Informationen über die Luftfahrt

Von den Themen der Luftfahrt habe ich einige herausgegriffen, die vielleicht von allgemeinem Interesse sein können. Auf diesen Seiten finden Sie folgende Themen:

Brisant: Schädliche Dämpfe aus Triebwerken in der Kabinenluft
Informativ: Rund ums Fliegen ::: Kleines Flug ABC ::: Beispiel einer Konfiguration (Sitzplatzeinteilung) eines Flugzeugs
Nostalgisch: Was stand auf einem Papier-Ticket?

Flug-"Chinesisch

Landung des Lauda-Airbus A320 mit der Kennung OE-LOO am Salzburger Flughafen im Sommer 2019

Wie in jedem Beruf so gibt es auch in der Fliegerei "Fach-Chinesisch" und Vorgänge, die während eines Flugs nicht erklärt werden, aber vielleicht den einen oder anderen interessieren.
   Falsch ist beispielsweise, dass das Rumpeln kurz vor der Landung das Einlegen des Retourgangs ist. Richtig hingegen das Ausfahren der Räder, die fest einrasten müssen.
   Falsch ist, dass der Pilot die Landebahn nicht findet und wieder Gas geben muss zum neuen Anlauf. Richtig ist, dass durch das Absinken im Landeanflug und die damit zusammen hängende Reduzierung der Geschwindigkeit nur bis zu einer gewissen Geschwindigkeit absinken darf. Dann muss der Pilot wieder Schub auf die Triebwerke geben, um die vorgeschriebene Landegeschwindigkeit einzuhalten (nur ein möglicher Grund).
   Falsch ist, wenn eine Maschine bei der Landung hart auf der Piste aufsetzt, der Kapitän ein Trottel ist.
   Richtig ist, dass bei vor allem schlechten und nassen Wetterbedingungen das Aufsetzen der Räder härter ausfallen muss, damit sicher gestellt ist, dass die Räder greifen und sich kein Wasserfilm zwischen Reifen und Asphalt bilden können.

   Durch meine "Erstinformationen"  meldete sich bei mir ein Experte, Klaus-Dieter Nowakowski, der mir freundlicherweise einige weitere Details zur Veröffentlichung überlassen hat und die ich gerne in diesen Beitrag einbauen (kursiv als Beitrag). Vielen Dank Dieter! Deine Infos sind eine absolute Bereicherung und ich durfte wieder Neues lernen!

XXL-Flugzeug in München, Foto: Michael Fritz im Bild ein XXL-Flugzeug am Münchner Flughafen: der Airbus Supertransporter A300-600ST trägt den Spitznamen "Beluga". Den ungewöhnlichen Namen verdankt das Luftschiff dem gleichnamigen "weißen Belugawal". Die Meeressäuger tauchen in ihrem nassen Element übrigens ebenso selten auf wie der Beluga der Lüfte am Münchner Flughafen (Quelle: Pressedienst Flughafen München, Bild: Michael Fritz)

Das "gewusst wie und was" beim Fliegen ist Ihnen sicherlich schon längst vertraut. Aber vielleicht rätseln Sie noch bei manchen Geräuschen an Bord. Nachstehend ein paar Erläuterungen über Geräusche und Vorgänge während des Startens und des Landens:
   Vor dem Anlassen der Triebwerke sieht man vorne seitlich einen Mann stehen, der Blickkontakt mit dem Cockpit hat. Diese Person ist äußerst wichtig. Sie kontrolliert die richtige Drehrichtung der Turbinenschaufeln.
   Eine Turbine wird mit Druckluft angelassen und kann grundsätzlich und prinzipiell in der Drehrichtung nicht entscheiden. Vorne auf dem Rotorkopf sieht man immer eine aufgemalte Spirale. Daran erkennt der Mann auf dem Vorfeld die richtige Drehrichtung, und gibt den Piloten ein Handzeichen als OK. Setzt dann die Zündung ein, vernimmt man einen kurzen dumpfen Ton und danach ein sich steigerndes Brummen.
   Triebwerke werden immer von links außen nach rechts außen angelassen. Dazu bedarf es auch einer Freigabe des Towers. An der Rampe oder dem Fluggaststeig dürfen keine Turbinen gestartet werden, deswegen wird die Maschine von einem Fahrzeug rückwärts auf den Rollweg geschoben bevor die Startfreigabe für die Fan's (Turbinen) kommt. Theoretisch wäre es möglich das Flugzeug durch eigenen Antrieb durch die Turbinen auch rückwärts rollen zu lassen; durch Einschalten der Schubumkehr, aber das ist verboten (Klaus-Dieter Nowakowski).

