Die Expeditionen des Professors Dr. Max Reisch
Als Student fuhr er mit Puch-Motorrädern und und einem Steyr-100-Automobil kreuz und quer durch die Welt. Mit Fahrzeugen, an denen alle wichtigen, auswechselbare Teile versiegelt wurden, bevor er damit auf Reisen ging. Denn er sollte den Beweis liefern, dass die Qualität der österreichischen Automobile und Motorräder hervorragend war. Der Beweis - die Rückkehr nach Wien ohne westentliche Reparaturen - war ihm stets gelungen. Auch Helmut Krackowizer gelang ein ähnlicher Qualitätstest. Aber mit einem deutschen VW und erst viele Jahre später - (siehe hier).
Max Reisch, seine Reisen (Auszug)
Über seine Reisen hatte er höchstpersönlich etliche Bücher geschrieben. Nach seinem Tod erschien mindestens ein Buch, das über diesen Tiroler 'Abenteurer' berichtet (siehe meinen Buchtipp unten). Und das war Max Reisch auch, jedenfalls in seinen jungen Jahren. Als Student begann er mit dem Reisen, das war Anfang der 1930er-Jahre. Also noch zu einer Zeit, in der man noch nicht bequem durch ferne Länder reisen konnte. Diese Reisen waren Abenteuer, verbunden mit Strapazen und Entbehrungen. Max Reisch war einer der berühmtesten Reise-Pioniere des 20. Jahrhunderts.
1932: Mit Motorrad und Zelt nach Afrika
Anfang der 1930er-Jahre studierte Max Reisch in Wien. So kam es, dass er im Sommer 1932, während die Uni Sommerpause hatte, in den Monaten der größten Hitze Nordafrika bereiste. Zusammen mit dem Nürnberger Alfred Schricker fuhr er auf einer Puch 250 cm³, Baujahr 1929, von Wien über Spanien nach Nordafrika. Von Westen nach Osten, von Algier bis Tripolis, führte diese Reise. Von Algier unternahmen die beiden einen Abstecher tief in die Sahara nach Süden. Bis Tripolis hatten die beiden bereits 3 000 km im Sattel der Puch verbracht. Von Tripolis ging es dann per Schiff nach Syracusa auf Sizilien in Italien und von dort auf dem Landweg wieder nach Österreich zurück.
In Melilla, der spanischen Enklave an der nordafrikanischen Mittelmeerküste, nahm Reisch an einem Motorradrennen teil. Die lokale Zeitung berichtete über das Rennen, bei dem "Señor Puch (sprich Putsch) aus Austria" den zweiten Platz belegte. Den Namen Reisch hatte man sich nicht gemerkt, wohl aber Puch.
Und diese Puch 250 war auch das erste österreichische Motorrad in Afrika gewesen! Über seine abenteuerliche Reise berichtete Reisch im österreichischen "Das Motorrad".
Vom 1. Oktober 2017 bis 28. Februar 2018 war diese Maschine in Österreich, im Salzburger Flachgau, in den Ferdinand-Porsche-Erlebniswelten fahr(T)raum in einer Sonderschau "Österreichische Motorradgeschichte" zu sehen.
1933: Mit dem Motorrad nach Indien
Am 27. Juli 1933 brach Max Reisch von Wien zu einer Indien-Expedition auf. Und zwar wieder mit einem österreichischen Motorrad, einer Puch 250 und als Beifahrer war Herbert Tichy mit von der Partie gewesen. Das Hinterrad war noch ohne Federung. Außer den beiden Personen wurden noch rund 70 kg Ausrüstung, Ersatzteile, Benzin und Öl mitgeführt. Da es sich bei dieser Reise auch wieder um eine Art Testfahrt als Beweis für die Standfestigkeit der Motorräder der damaligen Zeit handelte (wie schon bei der Sahara-Reise), waren alle wesentlichen Teile der Maschine plombiert.
Die Reise führte die beiden über den Balkan, durch die Türkei, Syrien, Irak, Persien (heute Iran), Afghanistan, Belutschistan (heute Pakistan) auf den indischen Subkontinent bis Bombay. Nach 12 900 km und etliche Monate später (1934) erreichten sie dann auch ihr Ziel! Am 18. Jänner 1934 kehrten sie nach Wien zurück, wo sie gegen Mittag ankamen.
