Motorsportliche Erfolge der Motorradmarke KTM

KTM Historic Sternfahrt Ernst Kronreif

Über Erfolge bei Motorsportveranstaltungen ließen sich von jeher Absatzzahlen von Motorrädern ankurbeln. Nicht anders entstanden die motorsportlichen Ambitionen von KTM. Neben Rennen veranstaltete KTM in der Frühzeit unter der Federführung von Ernst Kronreif auch anderen Fahrten, die die Fähigkeiten der KTM-Modelle unter Beweis stellen sollten. So gab es beispielsweise die Nonstop-Fahrt Paris-Wien der 125-cm²-KTM-Maschinen am 30. September 1954. Dabei war das Team von KTM mit den "Motorrädern" schneller als damals der "Arlberg-Express-Zug" auf selber Strecke!

Nahm man in der zweiten Hälfte der 1950er-Jahre noch an Straßen- und Geländerennen teil, wurde ab Mitte der 1960er-Jahre der Schwerpunkt im Rennsport auf Geländerennen, Motocross, gelegt. Nach 2000 stieg KTM in die Motorrad-Straßenweltmeisterschaft ein und in den 2010er-Jahren nahm KTM sehr erfolgreich an der härtesten Rallye der Welt teil, der Rallye Dakar.

Bäderpreis von Österreich, 29. April 1956: Nr. 7 Franz Albert, vor Nr. 9 Paul Schwarz, beide KTM

Der erste motorsportliche Erfolg stellte sich bereits im Sommer 1953 ein. Bei der Wertung Quer durch das untere Mühlviertel gingen die Plätze ein bis vier in der Klasse bis 100 cm³ an KTM: 1. Erich Trunkenpolz, 2. Hans Trunkenpolz (Stiefbruder von Erich), 3. Ernst Kussin, 4. F. Teufl. Bei der Gaisbergwertung im selben Jahr gingen die Plätze zwei bis fünf (Alois Hoffmann, Erich Trunkenpolz, Erwin Lechner, Ing. Eugen Hitzl), sowie acht (Leopold Kaidsch, der als Einbeiniger Rennen fuhr) an KTM. Die beiden Ränge dazwischen wurden vom schärfsten Salzburger Konkurrenzmodell der damalige Zeit belegt: zwei HMW (Halleiner Motorenwerk)-Mopeds! [... mehr über HMW im Salzburgwiki]

In Folge waren dann bis 1959 zahlreiche weitere Siege zu vermelden. 1954, beim Straßenrennen von Mattighofen, am 25. April, gewann Erich Trunkenpolz die 125-cm³ -Tourenmaschinen-Klasse mit einem Schnitt von 74,481 km/h. Erwin Lechner fuhr noch Puch, mit der er die 175-cm³ -Tourenmaschine-Klasse von Erich Trunkenpolz auf KTM gewann. Auch Ernst Kussin, späterer KTM-Fahrer, war dabei: noch auf Norton 500 gewann er in der Klasse über 350 cm³ [... mehr über Kussin im Salzburgwiki].

Erwin Lechner mit seiner Doppel-Nocken-KTM

Es folgte der Sieg von Erich Trunkenpolz in der 125-cm³ beim Straßenrennen in Hallein am 2. Mai, 2. wurde Hoffmann vor Edi Kranawetvogl (beide auf KTM). Kranawetvogl gewann auch die 100cm³-Klasse vor Sauseng, ebenfalls auf KTM, 3. wurde Adolf Golser auf einem Moped! Die int. österreichische Alpenfahrt vom 10. bis 13. Juni wurde von Albert Brenter, Erich Trunkenpolz und Edi Kranawetvogl [...mehr über Edi Kranawetvogl im Salzburgwiki] auf KTM 125 bestritten. Dabei gewann Brenter in der 125 cm³ Klasse.

1955 trat das - neue - KTM Team mit der - neuen - KTM Tourist erstmals bei der Wintertourenfahrt des ÖAMTC an - und gewann zwei Goldmedaillen (Kranawetvogl, Lechner), und drei Bronzemedaillen (Schwarz, Pfeiffer und Inge Weikinger, die spätere Gattin von Edi Kranawetvogl). Und so ging es dann auch 1955 weiter: “Vom Bisamberg zur Höhenstraße”, Straßenrennen St. Pölten, Straßenrennen Mattighofen und natürlich beim 1.-Mai-Rennen in Salzburg, um nur einige der Rennen aufzuzählen, bei denen es für KTM stets die Plätze unter den ersten vier gab.

