Historische Motorradmarken von Matchless bis Rudge

Matchless
Mondial
Morini
Moto-Guzzi
Motosacoch
MV Agusta
Norton
NSU
Peugeot
Puch
Royal Enfield
Rudge

Matchless

Matchless

Matchless, 1891 Großbritannien, ähnlich wie bei der Geschichte von AJS stehen auch bei Matchless am Beginn der Geschichte drei Brüder: Charlie, Harry und Bert Collier; Vater Henry Herbert Collier hatte bereits 1891 im Londoner Vorort Plumstead mit einer Fahrradproduktion begonnen, für die er einen zündenden Namen haben wollte: Matchless! 1899 feierte Charlie Collier sein Debut als Rennfahrer und im selben Jahr entstand das erste Motorrad.

Bei der ersten TT auf der Insel Man, 1907, gewann Charlie die Einzylinder-Klasse - nach mehr als vier Stunden mit einem Schnitt von 61,49 km/h und einem Verbrauch von knapp drei Liter auf 100 km für den 433 cm³-ohv-JAP-Motor.

Etwas erfolglos im Rennsport war dann die Zwischenkriegszeit. 1931 erwarb dann Matchless die in Konkurs befindliche Marke AJS. Es war übrigens auch das Jahr, in dem der Schriftzug „Matchless“ am Tank durch ein großes „M“ ersetzt wurde. 1938 wurde noch Sunbeam erworben und der Firmenname in AMC (Associated Motor Cycles Ltd) geändert. Allerdings wurden die Markenrechte nach dem 2. Weltkrieg wieder an BSA verkauft. 1953 folgte dann noch der Kauf von Norton.

1959 erschien das von der AJS 7R auf 497 cm³ vergrößerte Modell G50, ein von vielen berühmten Rennfahrern benutztes Sportgerät: Alan Shepherd, Paddy Driver, Mike Duff und Bob McIntyre waren die erfolgreichsten Fahrer dann Anfang der 60er Jahre, bevor 1966 auch diese Traditionsmarke ihren Betrieb einstellen musste. In den 50er Jahren waren erfolg-reich: Ernst Hiller wurde damit mehrmals Deutscher Meister, ebenso Leonhard Fassl Meister in Österreich. Werner Bergold (Österreich) erregte nochmals mit einer Matchless in den 1960er Jahren Aufsehen.

Aber auch diese Marke kämpfte schließlich mit finanziellen Problemen und schloss 1968 ihre Pforten.

Mondial

Mondial

Mondial, 1939, Italien, als Hersteller von Lastdreirädern begann 1939 in Mailand die Geschichte dieser Motorradmarke. Die Brüder Giuseppe, Luigi und Carlo Boselli begannen aber erst in der Nachkriegszeit mit der Konstruktion von Motorrädern. 1949 stellte man dabei bereits etliche Weltrekorde auf, so zum Beispiel mit einer 125-cm³-Maschine 164, 759 km/h. Und im selben Jahr wurde Braga 125-cm³-Weltmeister. Große Namen und Weltmeistertitel folgten: 1950 Bruno Ruffo, 1951 gingen die ersten drei Plätze der 125-cm³ Weltmeisterschaft an Mondial: Carlo Ubbiali, Ruffo und Gianni Leoni. Und so ging es weiter. U.a. wurde Tarquinio Provini 1957 Weltmeister der 250-cm³-Klasse.

Moto Morini

Moto Morini

Morini, 1924, Italien, der Name des Firmengründers Morini war, noch ehe er sich 1937 selbständig machte, bereits in der Motorradmarke MM enthalten. Diese war schon 1924 entstanden, ebenso wie Moto Morini, in Bologna. 1949 zeigten die kleinen "Feuerzeuge" mit Plätzen zwei und drei in der Weltmeisterschaft der 125 cm³-Klasse, wie rassig diese Motorräder waren. Bis zum Auftauchen der schnellen NSU-Maschinen war Morini stets in der 125er Klasse vorne dabei. Morini konzentrierte sich mehr auf die nationalen Rennen. Bis Ende der 50er Jahre die schnelle 250er Morini kam. Sie lief etwa 210 km/h Spitze bei 30 PS Leistung. Tarquinio Provini gewann 1961 bis 63 als Werksfahrer die Weltmeisterschaft damit, zum Schluss bei 36 PS Leistung / 11 000 Touren.

1963 hatte Morini mit einer 250er das schnellste 1-Zylinder Motorrad aller Zeiten und schlug damit sogar die 4-Zylinder-Hondas in einigen WM-Läufen! Provini gewann, noch auf dem alten Hockenheimring, mit 187,1 km/h Schnitt vor Redman und Robb und fuhr die schnellste Runde mit 190,34 km/h.

