Die aktive Rennfahrerzeit von Helmut Krackowizer 1946 bis 1955
1946: Noch gab es Reisebehinderungen in Europa und Besatzungszonen, die allerlei Papierkram notwendig machten. In dieser Zeit konnte Helmut Krackowizer nur in Österreich, im süddeutschen Raum, sowie in der Schweiz und in Liechtenstein an Rennen teilnehmen. Dazu fuhr mit dem Motorrad und einem Rucksack bepackt zu den Rennen. Dann wurde aus der Straßenmaschine eine Rennmaschine, nach dem Rennen wieder eine Straßenmaschine: Scheinwerfer und manchmal auch die Lichtmaschine sowie die Nummerntafel der Zulassungsbehörde wurden ab- und wieder anmontiert. Auch das Auspuffrohr wurde des öfteren gewechselt.
Die Jahre 1946 und 1947
Im Herbst 1946 fuhr Helmut Krackowizer sein erstes Motorradrennen mit seiner Rudge 250 cm³. Bei strömenden Regen fand das erste Nachkriegsrennen in Salzburg Nonntal statt, bei dem er Dritter in seiner Klasse wurde.
1947
Im Frühjahr 1947 lockte das erste Sandbahnrennen in der Stadt Salzburg, veranstaltet vom gerade gegründeten SAMTC 20 000 Zuschauer auf die Trabrennbahn in Salzburg-Aigen. Ermutigt durch diesen Erfolg ging dann am 6. Juli 1947 das erste Motorradrennen auf der Autobahn in Salzburg-Liefering über die Bühne. Aus diesem Straßenrundrennen wurde 1958 der "Große Preis von Österreich", der später auf dem Autobahnteil bei Salzburg-Anif und schließlich auf dem Salzburgring ausgetragen wurde. Diese Rennen gingen als "1. Mai Rennen" in die Rennsportgeschichte ein.
In diesem Rennen am 6. Juli 1947 gewann Krackowizer die Junior-Klasse A bis 250 cm³ auf seiner Rudge in 44:32,8 min., gefolgt von den Salzburgern Fritz Walcher auf New Imperial in 46:43,4 min. und Richart Kwitt auf Puch in 46:43,4 min. Das Rennen führte über 15 Runden, was einer Distanz von 63 Kilometern entsprach Rundenlänge 4,2 km. Krackowizer lag dann auch im Senior-Rennen drei Runden in Führung, bevor er wegen eines Getriebeschadens aufgeben musste.
Dies war der Beginn seiner bis 1955 dauernden durchaus erfolgreichen Rennfahrerkarriere. Das Jahr 1947 wurde aber eines seiner erfolgreichsten Rennjahre.
Die Erfolgsbilanz 1947
drei erste Plätze
zwei Klassenrekorde
zwei zweite Plätze
zwei vierte Plätze
sowie erfolgreichster Fahrer Österreichs der Klasse A bis 250 cm³ des Jahres 1947
Heute würde man ihn "Motorrad-Staatsmeister" nennen, aber dieser Titel wurde erst ab 1948 verliehen.
1948
1948 wollte er an der englischen ''Tourist Trophy'', dem ältesten heute noch bestehenden und härtesten Motorradrennen der Welt, auf der britischen Insel Man in der Irischen See Man. Er musste allerdings bereits an der Schweizer Grenze umkehren. Er konnte die hohen Geldbeträge für Verzollung und Versicherung seiner Rennmaschine und des Kleintransporters für die Fahrt durch die Schweiz nicht aufbringen. Helmut war zusammen mit dem Salzburger Rennfahrer F. J. Binder und einem Mechaniker unterwegs gewesen. Es blieb bei einem Eintrag im Programmheft, von dem es heute noch ein Exemplar im Archiv gibt.
Erst 1990, als 68-Jähriger, konnte er eine Runde auf dem TT-Kurs auf der Insel Man fahren. Anlässlich der so genannten „Lap of Honour“ saß er im Sattel der 500 cm³ Rudge, mit der 1930 der Engländer Wal Handley ein Rennen im Rahmen der TT gewann. Bei der „Lap of Honour“ dürfen nur Motorräder starten, die einst ein Rennen der Tourist Trophy gewonnen hatten.
Doch zurück ins Jahr 1948. Auf Rudge 250 cm³ belegte Helmut u. a. den dritten Platz beim 2. Salzburger Straßenrennen auf der Autobahn hinter dem Wiener Radler Puch und dem Italiener Nocchi. Beim Bergrennen Ries bei Graz wurde es ebenfalls ein dritter Platz, wieder hinter Nocchi und Rott Wien auf JAP, mit einer knappen Zeitdifferenz von zwei Sekunden auf den Sieger und nur zwei Zehntel Sekunden auf den Zweitplacierten. Beim internationalen Straßenrundrennen Rankweil im Vorarlberg schreibt Helmut "Als Letzter vom Start. In der 14. Runde am 4. Platz liegend mit Ventilbruch ausgeschieden". Und beim 4. internationalen Straßenrennen Lustenau, ebenfalls in Vorarlberg, startet er aus der ersten Reihe. In der 2. Runde in Führung liegend, in der 3. Runde überholte er die ersten "Nachzügler", kam er dann noch einmal an Start und Ziel vorbei, dann brach wieder ein Kipphebel und Krackowizer musste aufgeben.
