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Sissitot, Pardon, Sassetot-le-Mauconduit – der Kaiserin Urlaubsort 1875 [zurück]

Chateau de Mauconduit in Sassetot-le-Mauconduit, Frankreich, Haute Normandie Wo „Sisi“, Elisabeth von Österreich, vom Pferd gestürzt war und fast ertrunken wäre

"Ihre Majestät Marie Elisabeth Eugenie, Kaiserin von Österreich, die incognito unter dem Namen Gräfin Hohenembs reist, ist diesen Morgen um 08:50 Uhr in Fécamp mit dem kaiserlichen Zug angekommen“. Man schrieb den 31. Juli 1875 in der Haute Normandie an der Alabasterküste. Die Kaiserin begann einen zweimonatigen Urlaub in dem kleinen normannischen Ort Sassetot-le-Mauconduit, der nur wenige Kilometer vom Bahnhof von Fécamp entfernt ist. Begleitet wurde sie von ihrer kränklichen siebenjährigen Tochter, der Erzherzogin Marie Valerie und einer Belegschaft von 70 Personen. Am 25. September 1875 verließ Sisi wieder die Normandie und kehrte nie mehr wieder dorthin zurück.

2012: dreitägiges Fest in Erinnerung an Sisi

Über 100 Jahre später erinnerten sich die Bewohner des 1 100 Seelen zählenden Dörfchens, das sommers allerdings über 3 000 Einwohner beherbergt, an den zweimonatigen Urlaub der österreichischen Kaiserin und veranstalteten im Juli 2012 ein dreitägiges Fest. „Sissitot-le-Mauconduit“ stand auf den Ortsschildern zu lesen, die Geschäfte waren rot-weiß-rot geschmückt, in den Auslagen sah man historische Aufnahmen von der Kaiserin, ihrem Aufenthalt in der Normandie und an Straßenkreuzungen und in Gärten sah man lebensgroße Scherenschnitte von Sisi.

Vom Pferd gestürzt und fast ertrunken

Die Kaiserin wohnte damals im Schloss von Sassetot, das auch Mittelpunkt der Feierlichkeiten im Sommer 2012 stand. Von dort ritt die Kaiserin zusammen mit ihrem Lehrer namens Allen, der aus England stammte, über die Felder. Dabei bat Allen die Kaiserin einmal ohne besonderen Grund, eines der Reithindernisse, Mauer genannt, von der verkehrten Seite zu nehmen. Das Pferd war dadurch irritiert und warf die erlauchte Reiterin ab. Elisabeth blieb bewusstlos liegen und ihr aus Wien mitgereister Arzt, Dr. Widerhofer, der ihr auch diese Erholungsreise empfohlen hatte, sowie der Dorfarzt Dr. Renaud, eilten herbei und diagnostizierten erleichtert keine Brüche. Dr. Widerhofer verschrieb der Kaiserin für den Rest ihres Urlaubs Ruhe und Bäder. Genau aber ein Bad im nahegelegenen Meer im Dorf „Les petites Dalles“ wäre dann der Kaiserin fast zum Verhängnis geworden.

Wie alle ihre Brüder und Schwestern hatte Elisabeth als Kind während der Ferien im Gut von Possenhofen, dessen Park bis an den Starnberger See reichte, schwimmen gelernt. Doch an der Alabasterküste in der Normandie gibt es gefährliche Strömungen im Atlantik. Davon wusste Sisi nichts und wäre fast ertrunken, hätte sie nicht rechtzeitig der Lotse der Yacht gerettet, die man ihr zur Verfügung gestellt hatte.

Doch zurück zum Château de Sissi, wie es genannt wird, Sissi noch mit zwei „s“ geschrieben. Es gibt dort noch ein Zimmer mit dem Namen „Sissi“. Aber die Einrichtung ist nicht mehr original, weil das Schloss seit 20 Jahren als Hotel geführt ( www.chateaudesissi.com wird. Dafür erinnern Bilder von der Kaiserin, aber auch von ihrem Mann Franz Joseph I., an den Wänden im Restaurant und den Salons an ihren Aufenthalt im Schloss. Durch einen Zufall wurde der Kaiserin im Frühjahr 1875 dieses Schloss empfohlen. Jean Deschamps Boishébert, der Sohn des früheren Besitzers des Schlosses, war bei jenem Gespräch in Wien anwesend, in dem Dr. Widerhofer der Kaiserin einen Aufenthalt am jodhältigsten Meer, dem Ärmel-Kanal, für ihre kränkliche Tochter, der Erzherzogin Marie Valerie, empfahl. Deschamps Boishébert schlug der Kaiserin sein ehemaliges Schloss als Aufenthaltsort auf, das in Folge um 30.000 Goldfranken angemietet wurde.
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2012: Regen und Apfelstrudel mit Banane