Moto Guzzi

Moto Guzzi

Moto-Guzzi, 1921, Italien, Carlo Guzzi, Giorgio Parodi und Giovanni Ravelli lernten sich im Ersten Weltkrieg als Heeresflieger kennen und beschlossen, nach dem Krieg ein Motorrad zu bauen.

In einer kleinen Werkstatt in Como entstand dann 1921 ein 250 cm³³ Motorrad mit 8,5 PS - „La Prima“. Schon 1921 wurde damit die „Targa Florio“ für Motorräder gewonnen. 1924 folgte dann der großartige Sieg von Guido Metasti beim „Großen Preis der Nationen“ in Monza - der 21. Sieg bereits bis Juni! Auch bei der englischen TT war Guzzi bis 1952 immer wieder erfolgreich.

Doch erst 1935 gelang ihr mit dem Modell 250 ohc in der Viertelliterklasse der große Durchbruch. Stanley Woods gewann in diesem Jahr damit die Leichtgewichts-TT; nach ihm nochmals 1937 der Italiener Omobono Tenni als erste Ausländer. Damit verhalf Moto Guzzi der Hinterradfederung zum endgültigen Durchbruch. 1939 schließlich fuhren Nello Pagani und Sandri mit ihren 38-PS-aufgeladenen Guzzis dem sieggewohnten Ewald Kluge (DKW) beim „Großen Preis von Deutschland“ im August auf und davon: drei Minuten betrug ihr Vorsprung!

Auch nach dem 2. Weltkrieg blieb Guzzi erfolgreich im Motorradrennsport: 1946: 209 Siege, 1947: 290, 1948: 301; bekannte Fahrer waren: Lorenzetti, Ruffo, die Engländer Fergus Anderson, Bill Lomas (1955 und 1956 Weltmeister 350er) und Bob Foster, der Deutsche Hein Thorn-Prikker, die Schweizer Luigi Taveri und Hans Haldemann, die Österreicher Alex Mayer und Rupert Hollaus;

Selbst bei den 50 cm³-Maschinen gelang Guzzi 1948 mit einer stromlinienverkleideten „Motoleggera 65“ 27 Weltrekorde! Die schnellste Marke über den „fliegenden Kilometer“: 96 km/h.

Motosacoche

Motosacoche

Motosacoche, 1899, Schweiz, Motosacoche in Genf war einstmals die größte Motorradfabrik der Schweiz, deren Einbaumotoren unter dem Namen MAG in der ganzen Welt verwendet wurden. Ins Rampenlicht des Grand-Prix-Sports trat sie erst 1928 mit einem 350 M 35 ohc, einem vom Engländer Dougal Marchant gebauten Königswellen-Rennmodell, mit dem dann sein Landsmann Wal Handley im selben Jahr in Genf die 350 und 500 cm³ Klasse des "Großen Preis von Europa" gewann.

Der Name der Marke stammt von einem Patent auf einen Fahrrad-Hilfsmotor, der den "äußeren Eindruck einer Tasche" erwecken würde (1900): Motosacoche = Motortasche.

MV Agusta

MV Agusta

MV Agusta, 1920, Italien - die im Motorrad-Rennsport erfolgreichste Marke der Welt! Mit insgesamt 75 Weltmeisterschaftstiteln - 37 Marken- und 38 Fahrer-WM-Titeln, wobei die höchste Zahl von zwölf WM-Titeln der Italiener Giacomo Agostini zwischen 1966 und 1973 erwarb. Gefolgt vom Italiener Carlo Ubbiali (acht Titel) und dem Engländer John Surtees (vier Titel), sowie sein ebenso berühmter Landsmann Mike Hailwood (vier Titel), je zweimal der Rhodesier (heute Zimbabwe) Garry Hocking und Phil Read (England), ein Titel Cecil Sandford (England) und Tarquinio Provini (Italien).

Gegründet wurde die Firma eigentlich bereits schon 1907 - Giovanni Agusta konstruierte sein erstes Flugzeug. 1920 begann er dann mit dem Bau von Fluggeräten und 1945 stellte er sein erstes Motorrad vor.

Norton

Norton

Norton, 1898, Großbritannien, England, dominierte in den 20er Jahren und auch noch bis 1937 im internationalen Motorrad-Rennsport. Norton war dabei lange Zeit, vor allem von 1931 bis 1937 - ausgenommen das Jahr 1935 - die führende Marke. Beispielsweise nach sechs Senior-TT-Siegen zwischen 1931 und 1937 mit dem Langhub-Königswellen-Motor kam Norton 1938 mit einem stark veränderten, kurzhubigen Werk-Motor und mit Teleskopgabel zur Senior-TT und gewann sie mit Harold Daniell zum 7. Mal; auch nach dem Krieg von 1947 bis 1949 mit diesem Modell noch weitere drei Mal.

