiampón. Auch hier wurde der Dom, wohl einer der schönsten des Landes, nach den Erdbeben 1976 wieder aufgebaut. Bevor wir nun unsere Reise am nördlichen Ende des Collio-Weingebiets beginnen, empfehle ich Ihnen zur Stärkung beim „Willy“ einzukehren (www.hotelwilly.com). Mein Tipp: Speisen Sie hinter dem Hotel in der Taverne! Übrigens, erschrecken Sie nicht: Neben dem Parkplatz, wo eine alte Lokomotive ein schönes Fotomotiv abgibt, lebt in einem Gehege ein Braunbär (zumindest bis vor ein paar Jahren).
Nun beginnt unsere Reise durch den Collio, ein Weinbaugebiet, das sich an der östlichen Grenze Friaul-Julisch Venetien zu Slowenien hin erstreckt. Gleich bei Nimis der erste „Seitensprung“ in das Gebiet des Ramandolo-Weines (www.ramandolo.it). Nehmen Sie von Nimis die Straße in Richtung des Gran Monte-Massivs, wo Sie kurz nach Monteaperta ein kleines Kirchlein und einen Wirt erreichen. Dort probieren Sie ein Glas des süßen Weißweins Ramandolo (DOCG-Prädikat) und genießen Sie den Blick hinunter über den nördlichen Collio.
Alsbald erreichen Sie dann die Stadt Cividale del Friuli. Der Teufel hat die Brücke über den Fluss Natisone gebaut, sagen die Friauler. In Wahrheit soll Baumeister Erhard von Villach gewesen sein. Im Mittelalter, als die „ponte del diavolo“ entstand, war man gleich mit dem Teufel zur Hand und so verdanken wir dieser Legende diese Brücke mit ihren hohen, eleganten Bögen. 774 schlug Karl der Große die Langobarden so vernichtend, dass auch ihr Reich und ihre Geschichte damit endete. Der Sieger nannte die Hauptstadt des einstigen langobardischen Herzogtums Civitas Austriae - die Stadt im Osten.
Und Essen? In der "Locanda al Castello" (www.alcastello.net) - aber unbedingt reservieren! Schlafen im Hotel Roma (www.hotelroma-cividale.it).
Wo auch immer Sie zu Mittag gegessen haben, ein paar Schritte zu Fuß tun sicher nun gut. Also fahren wir hinauf zum Wallfahrtsort Castelmonte oberhalb von Cividale. Steil und immer schmäler führt die Straße bergwärts, bis sich ein riesiger Parkplatz auftut und man die kleine Wallfahrtskirche erspäht, in der sich eine schwarze Madonna befindet. Apropos Wallfahrtsorte im Friaul: Monte Grisa, Monte Lusari, Barbana, Aquileia und Zuglia usw. da gibt es einige.
Auf dem Weg ins Collio Occidentale unternehme ich noch einen Abstecher zur ehemaligen Abtei von Rosazzo. Wer es nicht kennt, fährt an ihr vorbei, da man sie von der Hauptstraße zwischen Cividale und Cormòns nicht sehen kann. Umgeben von Weingärten und Feldern thront die Anlage auf einem Hügel. Sie wird heute als Kulturzentrum genützt. Ruhe und Gelassenheit strahlen die Gebäude, die Kirche und die Terrassen aus. Der Wein soll hier besonders gut sein.
Nördlich und südlich von Cividale erstreckt sich wohl eines der besten Weißweingebiete Italiens, der Collio. Nördlich, der Collio Orientale, südlich der Collio Occidentale. Der Collio ist eine malerische Region, die aus einer sich aneinander reihenden Hügelkette ganz im Osten Italiens besteht. Was man am Collio mehr loben soll, ist schwer zu sagen. Ist es der Wein selbst, oder ist es die Arbeit der Winzer. Durch den Gebietsverlust im Zweiten Weltkrieg wurde der Collio auf nur 1.600 Hektar Weinberge verkleinert. Dies wurde aber durch die hervorragende Qualität der Weine mehr als wettgemacht. Seit über 40 Jahren wird der Ursprung und die Qualität der Weine des Collio von einem "Consorzio di Tutela" garantiert und kontrolliert. Die Wälder, Wiesen und Hügel laden den Besucher zu ausgedehnten Spaziergängen ein. Romantische gelegene Hotels und Restaurants sorgen für das leibliche Wohl der Gäste. Für die meisten Besucher aber bedeutet Collio dem Trott des modernen Lebens bei einem Glas guten Tocai friulano oder Ribolla gialla genussvoll und gelöst zu entkommen.