Es hätte ein rauschendes, dreitägiges Fest werden sollen, das „Fétes Imperiales à Sassetot-le -Mauconduit“ im Juli 2012. Doch wie in ganz Mitteleuropa lud sich Regen ungebetenerweise ein und ließ lediglich das Gala-Diner am Freitagabend, den 6. Juli 2012, fast trocken über die Bühne gehen. Die Tanzgruppe „Au Temps du Quadrille“ („Zu Zeiten der Quadrille“) zeigte Tänze aus der Österreich-Ungarischen Monarchie in historischen Kostümen. Diese hatten sie selbst geschneidert und treten damit immer wieder auf. 40 Auftritte waren es in diesem Jahr bereits, darunter in etlichen Altersheimen, da sich die Gruppe auch sozial engagiert.

Die strenge Kleidervorschrift – die Damen in weißem oder elfenbeinfarbigem Kleid, die Herren in schwarzem oder marineblauem Anzug – wurde von den auswärtigen Gästen mehr befolgt als von der einheimischen Bevölkerung. Aber dennoch spürte man einen Hauch der adeligen Vergangenheit während des Aperitifs auf der Terrasse des Schlosses, von wo aus man die Tänze der Gruppe „Au Temps du Quadrille“ im Park verfolgen konnte. Dann wurde zum Abendessen gebeten, leider in ein Zelt hinter dem Schloss, zu dem es auch, angeblich, österreichische Speisen geben sollte. Die Küche des Hauses gab sich redlich Mühe, doch sind österreichischen Köchen knallrote „Frankfurter“ (in Deutschland „Wiener“ genannt), nicht gekochtes und mariniertes Rotkraut als Beilage zum Bauchfleisch und Bananen im Apfelstrudel doch eher fremd und ein angeblicher Milchreis war mit einer giftgrünen Gelee-Masse überzogen. Überhaupt fanden die angebotenen Speisen unterschiedlich Anklang, was bei einem Preis von 70 Euro pro Person, für den Abend, wohl inklusive der Getränke, aber verständlich war.

Die Tanzgruppe unterhielt die etwa 70 Gäste mit „La Galopade“, der „Musette Polka“ und anderen Tänzen, bevor mit dem Radetzky-Marsch das Zeichen zum Aufbruch ins Freie gegeben wurde. Denn im Schlosspark fand ein prachtvolles Feuerwerk in einer Pause des Regens, der wieder eingesetzt hatte, statt. Nach so einem k.k.-französischen Abend schlummerte man zu Walzerklängen in einem der Zimmer im Schloss wohlig ein.

Sassetot-le-Mauconduit unter Regenschauer - Besuch am Badestrand von Sisi

Der Samstag begann atlantisch-wechselhaft mit dunklen, grauen Regenwolken, zerrissen von warmen Juli- Sonnenstrahlen. Das ausgesprochen angenehme und ausgiebige Frühstück in einem der Salons ließ Ausflugspläne für den heutigen Tag schmieden. Die nahe Stadt Fécamp, berühmt für ihren Klosterlikör Bénédictine, und die eindrucksvollen Kreidefelsen der „Côte d‘Albâtre“, der Alabasterküste zwischen Fécamp und Etretat, wären da für einen halbtägigen Ausflug recht geeignet. Denn am frühen Nachmittag ging es im Schlosspark von Sassetot-le-Mauconduit wieder mit Programm weiter: Vorführungen mit Kutschen, Spaziergänger in historischen Kostümen, Spiele aus der Zeit um 1875, ein „Dorf der fünf Sinne“, Jagdhörner und anderes stand auf dem Programm. Doch der bereits mittags wieder einsetzende Regen verwandelte die Festwiese vor dem Schlosspark in eine morastige Angelegenheit und so fanden nur wenige Menschen ihren Weg zu der so liebevoll vorbereiteten Veranstaltung. Quelle tragédie! Die Veranstalter konnten nur auf Milde des Wettergottes am späten Abend hoffen – da fand wieder ein Feuerwerk statt. Doch zeigte Petrus keine Einsicht und ließ es aus Kübeln regnen.

Ob Elisabeth von Österreich seinerzeit im Jahr 1875 ebenso ungastliches Wetter hatte, lässt sich aus dem Nachdruck der „La Gazette de Sassetot“, der Dorfzeitung aus jenem Jahr nicht nachlesen. Wohl aber, dass die Kaiserin vor ihrer Abreise die Bürgermeister der Dörfer der Umgebung, den Pfarrer und verschiedene andere Leute, bei denen sie sich für ihren angenehmen Aufenthalt bedanken wollte, zu sich auf Schloss Mauconduit einlud und ihnen großzügige Geschenke machte.

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