Max Reisch schrieb seine Erlebnisse dieser Reise in einem Buch nieder ("Indien, lockende Ferne; 13 000 km Pionierfahrt mit Herbert Tichy nach Indien" Ulstein Verlag, heute noch erhältlich beim Verlag Ennsthaler, ISBN 978-3850681315). In den 1970er-Jahren fuhr er dann nochmals auf dieser Strecke - allerdings mit zeitgemäßen Verkehrsmitteln. In seinem Buch "Karawanenstraßen Asiens" (Welsermühl Verlag, 1974 erschienen) verglich er die Fahrt mit der Puch mit den Gegebenheiten der 1970er-Jahre, stellte alte Fotos neuen gegenüber und berichtete in interessanter Art über die Indienfahrt 1933/34.
Und 2004
... ja, 2004 fuhr Heinz Kaminski 70 Jahre nach Max Reisch und Herbert Tichy,
mit einer 70 Jahre alten Puch 250R alleine von Wien nach Mumbai (Bombay).
1935-1936: In einem Steyr 100 rund um die Welt
Es war ein besonderes Auto, dieser Steyr 100 mit 1 380 cm³ und 32 PS, Baujahr 1934, und einem Spezialaufbau aus Aluminiumblech gefertigt. Denn dieses Fahrzeug war am 22. September 1934 das erste Fahrzeug, das über die fast fertige Großglockner-Hochalpenstraßen-Scheitelstrecke fuhr, besser gesagt, rumpelte (hier ein Link zum Nachlesen über diese auch abenteuerliche Fahrt). Am Steuer saß der Salzburger Landeshauptmann Dr. Franz Rehrl und neben ihm der Planer der Straße und ausführende Ingenieur, Franz Friedrich Wallack.
Und eben mit diesem Fahrzeug, in Begleitung von Helmut Hahmann, Techniker und Kameramann, fuhr Reisch am 22. April 1935 von Wien los (in einer späteren Ausgabe des Buches, 1983, schreibt Max Reisch aber den 23. April als Abreisetag). Ziel war - wieder Wien, aber diesmal sollte es rund um die Welt gehen. Die Reise ging durch den Nahen Osten, Irak, Iran, Afghanistan, Pakistan, Indien, Burma, Vietnam nach China. In Shanghai wurde eingeschifft und es ging zunächst nach Japan und von dessen östlichem Hafen Yokohama weiter nach Nordamerika, quer durch die Vereinigten Staaten von Amerika von Seattle über San Francisco nach New York. Die "Bremen" brachte die beiden und ihr Auto nach Bremerhaven und von dort ging es nach Wien.
Natürlich schrieb Reisch auch über diese Reise ein Buch: "2 Mann und 32 PS, im Auto um die Erde" (Ulstein Verlag, heute noch erhältlich beim Verlag Ennsthaler ISBN 978-3850681766). Eine Übersicht aller Publikationen dieses Weltreisenden finden Sie auf der Homepage des Reisch Archivs unter diesem Link.
Mehr über Prof. Reisch und ein ORF-Film-Link
Wie bereits erwähnt, waren das nur drei seiner zahlreichen Reisen. Mehr über Prof. Reisch finden Sie auf der Homepage des Reisch Archivs sowie ein Link zu einem ORF-Film Landesstudio Innsbruck, 44 min. über Max Reisch.
Bildtexte unten von links:
1. Oktober 1983: Übergabe der Sahara-Puch von Prof. Max Reisch (2. von rechts) als Leihgabe für das Tiroler Landesmuseum,
Innsbruck: v.l.n.r. Altbürgermeister von Innsbruck Dr. Lugger, Christiane Reisch, Bürgermeister von Kufstein, Dr. Dillersberger,
Dr. Max Reisch und Dr. Pizzinini vom Zeughaus-Museum Innsbruck; Bildquelle Archiv Reisch, Bozen, Südtirol.
Ankündigungsplakat über einen Reisevortrag von Max Reisch, Bildquelle Archiv Reisch, Bozen, Südtirol.
Ulrich Knieps von BMW Group (stehend) mit Valentin Wecht, einem Freund der Familie, beim 'Concorso Villa d'Este' 2017 in Como,
Italien. Dabei wurde die Indien-Puch (250 cm³), mit der Prof. Reisch 1933 von Österreich nach Indien fuhr, ausgezeichnet. Bildquelle Archiv Reisch, Bozen, Südtirol".