Im Ortsteil Brazzano des Hauptortes des Collios, Cormòns, wird alljährlich noch der Geburtstag des guten alten österreichischen Kaisers Franz Joseph gefeiert - schließlich gehörte dieser Teil Friauls bis Ende des 1. Weltkriegs zu Österreich: Gugelhupf und Wiener Schnitzel lassen grüßen...! Es gibt auch einen verrückten Hotelier, der alljährlich in Kaiserkostümen eine Faschingsparty steigen lässt - es ist der Besitzer vom Hotel Felcaro. In Cormòns lockt eine Enoteca - eine Weinhandlung, die alle Weine der Region führt. In der Umgebung: zahlreiche Schlösser, die manchmal auch Zimmer vermieten, meist aber nur Weinkeller oder Restaurants haben, beispielsweise das Castello Spessa bei Capriva oder die Villa Rubini bei Spessa nahe von Cividale. Unter www.consorziocastelli.it finden Sie alle Schlösser im Friaul im Internet.
Wenn Sie Cividale auf einer kleinen Straße in südöstliche Richtung verlassen, öffnet sich eine romantische Landschaft vor Ihnen mit Hügeln, Winzerdörfern, ausgedehnten Weingärten, Wäldern und verloren wirkende Kirchen in der Landschaft. Sie meinen, sich in eine andere Welt versetzt zu fühlen, und merken es gar nicht, wenn Sie in den "Bosco Plessiva" kommen, einer Waldlandschaft mit vielen Möglichkeiten einen Urlaub zu verbringen. Dort, gleich hinter Cormòns, finden Sie wohl eines der besten Restaurants Italiens - ich meine jetzt vom Geschmack her, nicht von der Ausgefallenheit der Gerichte: La Subida - für einen Besuch dort sollte Sie drei Dinge haben: eine Vorreservierung, viel Zeit und viel Geld - aber es lohnt sich, veramente!
Am Ende dieser etwa 15 mal fünf Kilometer kleinen Welt hinter Cormòns erhebt sich der Weinort San Floriano in Collio, ganz an der slowenischen Grenze schon und oberhalb von Görz. Umgeben von Weingärten und tausenden Kirschbäumen sieht man auf der Hügelspitze eine Kirche und ein Schloss - das Castel Formentini im Besitz der Grafen Formentini, die dort neben einem exquisiten Restaurant auch ein kleines Schlosshotel betreiben - und - einen Golfplatz, nebenbei eine Weinkellerei.
Folgen Sie der Straße über sanfte Hügel, vorbei am Beinhaus - Oslavia - mit den Gebeinen der Gefallenen im Ersten Weltkrieg, nach Görz ins Tal hinunter (nehmen Sie dazu aber jene Straße, die in Richtung slowenischer Grenze vom Castel, vorbei am Golfplatz, wegführt, nicht jene, die von der Kirche geradeaus talwärts führt).
Den Isonzo flussabwärts gelangen Sie nach Gradisca d'Isonzo, einem kleinen Ort, in dem ich mich gerne aufhalte. Gleich mehrere Gründe habe ich dafür: zunächst wohne ich gerne beim „Hotel Franz“, bei Massimiliano - er hat eines der besten Frühstücksbuffets Italiens, zumindest bis vor ein paar Jahren, als ich das letzte Mal bei ihm wohnte! Das Hotel liegt auch nur ein paar Schritte von der Altstadt, in der sich in einem ehrwürdigen Palazzo eine weitere Enoteca des Friaul befindet. Und wer es urig zum Essen haben möchte, gleichzeitig den Kontakt mit den Einheimischen sucht, der möge sich ins „Mulin Vecio“ begeben! Töpfe und Pfannen hängen von den Wänden und Decken und man genießt einfache, typische Gerichte der Region. Aber noch ein zweites Hotel mit einer Spitzenküche lockt in diesem Ort: Hotel Al Ponte - an der Brücke über den Isonzo gelegen. Und das Weingut Marco Felluga - es zählt zu den besten der Region - es liegt nur ein paar Minuten von Gradisca entfernt.