Vor dem Start

Während Ihnen das Kabinenpersonal noch die Sicherheitsbestimmungen erklärt (dies ist international vorgeschrieben), ersucht der Pilot über Funk den Tower um Startfreigabe. Nach der Startfreigabe hören Sie meistens eine kurze Durchsage in Englisch: „Cabin crew: take off in one minute“ („Kabinenpersonal: Start in einer Minute“). Danach werden alle nicht notwendigen Lichter und elektrischen Geräte an Bord ausgeschalten, um bei Problemen (Startabbruch) keine unnötigen Gefahrenquellen zu haben.

Beim Start

Bevor der Jet dann auf der Startpiste los rollt, wird das Dröhnen der Triebwerke immer lauter: um dann möglichst schnell die zum Abheben notwendige Geschwindigkeit zu erreichen, wird im Stand bereits Schubkraft auf die Triebwerke erhöht. Werden dann die Bremsen löst, ist die Maschine auf kürzerer Distanz sicher in den Himmel gestartet.
   Stets behalten die beiden Piloten (manchmal ist noch ein dritter Mann im Cockpit - der Navigator oder Techniker) die Instrumente im Auge. Und sollte sich noch ein Anzeichen von Unregelmäßigkeiten ergeben, kann der Pilot bis zu einer gewissen Geschwindigkeit den Startvorgang abbrechen. Allerdings - hat er diesen Punkt überschritten, muss er die Maschine abheben, eine Platzrunde drehen, bevor er dann zu einer "Sicherheitslandung" ansetzt. Viele sehen in so einem Vorgang eine "Notlandung", was er aber nicht ist.
   Es gibt zwei Geschwindigkeiten beim Start. Der Erste ist der Punkt V1. Das ist die Geschwindigkeit bei der der Start noch problemlos abgebrochen werden kann. Der Zweite ist der Punkt V2, oder auch genannt "point of no return". Da muss dann die Maschine hoch! (Klaus-Dieter Nowakowski).

In der Luft

Unmittelbar nach dem Start werden die Räder eingefahren, was manchmal von einem Rumpeln begleitet wird - das ist das Geräusch des Schließens der Klappen des Raumes, in den die Räder eingefahren werden.
   Wenn Sie bei den Tragflächen sitzen, werden Sie bemerken, dass plötzlich eine Stahlleiste hinter den Flügeln in diese eingezogen wird. Das sind die so genannten "Flaps", die beim Start der Maschine einen zusätzlichen Auftrieb vermitteln.
   Das Triebwerkgeräusch wird leiser. Sie haben nun die erste Etappe des Steigfluges erreicht. Der Steigwinkel hat bisher zwischen 10 und 20 Grad betragen. Ist die endgültige Reiseflughöhe erreicht - zwischen 8 000 und 10 000 m - fliegt Ihre Maschine jetzt (fast) waagrecht dahin, das Triebwerksgeräusch wird ruhiger bzw. monoton. Sie können sich abschnallen und wenig später wird das Bordservice beginnen.
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Der Flug