KTM 125 mit MV Agusta Motor 1956

1956 gab es mit Kurt Starzinger, Wiener Neustadt, und Egon Dornauer, Hallein, die ersten beiden Goldmedaillen für KTM ein einer "Six Day", nämlich in Garmisch-Partenkirchen in Bayern. Franz Albert (Wörgl, Tirol) gewann das Zeller Eisrennen, und das Straßenrennen in Mattighofen. Paul Schwarz hielt beim 1.-Mai-Rennen tapfer mit und wurde 5. im Rennen, das Gustl Hobl auf DKW gewann. Am 21. und 22. Juli starteten Paul Schwarz, Franz Albert und Erich Trunkenpolz beim int. Solitude-Rennen bei Stuttgart in Deutschland, das zur Weltmeisterschaft zählte. In ihrer 125-cm³-Klasse traten sie gegen so prominente Fahrer wie Ernst Degener, Carlo Ubbiali, Luigi Taveri oder August Hobl an.

KTM wird Orange

das ursprüngliche Logo von KTM aus den 1950er Jahren

Ernst Kronreif, der stets auf der Such nach neuen Ideen zur werbewirksamen Bekanntmachung von KTM war, kam auch auf die Idee, als Firmenfarbe Orange zu wählen. Zur "Six Days" 1956 in Garmisch-Partenkirchen erschien Kronreif mit einem Kastenwagen, einem Porsche 1300 und seinem Lancia Spyder - alle drei Autos blau-orange lackiert! Orange ist seither die Firmenfarbe.

Aufregung gab es dann am ersten Abend der "Six Days". Der Porsche war weg! Albert Brenter hatter ihn vor seinem Quartier stehen und den Zündschlüssel stecken lassen. Die Polizei suchte den Wagen zwei Stunden lang, bevor sie den Dieb fasste: es war Paul Schwarz vom KTM-Team, der sich den Porsche für eine "dringende" Fahrt ausgeliehen hatte. Da er weder Papiere noch Pass bei sich hatte, wurde er vorübergehende verhaftet.

das neue orange Logo von Ernst Kronreif

1957 gewann dann KTM erstmals die österreichische Straßenmeisterschaft der 125-cm³-Klasse mit einer 4-Takt-Rennmaschine, die bei 12 000 U/min 18 PS leistete. Schon beim "Porsche Gedächtnis Rennen" am Zeller See dominierten KTM-Maschinen: In der 125-cm³-Klasse Skijöring siegte Paul Schwarz vor Toni Magnus [... mehr über Magnus im Salzburgwiki] und Erwin Lechner (alle drei auf KTM), in der Klasse bis 175 cm³ Skijöring wurde Schwarz Vierter und Lechner Sechster; mit den 125-cm³-Maschinen wurden dann auch noch im Eisrennen bis 175 cm³ durch Franz Albert der Sieg und durch Schwarz ein zweiter Platz heraus gefahren; Lechner wurde in diesem Rennen Vierter; in den Rennen bis 250 und 350 cm³ konnten Albert (250) und Lechner (350) mit den 125-cm²-Modellen noch jeweils Zweite werden. Dabei war Erwin Lechner mit seiner 125-cm²-Maschine sogar schneller als Alois Maxwald auf seiner 350er AJS.

Sechs Tage Fahrt 1955 in Gottwaldov CSSR v.l.n.r. Edi Beranek (Wien), Edi Kranawetvogl und Erwin Lechner, alle ausgefallen

Beim int. Motocross in Riga, damals Russland, heute Lettland, einer der größten Veranstaltungen im damaligen Ostblock, kamen alle fünf gestarteten KTM-Fahrer ins Ziel. Erwin Lechner in der 125-cm³-Klasse wurde 7., Kurt Statzinger 9., Edi Kranawetvogl in der 175-cm³-Klasse sogar Zweiter! Inge Weikinger wurde 10.

1958 gewann KTM bereits zum vierten Mal die die Geländesport-Staatsmeisterschaft in der Klasse bis 125 cm³. Bei der Sechstagefahrt in Garmisch-Partenkirchen in Bayern, errang KTM die Silbermedaille. Erwin Lechner mischte von der ersten Frühjahrsfahrt des ÖAMTC in Engelhartszell (Sieger) mit. Weitere Erfolge in diesem Jahr waren u. a. Eisenstädter Bergwertung - überlegener Sieger, Motocross in Judenburg - Sieger, Kapfenberger Schlossbergrennen - Sieger; bei internationalen “Regenrennen” in Laxenburg war dann Paul Schwarz mit einem Sieg an der Reihe, die Phyrnpass-Bergwertung ging wieder an Lechner; ebenso die Gaisbergwertung und natürlich die Alpenfahrt.

KTM Historic Sternfahrt Ernst Kronreif, Paul Schwarz

Nicht mehr erlebte Ernst Kronreif aufgrund seines unerwartet frühen Todes am 24. Mai 1960 die Erfolge dieses Jahres. Lechner gewann entweder die Rennen, in denen er startete oder wurde Zweiter. Beim Flugplatzrennen Zeltweg fuhr er auf dem 3,2 Kilometer langen Rundkurs die schnellste Runde mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 112,94 km/h auf der 125-cm³-Maschine in der 175 cm³ Klasse.

