Historische Motorradmarken von DKW bis Gnôme Rhône
Diamant DKW Douglas D-Rad Ducati |
Excelsior FN Garelli Gilera Gnôme Rhône |
Diamant
Diamant, 1903, Deutschland, die etwas komplizierte Firmengeschichte begann im Fahrradwerk der Gebrüder Nevoigt in Reichenbrand in Sachsen. 1903 wurden dort die ersten verstärkte Fahrradrahmen mit eigenen Ein- und V-Zylindermotoren produziert. Auch motorisierte Dreiräder mit Vorstreckwagen (= ein Sessel für Personentransport) wurden hergestellt. 1908 stellte man den Motorrbau ein.
1926 begann man in Siegmar-Schönau in Sachsen erneut mit dem Motorradbau, wo 1927 Franz Gnädig Betriebsleiter wurde. Gnädig hatte schon bei einigen Motorradwerken gearbeitet. Die Elite-Diamant-Werke AG in Siegmar-Schönau wurden 1928 von Opel übernommen und verlegte die Produktion in die Rüsselsheimer Stammfabrik. Später gab es noch verschiedene Versuche neuer Modelle, u. a. mit dem Neumann-Neanderschen Fahrgestell. In Siegmar-Schönau wurde dann noch bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkriegs Fichtel & Sach-Fahrradhilfsmotoren hergestellt.
DKW
DKW, 1907, Deutschland, 1907 gründete der Däne Jörgen Skafte Rasmussen in Zschopau, südlich von Chemnitz, in einer stillgelegten Weberei eine Armaturenfabrik. Dort begann er sich während des Ersten Weltkriegs mit Straßenfahrzeugen, die mittels Dampfkraft angetrieben wurden, zu beschäftigen. Aus dieser Zeit stammt der geschützte Name DKW, die Abkürzung für Dampf-Kraft-Wagen. In den schwierigen Nachkriegsjahren sattelte Rasmussen auf kleine Spielzeugmotoren um, die Abkürzung DKW bekam neuen Inhalt: Des Knaben Wunsch... Aus diesem 18 cm³-Zweitakt-Spielzeugmotor entstand 1919 ein 120 cm³-Hilfsmotor für Fahrräder, die Geburtsstunde einer neuen Motorradmarke, DKW, Das Kleine Wunder!
Bereits 1928 war DKW die größte Motorradfabrik der Welt. Und 1932 vereinigte sich DKW mit Audi, Horch und Wanderer zur Auto Union unter dem weltberühmten Signet der vier in sich verschlungenen Ringe, die bis 1964 "am Leben" blieben.
DKW-Rennmaschinen belebten vor allem die 1930er Jahre. Walfried Winkler, Ewald Kluge oder Bernhard Petruschke waren klingende Namen der Zeit. Ein seltenes Stück aus dieser Zeit, ein SS 350 wassergekühltes Modell aus 1939, von dem nur etwa 15 Stück produziert wurden, war viele Jahre in unserem Besitz gewesen.
Nach dem Krieg begann sich DKW wieder ab 1951 aktiv an Motorradrennen zu beteiligen. Zunächst mit 125er Ladepumpen-Motoren, später mit einer neu entwickelten, kompressorlosen 250er und schließlich mit der sensationellen 350er 3-Zylinder-Maschine, die 1953 schon die Deutsche Meisterschaft gewann.
Als das Ingolstädter Werk 1958 zur Autofabrik wurde, zogen die alten Zweiradleute von DKW nach Nürnberg zur Zweirad-Union. Diese Firma entstand unter der Führung des größten deutschen Motorenerzeugers Fichtel & Sachs. Unter diesem Dach vereinten sich also die Marken DKW, Hercules und Viktoria.
Mit abgebildeten Modell und Ewald Kluge als Fahrer errangen die DKW-Werke 1938 nicht nur ihren einzigen TT-Sieg auf der Insel Man, sondern auch den Europameistertitel, was sie 1939 wiederholten. Der Einzylinder-Doppelkolben U-Zweitakt-Motor war wassergekühlt und leistete etwa 28,5 PS.