Während der Flugphase schaltet der Pilot auf den Autopiloten. Nun wird das Flugzeug auf den vorgegebenen "Luftstraßen" geführt. Manchmal merkt man, dass sich das Flugzeug eine Kurve fliegt - da ist dann eine "Luftstraßen-Kreuzung" erreicht: das Flugzeug nimmt eine neue Richtung bis zum nächsten Punkt, an dem es durch eine "Kurve" wieder eine neue Richtung nimmt.
   Plötzlich erscheint wieder das Schild "Bitte Anschnallen" und über Bordlautsprecher wird man aufgefordert sich wieder anzuschnallen. Was ist geschehen?
   Der Pilot hat im Cockpit ein Wetterradar, auf dem er vor sich liegende Schlechtwetterzonen erkennen kann. Auch erhält er Informationen über unruhige Luftmassen.
   Dann beginnt das Flugzeug mehr oder weniger unruhig zu fliegen. Das sollte aber kein Grund zur Besorgnis sein: die Flügelspitzen können sich mehrere Meter nach oben und unten biegen ohne zu brechen und solange die Maschine mit normaler Geschwindigkeit fliegt, liegt sie wie auf einem Polster in der Luft.
   Besonders gemein sind da thermisch bedingte Auf- und Fallwinde (Klaus-Dieter Nowakowski). Fliegt nun eine Maschine in derartige Auf- und Fallwinde, kann es vorkommen, dass die Maschine mehrere Hundert Meter absackt, um dort wieder auf einem Luftpolster aufzufedern. Ist man da nicht angeschnallt, kann man auch schon mal an die Kabinendecke geschleudert werden und Verletzungen davon tragen. Daher wird eben empfohlen, während des gesamten Fluges angeschnallt zu sein. Ich selbst habe solche Auf- und Fallwinde noch nicht erlebt, allerdings eine Gruppe von mir hatte so ein Erlebnis auf dem Flug von Neu Dehli nach Zürich an Bord der Swissair. Aber Gott-sei-Dank wurde dabei niemand ernstlich verletzt.

Der Landeanflug beginnt

Sie haben gespeist und getrunken (heute immer seltener), ein wenig gedöst - und schon nähern Sie sich Ihrem Urlaubsziel. Die Triebwerke beginnen mit veränderter Drehzahl zu laufen - der Sinkflug beginnt, meistens etwa 20 Minuten vor der eigentlichen Landung. Ein Gong ertönt und das Zeichen "fasten seat belt" leuchtet auf: bitte anschnallen! Sie merken jetzt deutlich, dass es abwärts geht. Die Ohren verschlagen wieder. Wenn der Pilot die Maschine etwas steiler nach unten drückt, fühlen Sie sich etwas in die Höhe gehoben.

Vor der Landung

Die Landeklappen an den Tragflächen werden ausgefahren. Der Pilot gibt jetzt abwechselnd Gas und nimmt es wieder zurück. Das ist notwendig, da die Maschine durch den Landewinkel an Geschwindigkeit verliert, aber immer eine Mindestgeschwindigkeit eingehalten werden muss. Daher reguliert der Pilot im Landeanflug ständig die Triebwerke.
   Das Rumpeln was man beim Ausfahren und Einfahren des Fahrwerkes hört, ist eher das Arretieren der Fahrwerk-Schachtklappen (gears bay). Das Fahrwerk selbst ergibt hingegen nur einen Klack.
   Durch den Anflugwinkel erhöht sich die Geschwindigkeit, das bedeutet Schubverminderung - eine Schubregulierung ist dann auch beim Ausfahren der Flaps, Vorflügelklappen (Nasenflaps) und des Fahrwerkes notwendig. Das Surren im Endanflug sind die Motoren für die Klappen, nicht für das Fahrwerk, das wird Hydraulisch betätigt. Die Flaps erhöhen den Auftrieb durch Vergrößern der effektiven Flügelfläche. Das heißt, bei gleicher Höhenlage kann die Geschwindigkeit verringert werden.
   Übrigens die Landegeschwindigkeit liegt meistens ein ganz klein wenig höher als die Abhebe Geschwindigkeit, und die errechnet sich aus dem Startgewicht und den maschinentypischen Eigenschaften. Dabei steht die wirksame Auftriebsfläche in einem festen Verhältnis zum max. Start- und Landegewicht. Die verschiedenen Leistungsstufen der Fans (Turbinen) wirkt sich eher auf die Startstrecke aus. Die Funktion der Klappen, auch der Brems- und Trimmklappen ist ein komplizierter aerodynamischer Vorgang. Die Tragflächen werde ja nicht hoch gedrückt, sondern vielmehr hoch gesogen! Das liegt daran, dass die Strömungsgeschwindigkeit an der Oberseite höher ist als an der Unterseite.