Ab 1965 engagierte sich KTM dann stärker im Geländesport, wo die Firma bis heute noch Welterfolge erzielt.

1967 formierte sich eine neues Geländesport-Team bei KTM: Siegfried Stuhlberger, Gerhard Weber, Hans Trunkenpolz (Halbbruder von Erich Trunkenpolz) und Toni Kiemeswenger. 1968 begann die Serienfertigung einer echten und vollkommen neuen Geländesportmaschine, der "Penton".

1970 wurde Manfred Klerr auf einer 250-cm³-Maschine österreichischer Staatsmeister im Gelände. Ein Jahr später gelangen die ersten Weltmeisterschaftspunkte im Motocross-Sport und zwei Motocross-Staatsmeistertitel.
KTM Historic Sternfahrt Ernst Kronreif, Paul Schwarz Mit den Russen Moiseev und Roulev machte KTM 1973 einen guten Griff und es gab mehrmals Weltmeisterschaftspunkte. Schließlich folgte 1974 der erste Weltmeistertitel in der 250-cm³-Motorcross-Klasse mit Gennadij Moiseev aus (damals) Leningrad (heute St. Petersburg) in der (damals) UdSSR (heute Russland). Auch 1977 und 1978 holte sich KTM den Weltmeisterschaftstitel in dieser Klasse.

1984 und 1985 gewann KTM den vierten und fünften Motocross-Weltmeisterschaftstitel in der 250-cm³-Klasse mit Heinz Kinigadner.

1989 folgte der sechste Weltmeisterschaftstitel , diesmal in der 125-cm³-Klasse mit dem Amerikaner Trampas Parker. 1989 war überhaupt ein sportliches Erfolgsjahr für KTM: Erster Motocross-Weltmeistertitel in der Seitenwagenklasse durch die Schweizer Hüsser-Hüsser, zum dritten Mal in Folge Gewinn der Enduro Europameisterschaft in den Klassen 125 und 250 cm³, sowie Gewinn des deutschen SOS Straßenmeisterschaftstitels durch W. Felber. 1996 gab es wieder im Motocross einen Weltmeistertitel, diesmal in der 500-cm³ Klasse mit Shayne King, 2000 zwei Weltmeisterschaftstitel (in der 125-cm³- mit Grant Langston und 500-cm³-Klasse mit Joel Mets), 2001 mit James Dobb in der 125-cm³-Klasse.

2003 stieg KTM mit dem "Red Bull KTM Factory Racing Team" mit einer 125 cm³-Rennmaschine in die FIM-Motorrad-Straßenweltmeisterschaft ein, wo es bis 2008 teilnahm. Nach einer dreijähriger Pause stieg das Team erneut in die Straßenweltmeisterschaft in die damals neugegründete Moto3-Klasse ein. Ab der Saison 2017 war KTM dann in allen Klassen (Moto3, Moto2, MotoGP) vertreten. KTM wurde 2012 mit Sandro Cortese und 2016 mit Brad Binder Fahrer-Weltmeister in der Moto3-Klasse der Motorrad-Weltmeisterschaft. Dieser Datenstand ist aber nicht mehr ganz aktuell.
Werner Grissmann auf KTM Motocross
2003: 125 cm³: Steve Ramon (Belgien), 650er: Joel Smets (Belgien)
2004: 125 cm³: Ben Townley (Neuseeland), 650er: Yves Demaria (Frankreich)
2005: 650 cm³: Sven Breugelmans (Belgien)
2006: 650 cm³: Yves Demaria (Frankreich)
2008: 125 cm³: Tyla Rattray (Sdafrika) 650er: Sven Breugelmans (Belgien)

Am 23. September 2012 sicherte sich dann Matthias „Hiashi“ Walkner aus Kuchl im Salzburger Tennengau erstmals MX3-Motocross-Weltmeisterschaftstitel 2012, 27 Jahre nach dem letzten österreichischen Sieger in der Motocross-Weltmeisterschaft (Heinz Kinigadner). Als erster Österreicher gewann Walkner am 20. Jänner 2018 die Motorradwertung die Rallye Dakar. Bei der Rallye Dakar 2019 wurde er Zweiter. Mehr über Matthias Walker ...im Salzburgwiki.

Quellen
* Motorrad-Literatur- und Bild-Archiv Prof. Dr. Helmut Krackowizer
* Chronik von KTM
* Hans Seper, Helmut Krackowizer, Alois Brusatti ''Österreichische Kraftfahrzeuge von Anbeginn bis heute'', 1982, Verlag Welsermühl, ISBN 385339-177-X (Verlag existiert nicht mehr
* "Die Auto-Österreicher - Wegbereiter der Mobilität", von Martin Pfundner, erschienen 2006 im A & W Verlag, Klosterneuburg, ISBN 3-200-00517-3