Weitere Informationen finden Sie auf der Seite von
Audi Tradition, eine Bilderseite habe ich unter
DKW eingerichtet.
Douglas
Douglas, 1902, Großbritannien, William und Edward Douglas hatten eine Werkstätte zur Erzeugung von Schuhreparatur-Werkzeug und Maschinen. Daraus entwickelte sich einen wegen der Qualität ihrer Erzeugnisse sehr geschätzte Gießerei. John Joseph Barter wiederum konstruierte Einzylindermotoren und war auf der Suche nach einer Firma, die langlebige Metallteile produziert. So kamen Douglas und Barter zusammen. Und nach einigen Wirren entstand 1907 das erste echte Douglas-Motorrad von Barter mit 2,75 PS.
1912 Sieg bei TT mit einem Kolben, der offensichtlich genau auf der Ziellinie gebrochen war, wie sich später herausstellte. Im selben Jahr stellt Douglas den Weltrekord in der „Fliegenden Meile“ für 350 cm³ mit 116,86 km/h auf. Auch nach dem Ersten Weltkrieg setzt Douglas seine Serie von Weltrekorden fort - Ende 1922 gab es 5 Douglas-Fahrer, die auf der Brooklandsbahn die magischen „100 Meilen“ überschritten hatten; und bei der TT fanden sich 9 Douglas bei der „Senior TT“ unter den ersten 25 (Sieg ging ebenfalls an Douglas) und sechs unter den ersten 21 bei der „Junior TT“. Auch das Seitenwagenrennen wurde von einer Douglas gewonnen.
Ende 1931 verkaufte die Familie Douglas das Unternehmen an eine Londoner Finanzgruppe und wurde als „Douglas Motors Ltd.“ weitergeführt. Nachdem sich im Herbst 1932 ein drohender Niedergang des Unternehmens abzeichnete, kaufte Williams Douglas mit seinem Ersparten – 300.000 Pfund – die niemals ausgegebenen Aktien der Firma, um diese als „Douglas (Bristol) Ltd.“ weiterzuführen. 1935 kommt es zum endgültigen Kollaps und die „British Aircraft Corp.“ erwarb das Unternehmen. Nach dem Zweiten Weltkrieg hielt sich die Firma mit der Produktion von Vespa-Rollern über Wasser. Als der Rollerboom 1957 abklang, stellte man die Produktion ganz ein.
D-Rad
D-Rad, 1923, Deutschland; dabei handelte es sich um den Nachfolger der von 1921 bis 1923 in den großen Spandauer (Berlin) Industrie-Werken gebauten "Star", eine 393 cm³ Maschine, mit einem Boxer-Zweizylindermotor. Es war aber kein großer Erfolg und so schuf man 1926 eine neue Konstruktion. Es war das so typische D-Rad mit robusten und schweren 498-cm³-Einzylinder-Blockmotoren mit Doppelschleifrahmen, Blattfedergabel und seitengesteuerten Ventilen.
Mit Ende der 1920er Jahre spitzte sich die Wirtschaftskrise zu und das Unternehmen schloss sich mit NSU in Neckarsulm zusammen.
Ducati
Ducati, Italien, 1926 gründeten die Brüder Adriano und Marcello Ducati eine Firma, die sich mit der Auswertung der Ducati-Radio-Patente beschäftigte. Diese in Borgo Panigale bei Bologna ansässige Elektro-Firma lief gut und hatte im Zweiten Weltkrieg bis zu 7.000 Mitarbeiter. Nach dem Krieg baute man zunächst Kleinbildkameras und schließlich Motorfahrzeuge.