Die große Norton-Periode 1931 bis 1938 ging mit der Norton International zu Ende, die ab 1936 in „Racing Specification“ und ab 1938 auch mit Hinterradfederung zu kaufen war. Sie werden heute fälschlicherweise gerne „Manx“-Modelle genannt, eine Bezeichnung, die Norton offiziell erst ab 1947 für seine käuflichen Rennmodelle verwendete.

Die berühmtesten Rennfahrer dieser Zeit auf der "unapproachable" Norton waren Tim Hunt, Stanley Woods, Jimmy Simpson, Jimmy Guthrie, Freddie Frith und Harold Daniell. Hier ein Bild von meinem Vater mit seiner ersten Norton.

1950 knüpfte die Marke mit einem im Fahrgestell völlig neuen Werk-Rennmodell, das den Rufnamen "Federbett" erhielt, an seine große Tradition an. Mit dem neuen "Federbett"- Fahrgestell - von Rex Mc-Candless entworfen und entwickelt - dominierte Norton mit den Fahrern Geoff Duke, Reg Armstrong, Ken Kavanagh, John Hartle, John Surtees und Jack Brett noch einige Jahre weiter die Motorrad-Weltmeisterschaft.

Als Teil der englischen AMC endete die Geschichte Nortons 1969 in London und übersiedelte zu Norton-Villiers nach Andover. Zwei Mal zeigt Norton nochmals Flagge: 1973 unter der Tabak-Firma John Player in der „Formel 750 TT“ - Sieg mit 169,88 km/h Schnitt und 1975 mit einer wassergekühlten Acht-ventil-750er-Twin, von Cosworth konstruiert. Aber man kam nicht mehr in das Stadium der echten Produktion und die Geschichte Nortons endete.

NSU

NSU

NSU, 1901, Deutschland, NSU war ein deutscher Fahrrad-, Motorrad-, Automobil- und Motorroller-Hersteller, der 1873 in Riedlingen begann und 1880 sein Unternehmen nach Neckarsulm (beide Orte in (Baden-Württemberg) verlegte. Die traditionsreiche Fabrik in Neckarsulm hievte die Marke NSU in den 1950er Jahren nicht nur zur größten Motorradmarke der Welt, sondern auch ihre Rennfahrer Werner Haas, Rupert Hollaus und H. P. Müller gewannen in den Jahren 1953 bis 1955 vier Weltmeistertitel.

Der tragische Tod des einzigen österreichischen Solo-Motorradweltmeisters Rupert Hollaus 1954 im Training von Monza veranlasste jedoch NSU, sich zunächst teilweise, dann, 1950, nach nochmaligen Titelgewinn in der 250-cm³-Klasse, sich endgültig aus dem Rennsport zurück zu ziehen. Neben zahlreichen Rekorden erwähne ich hier nur den Rekord vom Deutschen Wilhelm Herz: mit 339 km/h war er 1956 der schnellste Mann auf einem Motorrad geworden: mit einer 498-cm³-Zweizylinder NSU-Kompressoren- Maschinen. Doch auch schon in den 1930er Jahren war NSU eine der führenden Marken im Rennsport gewesen: Tom Bullus, Heiner Fleischmann und Mr. Walter Moore waren damals bekannte Namen.

So fuhr der Engländer Tom Bullus mit einer NSU 500 ohc, auch "Bullus-NSU" genannt, 1930 am Klausenpass (Schweiz) in der Zeit von 16:41,0 für die 21,5 km lange Strecke den bislang ungebrochenen "ewigen" Klausenpass-Motorradrekord. Der Motor der "Bullus-NSU" stammte von seinem Landsmann Walter William Moore, der auch Jahre lang Rennleiter des NSU-Teams war.

Der Name NSU, der ab 1892 als Markenname bzw. Markenzeichen verwendet wurde, ist ein Kurzwort für den Stadtnamen Neckarsulm, der sich wiederum von den beiden Flüssen Neckar und Sulm ableitet, die hier zusammenfließen.

Peugeot

Peugeot

Peugeot, 1892, Frankreich, die Familie Peugeot besaß in Valentigny eine Fabrik für Federstahl und belieferte seit 1887 die Firma Levassor, die Daimler-Motoren in Lizenz in Frankreich herstellte. 1892 trennten sich die Brüder Eugéne (Automobile) und Armand (Motorräder) Peugeot und deren Söhne blieben dann dem Motorrad treu. So entstanden Automobile und Motorräder in einer Familie nebeneinander.