Auf Ihrer Weiterfahrt in Richtung Meer kommen Sie an Redipuglia vorbei. Dort befindet sich ein Mahnmal des Ersten Weltkriegs, der an die 12 furchtbaren Isonzo-Schlachten erinnert: es bedeckt einen riesigen Hügel mit Steinplatten auf denen das Wort "Presente" - "Hier" - eingemeißelt ist, das Wort, mit dem sich Soldaten melden, wenn sie gerufen werden.
Aber neben all den traurigen Erinnerungen gibt es in den Hügeln oberhalb von Gradisca und Redipuglia ausgezeichnete Weingüter (beispielsweise Castelvecchio) und noch viele gute Trattorien, Geheimtipps eben - einen verrate ich Ihnen: die Trattoria Gostilna Devetak - der Wirt, ein Slowene, kocht - Sie werden die Welt vergessen! Auf diesem kleinen Karstplateau liegt der interessante Ort Doberdò del Lago, also Doberdò am See - nur - vom See ist net wirklich viel mehr da: a bisserl Schilf, a bisserl Wasser. ein Karstsee also, der kommt und wieder verschwindet. Na ja, umso mehr Wasser gibt es ein paar Kilometer weiter bei Monfalcone: die Adria. In Monfalcone befindet sich eine der größten Werften Italiens, in der die modernsten Kreuzfahrtschiffe der Welt gebaut werden (Carnival Cruises, der wahrscheinlich weltgrößte Kreuzfahrtkonzern, ließ hier eines seiner letzten Giganten mit über 100 000 Bruttoregistertonnen fertigen).
So, und jetzt wählt, liebe Freunde: Ostwärts geht es nach Duino, wo Rainer Maria Rilke seine Elegien schrieb, ein gleichnamiger Wanderweg an den Klippen entlang führt und ein absolut sehenswertes Schloss auf Sie warten. Weiter östlich dann Schloss Miramare, das Märchenschloss des unglücklichen Kaiser Maximilians von Mexiko, Bruder von Kaiser Franz Joseph I. und noch weiter die "Grotta Gigante", eine riesige Tropfsteinhöhle, den Ort Prosecco, der nix mit dem Prosecco-Wein zu tun hat (oder doch...?), der Wallfahrtsort Monte Grisa und schließlich Triest.
Wer bei Monfalcone aber weiter nach Süden fährt, erreicht den entzückenden Kurort Grado. Ja, richtig gelesen - Kurort! Eröffnet Mitte des 19. Jahrhunderts von Kaiser Franz Joseph persönlich und auch heute gibt es noch ein Kurhaus.
Grado, schon gesehen! - Tatsächlich? Schon in der Tavernetta „all’’Androna“ gespeist? Nein? Also doch nicht Grado „gesehen“ - denn dort sollten Sie unbedingt ein Päuschen einlegen. In einem Hof mitten in der Altstadt liegt diese kleine Tavernetta, wie schon die Endung ..etta“ ausdrückt.
Wenn Sie sich für die Reise ins Land zurück entscheiden, nehmen Sie zunächst den Straßendamm ans Festland, sehen in der Lagune den Wallfahrtsort San Barbana und kommen Sie noch an Aquileia vorbei, dem ehemaligen Hafen an einer Stufe, "ad gradus", Grado. Direkt bei der Autobahnauffahrt sollten Sie aber dann noch einmal geradeaus fahren: Palmanova, die Festungsstadt, wartet auf Ihren Besuch! Einst von den Venezianer zunächst gegen die Türken als Bollwerk errichtet, später gegen die anrückenden Österreicher eingesetzt, zählt sie heute zu den best erhaltenen Festungsanlagen Europas.
Und bevor Sie Ihre Heimreise antreten, noch ein letzter Übernachtungs- und Restauranttipp: an der großen Kreuzung in Cervignano, auf halber Strecke zwischen Grado und Palmanova, liegt das Hotel Internazionale mit erstaunlich ruhigen Zimmern. Und gleich gegenüber die Pizzeria „Al Chichibio“. Stellen Sie also Ihr Auto ab, machen Sie sich ein wenig frisch und genießen Sie im Chichibio ein wirklich gutes Abschiedsabendessen - und - grüßen Sie mir den Wirt vom Chichibio, Sabbatino Mansi - ein wirklich ehrenswerter Italiener und mir lieb gewordener Freund!
Gute Trattorien und Restaurants, allerdings nur auf Italienisch:
Magnar Ben Guida ai
locali del Veneto e del Friuli Venezia Giulia
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