"Cucciolo" hieß der erste Fahrradhilfsmotor mit 48 cm³ und 1,5 PS, kopfgesteuertes Viertakt-Motörchen mit zwei Gängen. 1950 produzierte man dann ein 46 kg schweres Moped; 1952 folgte ein Leichtmotorrad und weitere kleinere Motorräder. Gleichzeitig begann man sich im Rennsport zu engagieren, jedoch die Erfolge begannen erst nach dem Rückzug von Gilera, Moto-Guzzi und Mondial Ende 1957. 1958 hatte das Ducati-Rennteam prominente Mitglieder: Sammy Miller aus Großbritannien und Luigi Taveri aus der Schweiz, allerdings verfehlte Taveri in diesem Jahr ganz knapp den Weltmeistertitel auf Ducati (er wurde hinter Ubbiali Zweiter). 1959 fuhr dann der noch blutjunge Mike Hailwood für Ducati. Ab 1960 gab es dann kein Werkrennteam mehr.
Excelsior
Excelsior, 1874, Großbritannien, es gab insgesamt vier Motorradmarken mit dem Namen Excelsior: zwei in Deutschland, eine in den USA und eine in Großbritannien. Die englische Marke schrieb auch einige Male Technik- und Motorsport-Geschichte. 1874 tauchte erstmals auf Fahrrädern der Fa. Bayliss, Thomas & Co ein Markenemblem auf, auf dem "Excelsior" zu lesen war. 1896 entstand dann aus einem belgischen Minerva-Motor und einem stärkeren Fahrradrahmen eigener Produktion das erste eigene "Excelsior"-Motorrad.
Zwischen 1923 und 1939 fanden sich dann berühmte Namen unter den Motorradrennfahrern dieser Marke wie Wal Handley, Charlie Dodson, Ernie Nott oder Ted Mellors. Der letzte Start einer Excelsior in der englischen TT wurde 1958 registriert, als die Firma den Bau von Rennmaschinen schon längst eingestellt hatte. Das Ende der Firma kam dann 1964. Geblieben sind aber neben herrlichen Motorrädern auch die bis heute schnellste 250-cm³-Brooklands-Runde aller Zeiten mit einer stromlinienverkleideten Excelsior JAP, gefahren 1933 von M. B. Saunders mit 102,48 Meilen pro Stunde, als knapp 165 km/h.
FN
FN, Fabrique Nationale d'Armes de Guerre - 1889 als Waffen- und Muntionsproduktionsfirma gegründet, 1895 mit Fahrradrahmen, Belgien, der erste serienmäßige Vierzylinder-Motorrad-Motor der Technikgeschichte wurde von der Firma FN 1901/02 hergestellt; 1895 begann man mit Fahrradrahmen, 1898 folgte die Fahrradproduktion und ab 1900 wurde mit Motorrädern begonnen. Das erste FN-Modell besaß einen leichten Einzylinder-Viertakt-Motor mit einem automatischen "Schnüffel-"Ventil als Einlass. Das nur 135 cm³ große Motörchen entwickelte 1 1/4 PS... und trieb das Hinterrad über einen Lederriemen an. Am 21. Oktober 1926 fuhr man vier Weltrekorde, der Bemerkenswerteste davon war mit einer Halbliter-FN 183,5 km/h über den "Fliegenden Kilometer". Am 22. April 1934 überbot der bekannte belgische Rennfahrer Rénè Milhoux, der vorher schon mit der Konkurrenzmarke Gillet rund 60 Weltrekorde auf seiner Erfolgsliste stehen hatte, den 1932 von Ernst Henne auf BMW auf 214,22 km/h gesetzten Halbliter-Weltrekord und markierte ihn neu mit 224,019 km/h - 1934! 1963 stellte FN in Herstal die Motorradproduktion ein.