1949
Zu den beiden Rennen 1949 in der Schweiz schreibt mein Vater:
Erlen: "...Ich sehe mich noch heute mit meinem Salzburger Freund Volzwinkler, der eine schnelle 350er Norton fuhr, als Schlusslicht am Start stehen, weil wir die ungewohnte Art mit der Flagge von unten nach oben zu starten nicht kannten. Wir fuhren dann zwar bei Regen wie die Berserker dem entschwundenen Feld nach, und was meine Person anlangt, war ich maßlos überrascht, als ich einen Konkurrenten nach dem anderen aufholte und auf einmal sogar Fergus Anderson, der eine neue AJS "Boy Racer" fuhr, hinter mich brachte. Dann begann aber die Kupplung zu rutschen und da man damals noch keine, bei Fahrt von Hand verstellbaren Bodwenzüge besaß, gab ich das Rennen, etwa am fünften Platz liegend, auf, weil mir ohnehin das Wasser schon bei den Stiefeln herauslief."
Auch der zweite Start in der Schweiz in Olten brachte ihm kein Glück. Wiederum verspätet vom Start weggekommen, fädelte er mit seiner Velocette 350 KTT MK8 wie ein Slalomläufer eine Reihe vor ihm liegender Fahrer auf, bevor er sich in einer Kurve verbremste und sich in Holzbrettern wiederfand. Dabei war die Düsennadel aus ihrer Klammer geschleudert worden, und wie der Drehgriff aufzog, hob er nur den Schieber, nicht aber die Vergaser-Düsennadel auf - er musste das Rennen aufgeben.
Erfolge 1949 Auszug:
... Motorrad-Straßenrundrennen Korneuburg, NÖ., 2. Platz mit Rudge 250 cm³ in der Kompressormaschinen-Klasse
... Ostermontag, Straßenrundrennen in Dornbirn, Vorarlberg: 2. Platz in der Kompressormaschinen-Klasse mit seiner
"normalen" 250 cm³ Rudge 27:37 min., und ebenfalls Zweiter in den Klassen 350 26:40,3 min. und 500 cm³
26:47,1 min. erstmals mit der neu erworbenen Velocette 350 cm³ KTT MK8, die er seit März des Jahres fuhr.
... Motorrad-Straßenrundrennen in Rankweil: 5. in der Klasse bis 350 cm³ 57:35,2 min., zwei Runden zurück
... Schauinsland, Freiburg im Breisgau, Deutschland: 2. Platz in der Klasse bis 250 cm³
... 1 Straßenrennen "Rund um die Schanz", Ingolstadt, Bayern:
in der Klasse 250 cm³ ohne Kompressor 2. Platz auf Rudge,
in der Klasse bis 350 cm³ mit Saugmotoren 4. Platz auf Velocette
Lizenzfahrer in der Klasse bis 250 cm³, zehn Runden = 39,5 km:
2. Platz auf Velocette mit 29:58,6 min. = 79,8 km/h;
er hatte bis zur vorletzten Runde geführt, ein Kolbenklemmen warf ihn zurück.
Lizenzfahrer in der Klasse bis 350 cm³ mit Saugmotoren, zehn Runden = 39,5 km:
4. auf Velocette mit 26:40,7 min. = 89,9 km/h;
... Straßenrennen in Linz-Urfahr 85 Rennfahrer, rund 20 000 Zuschauer, 20 Runden:
2. in der Klasse bis 250 cm³ auf Rudge 27:26,2 min. hinter Alex Mayer auf Moto Guzzi 27:19,6 min..
Insgesamt landete Helmut Krackowizer neun Mal in diesem Jahr auf Platz zwei.
1950 bis 1955
In den folgenden Jahren fuhr er mit wechselndem Erfolg auch im Ausland, z. B. in Erlen und Olten Schweiz, beim Schauinsland Bergrennen, Ingolstadt und am Norisring in Nürnberg sowie am Hockenheim-Ring alle Deutschland. Daneben nahm Krackowizer an Wertungsfahrten und Bergrennen in Österreich teil z. B. am Gmunderberg oder bei der 1. internationalen Alpenfahrt Automobile und Motorräder am 27. und 28. August 1949 im Land Salzburg. Dabei fuhr er eine NSU Fox.
Nach dem überraschend frühen Tod seines Vaters 1952, der in Vöcklabruck Rechtsanwalt war, musste er sich auf Rennen in Österreich einschränken. In Vöcklabruck betrieb Helmut Krackowizer einen Motorradhandel. Neben Straßenrennen mit Motorrädern nahm er auch an Roller-Rennen mit einem Lohner-Roller teil z. B. in Linz. Im Laufe der Jahre fuhr er verschiedene Motorradmarken: Rudge 250 cm³, Velocette KTT MK VIII 350 cm³, BSA "Gold Star" 350 cm³, Lohner Roller, Norton "Dominator"500 cm³, AJS, Puch u. a. 1955 beendete er dann seine aktive Motorradrennfahrerlaufbahn.
Eine detailierte Ergebnisliste gibt es im Buch, das ich 2022 in Erinnerung an den 100. Geburtstag von meinem Vater herausgebracht habe. Auch im Salzburgwiki stehen noch weitere Ergebnisse zwischen 1950 und 1955.
Erst ab Mitte der 1960er-Jahre nahm er dann wieder an Motorveteranen-Veranstaltungen teil. Und als Motorradfachjournalist wurde er immer wieder bei Motorrad-Neuvorstellungen zu Probefahrten eingeladen.
Neben der Ehrenrunde bei der TT 1990 hatte für Helmut Krackowizer noch einen Rennen eine besondere Bedeutung: 1973 gewann er den ersten Oldtimer Grand Prix auf dem Nürburgring in Deutschland auf einer Sunbeam 90, Baujahr 1929, aus der Sammlung seines Freundes Walter Brandstet-ter aus St. Pölten. Es war dies das erste Oldtimerrennen auf dem Festland-Europa auf den Britischen Inseln hatte es derartige Veranstaltungen schon früher gegeben.