Puch

Puch

Puch, 1903, Österreich, Johann Puch geboren in der Nähe von Marburg (heute Slowenien), begann 1903 mit dem erfolgreichen Modell "A" den Bau von Motorrädern. Mit dem Zusammenschluss zur Steyr-Daimler-Puch AG entstand 1934 der größte österreichische Motorradhersteller. Diese ältestes österreichische Motorradfirma erlebte einige sportliche Höhenflüge. Einer davon war 1931, als der Schweizer Elvetio Toricelli den "Großen Preis von Deutschland" am Nürburgring mit der wassergekühlten 250 cm³ Ladepumpen Werk-Rennmaschine den "Großen Preis von Deutschland" am Nürburgring gewann. Er besiegte damit die in dieser Klasse bis dorthin ungeschlagenen Engländer. 1975 errang dann Puch den Motocross-Weltmeistertitel der 250-cm³-Klasse. 1987 wurde die Produktion von motorisierten Zweirädern eingestellt.

Hier ein Link zu einem Artikel über die Ladepumpen-Puchs, geschrieben von Helmut Krackowizer

Einen interessanten Belastungstest unternahm Prof. Max Reisch 1933 mit einer Puch 250: er fuhr auf dem Landweg nach Indien. Einige Jahre später, übrigens, fuhr Prof. Reisch mit einem Steyr-Puch rund um die Welt (Kurzinfo zu beidem hier)

Royal Enfield

Royal Enfield

Royal Enfield, 1890, Großbritannien, als 1893 mit der Änderung des berühmten "Locomotives on Highway"-Gesetzes von England (die gesetzlich erlaubte Höchstgeschwindigkeit auf öffentlichen Straßen wurde von 4 auf 12 Meilen pro Stunde, das sind 19,3 km/h hinaufgesetzt), begann die sich das ursprünglich als Fahrradfirma gegründete Unternehmen auch für Motor betriebene Fahrzeuge zu interessieren. Und 1898 kam dann das erste Vierrad-Vehikel von Royal Enfield heraus.

Neben Erfolgen bei der TT auf der Insel Man begann die Firma ab 1936 auch im Trial- und Geländesport mit der Ernte zahlreicher Erfolge. Im Juli 1970 war dann auch bei Royal Enfield Schluss, deren Motorräder "wie eine Kanone" gebaut waren.

Rudge

Rudge

Rudge, 1869, Großbritannien, die Firma "Rudge-Whitworth" war in Coventry zu Hause. Dan Rudge begann 1869 in Wolverhampton mit einer Fahrradproduktion. Zur selben Zeit gab es schon die Firma Withworth in Birmingham, die Schrauben und andere Eisenwaren herstellte. Im Oktober 1894 kamen dann beide Firmen zusammen und bezogen ihr neues Stammquartier in Crow Lane in Coventry. Zunächst baute man noch Fahrräder, bevor 1910 das erste eigene Rudge-Motorrad konstruiert wurde: 499 cm³ Hubraum, das erste Serienmodell erschien dann 1911. Und 1914 gewinnt Rudge die Senior TT mit einem Schnitt von 79,18 km/h.

Nach dem Krieg gab es einige Rekordfahrten, bevor Rudge 1926 wieder in den Rennsport einstieg. 1927 fielen alle drei an den Start gegangenen Rudges bei der TT aus. Aber 1928 war dann das große Rudge-Jahr: Graham Walker führte mit mehr als drei Minuten Vorsprung in der Senior TT, als das Pleuellager sieben Kilometer vor dem Ziel schlapp machte. Doch dann folgte der Sieg bei der Holländischen TT in Assen, Zweiter im „Großen Preis von Deutschland“ und schließlich nach einem rundenlangen Rad an Rad Kampf der Sieg gegen Charlie Dodson (Sunbeam) beim „Ulster Grand Prix“. Damit war auch das „Ulster“-Modell geboren, die es ab 1929 als Replica zu kaufen gab.

1929 gewann dann Rudge endlich auch die TT, Wal-ker, Ernie Nott und Tyrell Smith gewannen viele Rennen.

Mit einer Rudge 500 cm³ fuhr Nott 1930 auf der Brooklandsbahn den Stundenrekord von 170,38 km/h! Ein Dreifachsieg bei der Junior TT und eine Woche später gewann Wal Handley die Seniro TT mit neuer Rekordzeit und 119, 47 Schnitt vor Graham Walker.

1933 drohte dann der Konkurs und das unausweichliche Ende kam 1936, als John Vernon Pugh, der Sohn des Gründers der Firma Whitworth und letzter Überlebender der Firmengründung, verstarb. Die 1940 in Coventry ausgebombte und nicht wieder auferstandene Marke feiertet mit ihren sportlichen Erfolgen in den Jahren 1928 bis 1934 mit den Senior- und Junior-TT-Siegen 1930 und den Leichtgewichts-TT-Siegen 1931 und 1934 ihre Höhepunkte. Rudge war auch Motorenlieferant für andere Motorradmarken wie z. B. Miller Balsamo.