Garelli
Garelli, Italien, 1912 galt der 1886 in Turin geborene Ingenieur Adalberto Garelli als ideenreicher Konstrukteur. Er besaß z. B. ein Patent auf eine Fußschaltung, die von Bianchi in Lizenz hergestellt wurde. Außerdem hatte er schon einen nach ihm benannten Zweitaktmotor entworfen, 1913 als Einzelexpemplar fertig gestellt. Nach dem Krieg, zunächst noch als Angestellter tätig, gründete er 1919 seine Firma Garelli in Mailand. Das erste dort gebaute Motorrad mit einem 350 cm³ Motor gewann im Herbst 1919 den ersten sportlichen Großerfolg: Ettore Girardi gewann die Fernfahrt Mailand - Neapel - 840 km auf Garelli mit einem Schnitt von 38,29 km/h. Die Garelli-Rekordliste der folgenden Jahre ist lang: 1923 - acht Weltrekorde, bis 1926 insgesamt 138 noch gültige Langstreckenrekorde, zahlreiche GP-Siege u. a. von Ernesto Gnesa (Monza 1923), berühmte Rennfahrer wie Tazio Nuvolari und Achille Varzi begannen ihre Rennfahrerkarriere bei Garelli.
Diese Rekordserie setzte das Unternehmen auch nach dem Zwieten Weltkrieg noch fort. Adalberto Garelli zog sich 1968 aus dem Geschäft zurück und verstarb wenig später.
Gilera
Gilera, 1909, Italien, Giuseppe Gilera aus der Lombardei baute sein erstes Motorrad 1909. Zunächst ein Familienbetrieb, wurde Gilera nach Moto-Guzzi bald zur zweitgrößten Motorrad-Fabrik Italiens. Im Laufe der langen Firmengeschichte entstand eine Vielzahl von Straßen- und Gelände- Maschinen mit 2- und 4-Takt-Motoren. Gilera feierte Erfolge durch mehrere Europa- und Weltmeisterschaften, Geschwindigkeitsrekorde und Sechstagefahrten.
Mit diesem wassergekühlten Reihen-4-Zylinder-Modell, dessen Ursprung bis 1927 zurückreicht, und das nach mehreren Besitzern erst 1936 bei Gilera landete, gelang es dieser italienischen Motorradfabrik schließlich 1939 mit dem Fahrer Dorino Serafini, den Europameistertitel der Halbliterklasse zu erringen. In Rekordausführung hielt Piero Taruffi 1937 damit kurz den absoluten Weltrekord mit 274,181 km/h.
Die 500 4-Zyl. dohc war dann 1954/55 das Nachfolgemodell der "Rondine", gebaut im Gilera-Werk in Arcore, Italien, konstruiert von Ing. Pietro Remor. Es feierte 1949 ihren erfolgreichen Einstand mit Nello Pagani, der sich in der Weltmeisterschaft nur um einen Punkt dem ersten Weltmeistertitel geschlagen geben musste. Dem folgten dann sechs weitere Halbliter-WM-Titel 1950 und 1952 mit U. Masetti, 1954, 1954 und 1955 mit Geoff Duke und 1957 mit L. Liberati; heute gehört Gilera zum Piaggio-Konzern;
Gnôme Rhône
Gnôme Rhône, 1918. Frankreich, die meisten Motorradhersteller entwickelten sich aus der Fahrradproduktion; nicht so BMW und Gnôme Rhône, die ihre Wurzeln im Flugmotorenbau haben; nach dem Ersten Weltkrieg begann man mit der Produktion von Motorrädern. Mit dieser "ABC" von Granville Brandshaw - 398 cm³ im Rahmen quer gestellter Flat-Twin-ohv-Motor - setzte auf Anhieb den Stundenrekord auf der Brooklands auf 109 km/h! Es folgten Rekorde u. a. 1934 in Montlhéry mit einer 500er - in einer Stunde 147,8 km/h; 1937: ebenfalls in Montlhéry auf einer 750er Flat Twin ohv Kardan - 136,5 km/h über 24 Stunden; 1949 - 175 cm³ R 5 erreichte im "Bol d'Or" auf der Geraden 154,3 km/h - schneller als die 350er!
Schon kurz nach dem Zweiten Weltkrieg begann jedoch das Ende der Firma. 1952 übernahm SNECMA die Zügel - Strahltriebwerke hieß das Zauberwort.