Martin Schneeweiß
Martin Schneeweiß war einer der ganz großen Sandbahnfahrer vor dem Zweiten Weltkrieg.
Er wurde 1937 Sandbahn-Europameister in Prag.
Übersicht seiner Erfolge (bis 1928)
Martin Schneeweiss, „Sandbahn-Europameister" 1937
* 26.6.1907 Wien, † 7.10.1947 Graz
Text von Helmut Krackowizer
Erst ein paar Wochen vor seinem Todessturz am 4. Oktober 1947 auf der Grazer Trabrennbahn lernte ich ihn persönlich kennen. Am Start zum' Grazer Ries-Bergrennen sprach mich Martin an: „Schön, dass es noch jemand gibt, der eine Rudge fährt!" Damit flog die Erinnerung eines Schneeweiß-Fans zurück in das Jahr 1932, als der Wiener Fahrschulbesitzerssohn die letzte österreichische Touren-Trophäe auf dem Wolkersdorfer Straßenrundkurs, nördlich von Wien, auf einer Rudge gewonnen hatte.
Die Begeisterung des Autors dieser Zeilen (gefunden in einer historischen Zeitschrift) für Schneeweiß fachte schon 1935 seine Motorrad-Bestzeit im 1. Großglockner-Rennen auf einer Austro-Omega JAP 600 an. 1937 errang er dann den damals höchsten Titel; er wurde im Prager Strahov-Stadion Sandbahn-Europameister gegen die besten Engländer seiner Zeit sowie gegen die JAWA-Asse Gunzenhauser, Juhan Stanislav und seinen hartnäckigsten Widersacher in Österreich Poldi Killmeyer.
Erst zehn Jahre alt war bis dorthin seine Laufbahn, denn 1927 geht er im Alter von 18 Jahren erstmals an den Start der österreichischen Touren-Trophäe auf dem Breitenfurter Rundkurs im Wienerwald. Er gewinnt noch im selben Jahr die österreichische Bahnmeisterschaft in der 175-cm³-Klasse in der Wiener Krieau.
Als neuer Meister steht er neben den alten Recken Rupert Karner, Leopold Dirtl, dem Vater von Fritz Dirtl, und Michael Gayer. Seine Erfolgskurve geht nun steil aufwärts! Ein Jahr später, 1928, fährt er auf einer 350-cm³-Harley-Davidson am Semmering Motorrad-Bestzeit. Seine nächste Erfolgsmarke war dann die englische Rudge-Whitworth. Damit gewann er schon 1929 zum ersten Mal die österreichische Tourist-Trophy. Zwischendurch startete er mit wachsendem Erfolg auch in Bahnrennen.
Nach dem Glocknersieg 1935 begegnet man Schneeweiß fast nur mehr bei Bahnrennen. Vor dem Krieg hat er noch zwei bemerkenswerte „Ausritte" zu Straßenrennen. 1938 wird er von BMW, als sein Landsmann Karl Gall auf der Insel Man schwer stürzt, als Verstärkung des „Aufsteigers" Schorsch Meier und dessen „Schatten" Wiggerl Kraus ins BMW-Werkteam geholt. Er startet nur zweimal auf der Kompressor-BMW, im GP von Deutschland am Sachsen ring und am Großglockner, jedoch beide Male ohne Erfolg. Er kehrt zu seinen Eigenbau-Maschinen mit Husqvarna-Motoren zu rück und beherrscht weiterhin die Sandbahnen Mitteleuropas.
Nach Kriegsende konnte ich Schneeweiß im Frühjahr 1946 im ersten Nachkriegs-Bahnrennen in Wels aus der Nähe bewundern. Er war mit seiner „Gigant" mit 350-cm³-Eigenbau-Motor (nach Husqvarna-Vorbild) unschlagbar. Seine Siegesserie sollte jedoch nicht mehr lange anhalten. Am 7. Oktober 1947 erlosch nach einer tragischen Kollision mit seinem Erzrivalen Hermann Gunzenhauser auf der Grazer Trabrennbahn einer der leuchtendsten Sterne am Rennfahrerhimmel Österreichs.
Seine Erfolge
1927
1. Preis Riederberg-Rennen, 175 cm³, als Neuling
3. Preis Bahnrennen Ischl, 175 cm³
1. Preis Bahnrennen Krieau, Bahnmeisterschaft, 175 cm³
2. Preis Großer Preis von Österreich, 250 cm³
2. und 3. Preis Bahnrennen Marburg
2. und 3. Preis Bahnrennen Linz
4. Preis Semmering-Rennen
1928
1. Preis Skijöring in Spital a. Semmering, 250 cm³
1. Preis Bahnrennen Graz
1. Preis Bahnrennen Graz
3. Preis Österreichische Tourist- Trophy
1. Preis Saurüssel-Rennen, 350 cm³, Rekord
2. Preis Bahnrennen St. Pölten, 250 cm³
2. Preis Bahnrennen St. Pölten 350 cm³
3. Preis Bahnrennen St. Pölten 500 cm³
1. Preis Bahnrennen Altheim, 350 cm³
1. Preis Bahnrennen Krieau, 350 cm³
3. Preis Bahnrennen Krieau, 500 cm³
2. Preis Riederberg-Rennen, 350 cm³
1. Preis Sernmering-Dennen, beste Zeit des Tages, neuer Rekord
2. Preis Schwabenberg-Rennen, 350 cm³
Besitzer des Prominenten-Abzeichens der Oe. M. R. V.
1929
1. Preis Kilometer-Lancé, Rudge Whithworth,
500 cm³, 25:18 sek = 142,970 km/h
1. Preis Österreichische TT, Rudge Whithworth,
500 cm³
1930-1934
müssen nachgetragen werden
1935
u.a.
beim Eröffnungsrennen der Großglockner Hochalpenstraße am 4. Juli
1. Preis in der Klasse über 500 cm³ - schnellste Motorradzeit des Tages
bei der Ungarischen Motorsportwoche am Rekordtag in Gyon, Ungarn, am 6. November:
Solo-Motorräder auf Austro Omega 600: fliegender Kilometer: 168,618 km/h; fliegende Meile: 167,736 km/h
stehenden Kilometer: 132,110 km/h - Ungarischer Rekord
beim Abschlussrennen, dem Dreihotterbergrennen am 10. November:
1. Preis Klasse bis 250 cm³ und schnellste Motorradzeit des Tages
Quellen "Das Motorrad" 1929 und 1935