Näheres unter: www.airliners.net
   Wenn die Landebahn nass ist oder Seitenwind bläst, muss der Pilot aus Sicherheitsgründen das Flugzeug sehr hart auf die Landebahn aufsetzen. Also - festes Aufsetzen ist keine schlechte Landung, sondern eine Sicherheitslandung! Übrigens, keine Angst, wenn Sie bemerken, dass das Flugzeug nicht gerade fliegt, sondern leicht schräg gestellt sich der Landebahn nähert. Dies ist der Fall, wenn kräftiger Seitenwind weht - da bringt der Pilot aus Sicherheitsgründen die Maschine erst ganz wenige Meter über der Landebahn in die "gerade" Richtung.

Nach der Landung

Die Räder rollen bereits über die Betonpiste. Plötzlich heulen die Triebwerke auf: der Pilot hat die Schubumkehr aktiviert - die Turbinen drücken jetzt den Schub, die Luft, nach vorne anstatt nach hinten und bremsen so mit Gegendruck das Flugzeug von seiner Landegeschwindigkeit von ca. 330 km/h auf den Stillstand. Sie werden etwas in Ihre Gurten gedrückt, dann rollt die Maschine aus und schwenkt in Richtung Flughafengebäude. Voilà - Sie sind da!
   Die Landegeschwindigkeit beträgt je nach Landegewicht etwa 280-330 km/h (Klaus-Dieter Nowakowski)- dabei werden die Reifen binnen Bruchteilen von Sekunden beschleunigt. Dabei steigen diese sichtbare blau-grauen Rauchwolken auf. Aber keine Sorge, die Flugzeugreifen sind Spezialreifen, die diesen Belastungen gewachsen sind. Ja, in einer Sendung hörte ich sogar, dass diese Reifen mehrmals runderneuert werden können, bevor sie endgültig entsorgt werden müssen.
   Die Schubumkehr ist die wichtigste und wirksamste Bremse überhaupt nach der Landung (touch down). In der ersten Phase nach dem Aufsetzen ist die Maschine noch nicht über das vordere Bugrad lenkbar, sondern nur durch das Seitenruder, solange ist das Bugrad in 0-Pos arretiert. Erst ab einer gewissen Geschwindigkeit greift die Steuerung des Bugrades.
   Wollte der Pilot die Maschine nur mit den Scheibenbremsen abbremsen, würden diese sehr schnell verglüht sein.
Sitzplan einer Boeing 747-400    Um keine Irrtümer aufkommen zu lassen: natürlich drücken die Turbinen den Schub nicht nach vorne raus. Dazu müssten sie ja in der Drehrichtung umgesteuert werden, und das ist unmöglich. Beim Aktivieren der Schubumkehr öffnen sich seitlich an den Turbine große Schiebeklappen hinter denen sich Umlenkgitter befinden, die schräg nach vorne weisen. Der Mantelstrom des Triebwerkes wird nun in einem leicht schrägen Winkel in Rollrichtung gelenkt. Aber nur der Mantelstrom, nicht der Schub aus der Brennkammer! Der Mantelstrom geht nicht durch die eigentlichen Brennkammern, sondern daran vorbei und kühlt diese u. a. Dadurch kann die Leistung erhöht werden. Moderne Triebwerke haben ein Luftstromverhältnis Brennkammern/Mantelstrom von 1:4-6, je nach Anzahl der Kompressionsstufen (Klaus-Dieter Nowakowski)
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Sitzplan-Beispiel

Hier ist eine Boeing 747-400 der japanischen Fluggesellschaft ANA abgebildet; diese Maschine ist mit vier Klassen und 287 Sitzplätzen konfiguriert

rot - First Class mit Schlafsessel, die man
180 Grad neigen kann, also flach stellen (zehn Plätze).

blau - die "Club Ana" Class, ein Teil auch im oberen Deck, wo auch der Eingang zum
Cockpit ist (75 Plätze, Sesselneigung 170 Grad)
schwarz - Premium Economy-Class mit 20
Plätzen und noch einer Sesselneigung von 130 Grad

grün - die Economy Class mit 182 Plätzen, deren Sessel 124 Grad geneigt werden können
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